Die Weltverbesserer
und ausgebrannt. Die Erkenntnis, daß seine Idee nun nicht mehr Wirklichkeit werden konnte, bedrückte ihn. Er folgte der schweigenden Menge zum Ausgang und suchte nach Gayne. Der IBB-Agent mußte wissen, daß Farraris Sicherheit gefährdet war, sobald das Gedränge sich auflöste, und würde wahrscheinlich am Eingang auf ihn warten.
Vor ihm blieben die Leute plötzlich stehen und wandten die Gesichter. Zu seiner Linken sah Farrari einen Priester auf einem glänzenden schwarzen Gril. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, den Blick direkt auf Farrari gerichtet. Farrari wandte sich ab und befahl sich streng, nur ja nicht in Panik zu geraten.
Der Priester ritt auf ihn zu, blockierte ihm den Weg und rief ihm etwas zu. Farrari verstand die Worte nicht, aber der Tonfall war unmißverständlich. Es war ein Befehl. Er sah die Priester nicht, die dem Reiter zu Fuß folgten, bis sie ihn umringten. Sie führten ihn zum Tempel, und der Reiter bahnte ihnen den Weg. Farrari hatte keine Ahnung, was schiefgelaufen sein könnte. Er wußte nur, daß er einem Verhör in einer Sprache entgegensah, die er kaum verstand und die er nicht zu sprechen wagte.
Er fühlte sich schrecklich einsam.
8.
Die Seitentrakte des Lebenstempels dienten als Nationalmuseum und Kunstgalerie. Hier fanden sich die Reliefs, die vor mehr als tausend Jahren entstanden waren, und alle weiteren in lückenloser Folge bis zur Gegenwart. Farrari kannte jedes einzelne Werk und hatte sich schon lange gewünscht, sie alle im Original zu sehen. Jetzt ging er an ihnen vorbei und konnte höchstens einen flüchtigen Blick auf sie werfen. Sie betraten den Tempel von der Rückseite. Unter dem großen Portal übergab der berittene Priester sein Gril einem Diener und begleitete sie nun zu Fuß.
Farrari fragte sich lange vergeblich, warum man ihn in den Tempel brachte, und erst, als sie am Ende eines langen Korridors ankamen, gab er die Schuld dem Kuchen. Die Priester hatten die Symbole gesehen. Einige junge Männer standen vor dem Tor am Ende des Korridors versammelt und starrten neugierig in den Raum dahinter. Sie waren Priesterlehrlinge verschiedenen Grades. Ihre Kleidung war unterschiedlich, aber am Saum jedes Gewandes befand sich der schwarze Streifen der Priesterschaft. Sie traten zur Seite, zwei Priester erschienen in der Tür und führten Farrari und seine Eskorte in eine große Halle.
Am einen Ende des Saales sah Farrari den schwarzen Sockel des Turmes der Tausend Augen, der von einem hohen Marmorpodium umgeben war. Darauf saß der Kru auf einem reich geschmückten Thron, und etwas tiefer neben ihm saßen zwei Hohepriester. In einer Nische über dem Thron stand ein ziselierter Goldsarg, in dem der alte Kru ruhte, schon einen Schritt höher als sein Nachfolger, auf seiner Reise in die oberen Regionen des Turmes.
Der Adel und die Priesterschaft von Scorvif füllten die Halle. Die Krönungszeremonien waren bereits beendet. Der Kru trug eine handbemalte Robe und den kurzen goldenen Umhang der Göttlichkeit. Er war mittleren Alters und ziemlich fett. Seine Augen lagen tief in den Höhlen über den Hängebacken. Er schien keineswegs der geeignete Herrscher über eine ausgebrannte Zivilisation zu sein. Farrari musterte ihn, solange er dies wagte, dann senkte er respektvoll die Augen.
Er hatte bereits gespürt, daß aller Augen in der riesigen Halle auf ihn gerichtet waren. Die Priester, die ihn begleiteten, marschierten vorwärts, und vor dem Podium traten sie zur Seite. Er stand allein am Fuß der Stufen, die zum Thron führten, und wünschte, etwas mehr von Rasc-Psychologie zu wissen. Ein junger Lehrling aus dem Süden würde sicher zögern. Also zögerte Farrari, wandte sich unsicher um und rührte sich nicht, bis einer der Priester, die ihn begleitet hatten, zu ihm trat und ihm etwas Unverständliches zuflüsterte. Mit gesenktem Blick, den Kuchen auf den ausgestreckten Armen balancierend, stieg er die Treppe empor.
Es gab nur eine Erklärung. Sie wollten, daß er den Kuchen präsentierte, und dank der Instruktionen des IBB wußte er genau, wie er das machen mußte. Nur, daß er jetzt eben Gaynes Rolle übernommen hatte.
Er erreichte das Podium, trat noch zwei Schritte vor und sank dann langsam in die Knie. Seine Muskeln, die immer noch durch Gaynes langwierige Proben in Mitleidenschaft gezogen waren, protestierten schmerzhaft. Als seine Knie endlich den Boden berührten, neigte er den Kopf, drückte die Stirn auf den kühlen Marmor und legte das
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