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Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd jr. Biggle
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schien nicht an Luxus gewöhnt zu sein. Dann betrachtete Farrari eingehend die Kleider und entdeckte konsterniert, daß er anscheinend irgendwann im Verlauf der letzten Stunde selbst ein Mitglied der Priesterschaft geworden war. Das Gewand unterschied sich von allen, die er bisher gesehen hatte, aber der schwarze Streifen am Saum ließ keinen Zweifel aufkommen.
    Er ließ das Gewand auf die Matratze fallen und kehrte zum Fenster zurück. Kurze Zeit später konnte er den Auszug des Kru und des Adels aus dem Tempel beobachten. Die Soldaten begleiteten den Kru.
    Dämmerung brach ein und schließlich Dunkelheit. Farrari wartete angespannt, jeden Augenblick darauf gefaßt, daß die Tür sich öffnete. Als es dunkel genug zu sein schien, stieg er aus dem Fenster, ließ sich in den Hof hinab und bewegte sich entlang der Steinmauern auf das Tor zu. Es war nicht bewacht, und er trat auf die verlassene Straße. Die Fensterläden waren schon geschlossen, und er erreichte unbeobachtet Borgleys Haus, das er durch die Hintertür betrat.
    Sie waren alle da. Borgley und seine Frau, Gayne und seine Frau, die Lehrlinge und zwei Männer, die Farrari bisher noch nicht getroffen hatte. Sie waren emsig bei der Arbeit. Farrari sah die vollen Brotkörbe. Offensichtlich hatten sie früh mit dem Brotbacken begonnen, um nachts Zeit zu haben, etwas zu seiner Rettung zu unternehmen.
    Entgeistert starrten sie ihn an, dann rief Borgley einem Lehrling zu: »Rasch, hol ihm einen Mantel und bring ihn zum Treffpunkt.« Der Lehrling verschwand, und Borgley wandte sich Farrari zu. »Wie sind Sie entkommen?«
    »Durch ein Fenster.«
    »Wurden Sie nicht bewacht?«
    Farrari schüttelte den Kopf.
    »Warum haben sie Sie geschnappt?«
    »Wegen des Kuchens. Es ist eine lange Geschichte, und ich verstehe sie selbst nicht ganz …«
    »Schon gut. Erzählen Sie sie im Hauptquartier. Das Wichtigste ist jetzt, daß Sie sofort aus Scorv verschwinden.«
    Der Lehrling kehrte mit zwei Mänteln zurück, gab den einen Farrari und hängte sich den anderen selbst über die Schultern.
    »Geht jetzt«, sagte Borgley. »Ich werde euch eine Plattform nachschicken, wenn eine verfügbar ist. Sonst sende ich euch Haral mit Grils nach.«
    Sie marschierten über die Sandstraße, und nach einer Weile landete eine von Jorrul gelenkte Plattform neben ihnen. Sie gingen an Bord, und Jorrul sagte nichts, bis sie den unterirdischen Raum in der Mühle erreichten. Koordinator Paul und verschiedene Spezialisten vom Stützpunkt waren anwesend. Ohne Umschweife befahl Jorrul Farrari: »Erzählen Sie, was geschehen ist. Alles.«
    Sie hörten zu, sie stellten Fragen, sandten Nachrichten an den Stützpunkt und an verschiedene Agenten. Und während all dies geschah, saß Peter Jorrul schweigend da, mit ärgerlich verkniffenem Gesicht. Schließlich schlug er mit der Faust auf den Tisch und sagte bitter: »Eine Gelegenheit, wie sie nur alle tausend Jahre vorkommt – verschwendet.«
    »Immerhin ist Farrari einer ziemlich heiklen Situation unbeschadet entkommen«, sagte der Koordinator sanft. »Und 178, unser Krolc, berichtete, daß er sich während der Zeremonie hervorragend gehalten hat. Er hatte nicht die geringste Ahnung, daß er ein Mitglied des IBB ist, bis sein Verschwinden den Tempel in Aufregung versetzte. Ein Bäckerlehrling hätte nervös sein können.«
    »Aber ich war doch nervös«, protestierte Farrari.
    »Das hat man aber nicht gesehen.«
    »Jedenfalls verstehe ich diese idiotische Zeremonie mit dem Kuchen noch immer nicht, und auch nicht, warum man einen Priester aus mir machen mußte.«
    »Einen Priester des Kru!« sagte Jorrul, immer noch verbittert. »Denken Sie doch an die Möglichkeiten! Und ausgerechnet Farrari mußte das passieren! Jeder andere Agent …«
    »Nein.« Paul schüttelte entschieden den Kopf. »Er konnte gar nicht anders handeln, als er es getan hat. Immerhin hat er kein IBB-Training und spricht nur unzureichend Rascisch, was Gayne Prolynn allerdings nicht wissen konnte, als er ihn mit in den Palast nehmen wollte.«
    »Trotzdem ist es eine verschwendete Gelegenheit«, knurrte Jorrul.
    »Zu den kritischen Dingen, die Sie nicht wußten«, fuhr Paul zu Farrari gewandt fort, »gehört es, daß ein IBB-Agent sich niemals in einer Menschenmenge fangen läßt. Deshalb verloren Sie Gayne aus den Augen. Sobald er sah, was passiert war, drängte er sich zum Eingang des Hofes, von wo aus er am leichtesten verschwinden, konnte. Und als er merkte, daß Sie ihm nicht folgten,

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