Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere
Dem.«
»Ich weiß es nicht. Außerdem, woher willst du das überhaupt wissen?«
Oolies Wortschatz ist anzüglicher geworden, seit sie bei Edenthorpe arbeitet, aber es ist nicht klar, ob sie immer weiß, was sie da sagt.
»Ich hab sie gesehen. Im Garten. Dad hat gesagt, ich soll Mum holen, und sie war nicht im Garten, also bin ich zur Hütte gegangen.«
»Oolie, das erfindest du doch.«
»Gar nicht, ich hab’s gesehen .«
»Was hast du gesehen?«
»Ich hab sie gesehen, wie sie gepoppt haben. Alle beide. Aufm Boden.«
»Wann?«
»Weiß nicht.« Sie macht eine trotzige Schnute, beleidigt, dass Clara ihr nicht glaubt. »Es hat geregnet, und da haben sie gepoppt. In der Hütte.«
»Wer war der Mann?«
»Na, der mit den grauen Haaren.«
Clara geht im Kopf alle grauhaarigen Männer durch, die sie kennt. Wahrscheinlich gibt es irgendeine ganz simple Erklärung.
»Bist du sicher, dass es nicht Dad war?«
»Klar. Ich bin doch nicht blöd.«
»Ich weiß, dass du nicht blöd bist, Oolie.« Sie kennt Oolies wunde Punkte. »War es Mr. Philpott? Der Mann, der uns geholfen hat, als wir den Hamster fangen wollten?«
Sie weiß, dass Mr. Philpott auch eine Parzelle in der Kleingartenanlage hat. Aber er und ihre Mutter beim Poppen? Andererseits ist Doro in letzter Zeit alles zuzutrauen.
»Nein, der war’s nicht. Es war der Große.«
»Welcher Große? Hast du ihn schon mal gesehen?«
»Ja, hier in der Schule.«
Clara versucht sich an die letzten Gelegenheiten zu erinnern, als Oolie da war.
»Der Schuldirektor? Der mit dem Hamster?«
»Nee, aber mit dem würde ich auch gern poppen. Nein. Du weißt schon. An dem Tag. Mit den Blumentöpfern.«
Sie muss vom Gemeindetag im September reden. Was für ein Chaos!
»Meinst du den Stadtrat?«
»Ich weiß nicht, ob er ein Rad hat oder was.« Sie zuckt die Schultern.
»Oolie, versuch dich zu erinnern.«
»Ich erinnere mich ja. Ich weiß nur nicht, wie er heißt.«
Clara stellt fest, dass ihr Herz zu schnell klopft. Sie weiß nicht, was sie glauben soll.
»Was haben sie getan?«
»Ich hab’s dir doch gesagt, die haben gepoppt. Auf dem Fußboden. Er hat auf ihr draufgelegen.« Trotzig lehnt sich Oolie in ihrem Stuhl zurück, erschöpft von der Anstrengung so vieler Erklärungen.
»Ist gut, Oolie.« Clara kniet sich vor den kleinen Stuhl und legt den Arm um sie. »Danke, dass du es mir gesagt hast. Du hast dich wirklich gut erinnert.«
Oolie strahlt. »Ich bin den ganzen Weg zurückgerannt. Ich bin klitschenass geworden.«
»Komm. Ich bringe dich nach Hause.«
Als Clara vor dem Haus in der Hardwick Avenue parkt, geht die Haustür auf und ein junger Mann mit hellem Haar kommt auf die Veranda gestürzt. Hinter ihm schließt sich die Tür mit einem Knall. Er steht perplex da, einen Packen Papiere in der Hand, und versucht seine Aktentasche zu öffnen, während er mit seiner Jacke kämpft.
Oolie rennt die Stufen hoch und umarmt ihn.
Die Papiere gleiten ihm aus der Hand, werden von einem Windstoß erwischt und im Garten verteilt. Clara sammelt sie ein, gibt sie ihm zurück und denkt, was soll dieser alberne kleine Bart?
»Hallo, ich bin Clara, Oolies Schwester. Kennt ihr euch?«
»Das ist Mr. Clemmins. Er hat gesagt, ich brauch meine eigene Wohnung, damit ich Filmer gucken kann.«
»Mike Clements.« Er streckt Clara die Hand hin. Sie ist fest, warm und etwas verschwitzt. Als sie nichts sagt, erklärt er: »Ich glaube, ich habe Ihre Mutter auf dem falschen Fuß erwischt.«
Clara und Oolie sehen sich an.
Clara sagt: »Das kann passieren.«
Dann geht die Tür wieder auf, und Doro streckt den Kopf heraus.
»Was ist hier los? Oolie? Clara? Was macht ihr da?« Sie sieht den jungen Mann an. »Sie sind immer noch da? Warum verschwinden Sie nicht endlich? Und nehmen Sie Ihre verdammten Fragebögen mit!«
Oolie flüstert Clara etwas zu, laut genug, dass jeder es hört: »Mum mag ihn nicht. Sie sagt, er ist umpofressionell.«
»Das reicht, Oolie«, sagt Doro.
»Sagen wir es so, sie hat mich an meine Grenzen gebracht«, erklärt Mr. Clements, stopft die fliegenden Papiere in seine Aktentasche und zieht ab.
Jammerschade, das mit dem Bart, denkt Clara.
Serge
Die Brücke am Cam
Am letzten Oktobersonntag schlendert Serge durch den Kreuzgang seines alten Colleges und versucht nostalgische Gefühle zu mobilisieren, aber das Einzige, was er fühlt, ist äußerste Anspannung, die ihm die Brust einschnürt. Er trägt eine Plastiktüte mit Briefen in der Hand, die er gerade
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