Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere
Erträge.Doch als er abends nach Hause kommt und sich einloggt, stellt er fest, dass Kenporter1601 leergeräumt ist. Alles bis auf den letzten Penny wurde abgehoben. Das kann nur eins heißen: Chicken hat gemerkt, dass jemand mit seinem Konto zugange war. Natürlich musste es früher oder später so kommen; eigentlich ist er überrascht, dass Chicken so lange gebraucht hat. Ihm wird flau, als er sich fragt, was als Nächstes kommt. Dies ist der Moment, in dem Chicken entscheidet, ob er die Behörden einschaltet oder ob er lieber auf der anderen Seite des Gesetzes bleibt.
Serge spielt ein Horrorszenario nach dem anderen durch, und es ist drei Uhr früh, als er endlich einschläft, um dann von Kaninchen zu träumen, die sich in dunklen Höhlen zusammendrängen.
TEIL DREI
Paradies
Doro
Probleme im Kleingartenverein
Doro vermisst zwar den wilden, von Kaninchen bevölkerten Garten in Solidarity Hall, doch sie hat jetzt all ihre Leidenschaft in den Kleingarten gesteckt, einen Garten Eden im Handtuchformat, wo ihre Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Tomaten, Roten Beten, Beeren, Äpfel und Pflaumen prächtig reifen. Doch es ist nicht alles gut.
»Irgendwas ist da im Busch«, sagt Reggie Hicks, ihr Parzellennachbar und der inoffizielle Vorsitzende von GAGA, dem Kleingärtnerverein von Greenhills (Greenhills Allotments Gardeners Association), der von einem perfiden Plan seitens des Stadtrats Wind bekommen hat, das Land an einen Bauträger zu verscherbeln.
Auf der Wiese unter dem Pflaumenbaum neben dem gemeinschaftlichen Wasserhahn wurde eine Versammlung einberufen. Doro gesellt sich zu den GAGA-Mitgliedern, die es sich bei einer Tasse starkem Tee auf einer Sammlung bunt gemischter Liegestühle, alter Küchenhocker und einer gestohlenen Kirchenbank gemütlich gemacht haben, die freitägliche Spätnachmittagssonne genießen und ihre Möglichkeiten abwägen. Reggie Hicks, der 84-jährige ehemalige Bergarbeiter aus Rossington und Sieger des Lauchwettbewerbs seit sechs Jahren in Folge, ist für einen sofortigen Generalstreik; Ada Fellowes, 76, weist darauf hin, dass sie damit nur denen in die Hände spielen würden. Danny Fellowes, ebenfalls 76, ist für Verhandlungenund eine sehr, sehr vorsichtige Vorgehensweise. Jim Smith, der noch älter als Reggie ist und ebenfalls ehemaliger Lauchpreisträger, setzt zu einer langen Rede an, die keiner versteht, nur dass es irgendwie um Rosenkohl geht. Helen Smith schließt sich seiner Meinung an und ergänzt, dass man die am besten an den Eingeweiden aufhängen sollte. Winston Robinson, 66 und aus Trinidad, ungeschlagener Kürbis-Champion, schlägt vor, eine Petition zu verfassen.
Ernest Philpott, 64 und Hausmeister der Greenhills-Grundschule, sagt »Pfui darüber! ’s ist ein wüster Garten, der auf in Samen schießt, verworfnes Unkraut erfüllt ihn gänzlich« und ruft zur sofortigen Besetzung auf.
Doro ist mit sechzig das Nesthäkchen. Sie sagt: »Könnten wir nicht unseren Namen in irgendwas ändern, das ein weniger unglückliches Akronym ergibt?«
»Was ist ein Aggro-Gnom?«, fragt Danny Fellowes.
»Was ist so schlecht an gaga?«, fragt Jim Smith.
In der Zwischenzeit macht sich das wahre Kleingarten-Nesthäkchen, Oolie-Anna Free, 23 Jahre alt, an den Hochbeeten mit dem Gemüse zu schaffen, beaufsichtigt von mehreren wohlwollenden Augenpaaren. Sie gräbt mit bloßen Händen im Kompost und zerkrümelt das zersetzte Pflanzenmaterial mit den Fingern über den Tomatenpflanzen. Unter dem kurzärmligen T-Shirt sind ihre vernarbten Arme zu sehen. Als Doro ihr zusieht, presst sich ihr Herz in einer so intensiven Aufwallung von Liebe zusammen, dass es sich fast wie Schmerz anfühlt.
Für Doro unterteilt sich ihr Leben in zwei sauber getrennte Hälften: das Leben vor Oolie und das Leben mit Oolie. Die Vor-Oolie-Doro war schlank, hübsch, sexy, experimentierfreudig, engagiert. Die Nach-Oolie-Doro ist rundlicher, älter, häufig zu müde für Sex, vorhersehbar, überengagiert. Meistens erinnert sie sich nicht, wie es sich angefühlt hat, die Vor-Oolie-Doro zu sein. Wir alle bauen unser Leben um die Unabänderlichkeiten herum, die es nun mal gibt, und sie hat ihrLeben um Oolie gebaut. Der Kleingarten ist immer ein großer Teil ihres gemeinsamen Lebens gewesen, ein geteiltes Hobby, ein Ort der Sicherheit, ein Hafen der Ruhe während Oolies stürmischer Adoleszenz. Der Gedanke, dass all das von fernen kalten Bürokraten bedroht ist, die mit geldgierigen Baufirmen unter einer Decke stecken, ist
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