Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere
zu viel auf dem Hinterteil herum. Es ist wichtig, dass wir Erleichterung finden.« Der Hamburger rutscht auf dem Sofa herum.
»Mhm. Ja.«
»Ich dachte mir schon, dass es dir nicht gutgeht, als du so plötzlich weggelaufen bist.«
»Ja. Ich habe mich ... scheiße gefühlt.«
»Ein plötzlicher Drang?«
»Ja. Genau.«
»Ich glaube, Margaret kann dir helfen.« Der Hamburger nickt langsam. »Hast du das von Maroushka schon gehört?«
»Maroushka?« Serges Herz fängt zu klopfen an.
»Die Schlampe ist befördert worden.«
»Befördert?«
»Ja. Max Vearling hat es gestern bekannt gegeben, nachdem du abgehauen bist. Aber ich habe ihren Ansatz immer unhaltbar gefunden. Keine Kompetenz. Korruption.« Beim Reden hebt der Hamburger die Nase und schnüffelt.
Serge schnüffelt auch. Ihre Blicke treffen sich, dann sehen beide schnell zur Seite. Es gibt Gedanken, die nicht ausgesprochen werden können. Der Gestank der Korruption hängt in der Luft. Eigentlich scheint er von hinter dem Sofa zu kommen.
Nach einem kurzen Schweigen grinst der Hamburger verkrampft. »Dann ist das also deine Einführung in die Zehhaar-Therapie.«
»Äh – was soll Zehhaar eigentlich genau heißen?«
»Bist du nicht wegen der Colon-Hydro-Therapie hier?«
»Ach so. CH-Therapie.« Er zwingt sich ein Grinsen auf die Lippen, doch sein Herz flattert entsetzt. Das Diagramm der Waschmaschine an dem Bett. Die Schläuche! Darmspülungen! Oh Grauen! Er springt auf die Füße.
»Ich muss los. Ich hab diesen ... plötzlichen Drang! Bitte entschuldige mich bei Juliette.«
»Juliette?«
»Äh – Margaret. Ich habe sie mit jemandem verwechselt. Du weißt schon, wenn man sich mal was einbildet ...«
»Wirklich, Serge, mein Freund, du brauchst keine Angst zu haben ...«
Die Stimme des Hamburgers folgt ihm bis in den Flur und zur Wohnungstür hinaus. Serge drückt den Knopf, und kurze Zeit später ist der Lift da und bleibt mit einem lauten Peitschenknallen stehen. Serge steigt ein. Mit einem langen schaudernden Stöhnen trägt ihn der Fahrstuhl ins Erdgeschoss.
Clara
Die Üpotheke
Sie hört die Nachrichten im Lokalradio. Edenthorpe Engineering muss dichtmachen und siebenhundert Angestellte werden auf der Straße stehen. Als Clara in der Schule ankommt, redet das ganze Lehrerzimmer davon. Mr. Tyldesley stellt Vergleiche mit dem Niedergang des Bergbaus an. Miss Postlethwaite erinnert an das Schicksal der Weber nach Einführung des mechanischen Webstuhls im achtzehnten Jahrhundert. Mrs. Salmon macht sich Sorgen wegen der Spitzbuben, die sich möglicherweise bei der Schulspeisung einschleichen werden. Am Kopierer wird düster gemunkelt. Für Mr. Kenny ist das Ganze zumindest eine Entschuldigung, gegen das Rauchverbot zu verstoßen. Als Mr. Gorst/Alan kommt, um die Nachricht offiziell zu verkünden, ist das Lehrerzimmer längst in einer Wolke aus Rauch und bösen Vorahnungen verschwunden.
Clara zählt im Geiste die Kinder in ihrer Klasse, deren Eltern bei Edenthorpe arbeiten. Dana Kuciak, Tracey Dawcey, Jason Taylor – und zweifellos noch ein paar mehr. Familien, die ins Ungewisse geworfen werden. Eltern, die nachts über Geld streiten müssen. Kinder, die nervös, ängstlich sind, sich im Unterricht schlecht benehmen, die Hausaufgaben schleifen lassen. Es wird Hänseleien und Mobbing geben.
Nä-nä, dein Pullover stinkt! Nä-nä, die Turnschuhe hat deine Mam bei Netto gekauft!
Und was ist mit den Läden und Geschäften im Ort? Werdendie Leute noch genug Geld haben, um ihr Fleisch beim Metzger in der Beckett Road zu kaufen? Und wenn die Kinder alt genug sind, um selbst zu arbeiten, wo sollen sie hin?
»Was ich nicht verstehe«, sagt sie, »warum? Ich meine, warum führen faule Hypotheken in Amerika dazu, dass eine kerngesunde Maschinenbaufirma in Yorkshire dichtmachen muss?«
»Das ist die Globalisierung«, sagt Mr. Tyldesley.
»Es sind die verdammten Banker«, sagt Mr. Kenny.
»Es ist wie die große Tulpenblase, nicht wahr, Alan?«, sagt Miss Hippo mit einem albernen Lächeln (Zicke!).
In der Mittagspause, als Clara gerade ins Lehrerzimmer will, um die Diskussion fortzusetzen, kommt Jason Taylor auf dem Gang zu ihr.
»Bitte, Miss, können Sie mich sponsern?« Er hält ein zerknittertes Papier hoch, das voll mit krummen, von Hand gezeichneten Linien ist.
»Du weißt, dass das nicht geht, Jason.«
»Bitte, Miss, es ist für meine Mam«, bettelt er. »Für einen neuen Herd.« Er hat graue Streifen und Flecken um die Augen, als hätte er
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