Die Werwolf-Elite
übernehmen.
Ihre beiden Leibwächter sorgten dafür, daß die Posten ausgeschaltet wurden.
Auch auf den Türmen hielten jeweils zwei von ihnen Wache. Die Holzbauten standen auf einer etwas breiteren Plattform, so konnten die beiden Bestien um den Bau herumgehen. Geschmeidig und lautlos bewegten sie sich. Nun zeigte sich, daß aus ihnen tatsächlich Raubtiere geworden waren. Ihre schrägstehenden Augen leuchteten kalt. Sie hielten selbst ihre Mäuler geschlossen, um sich durch allzu rasches Atmen nicht vorzeitig zu verraten.
Brassow schlich vor. Er kannte sich hier aus. Als Mensch war er die Strecke schon oft genug gegangen. Nun kam er als Bestie, als Mörder…
Die Posten waren ahnungslos. Sie hockten auf ihren unbequemen Stühlen und drehten der an der rückwärtigen Wand liegenden Tür ihre Rücken zu.
Brassow blieb vor der Tür stehen. Er wartete, bis auch Rock Dale neben ihm war. Sie gehörten zur Werwolf-Elite und würden ihrem Namen alle Ehre machen. Sie nickten sich zu.
Brassow las das Einverständnis in den kalten Augen seines Artgenossen.
Wuchtig riß er die Tür des Holzhauses auf. Gleichzeitig mit der Windbö stürmten die beiden Bestien in das schmale Haus. Die Soldaten wirbelten herum. Sie kamen nicht dazu, ihre Waffen hochzureißen, urplötzlich waren die Werwölfe da, und auf den Gesichtern der Soldaten gefror das Entsetzen zu einer starren Maske.
Ein Hieb mit der Pranke schleuderte den ersten zu Boden. Sein Kamerad folgte. Der zweite riß seine Knarre hoch, doch der harte Hieb fegte sie ihm aus der Hand. Dann bissen die Werwölfe zu.
Sie töteten diesmal nicht, ihre Zähne gruben sich durch die derbe Kleidung und fügten den Männern Wunden zu, wobei die Werwölfe gleichzeitig den Keim des Bösen weitertrugen. Schreie erstickten, die Soldaten zuckten ein paarmal, dann lagen sie still.
Brassow und Dale erhoben sich. »Gut gemacht.«
Sie drehten sich um und sahen Lupina in der Tür stehen. Sie lächelte und hatte weiterhin darauf verzichtet, sich in eine Original-Wölfin zu verwandeln.
»Wie viele sind es noch?« wollte sie wissen.
»Sechs«, sagte Brassow.
»Die schafft ihr.«
»Ja, aber anders.« Der Werwolf stieß ein Fauchen aus. »Ich habe mir da etwas ausgedacht. Über Funk hole ich sie her, und dann geben wir ihnen keine Chance. Wir stürzen uns alle auf sie, auch du, Lupina.«
Damit war die Königin der Wölfe einverstanden. Brassow hob den Hörer des schwarzen Telefons mit beiden Pranken an und befahl eine Zusammenkunft zwecks Wachkontrolle.
»Der werden sie folgen«, sagte er. Und sie kamen auch.
Einer nach dem anderen kletterte die Leiter hoch. Jeder Soldat lief in sein Verderben.
Minutenlang war nur das Fauchen, Schmatzen und Schlürfen zu hören. Als alle vom Keim infiziert worden waren, standen die ersten bereits wieder auf.
Acht Werwölfe waren es. Hinzu kamen Lupina und ihre beiden Leibwächter.
Also elf!
Eine gefährliche Truppe, die nicht gewillt war, sich durch irgend etwas aufhalten zu lassen.
»Kommt«, sagte Lupina. »Die Gefangenen warten…«
***
Ich war wirklich froh, daß uns niemand gesehen hatte, als wir die Hütte verließen. Jovanka ging auch nicht mehr den normalen Weg zurück, sondern schlug sich mit uns zusammen sofort in den Wald.
Und der war verdammt dicht.
Eine genaue Entfernungsangabe hatte sie nicht geben können. Jovanka kannte sich selbst da nicht so aus, sie meinte aber, daß wir drei Stunden unterwegs sein würden. Die waren fast um.
Hinter uns lag wirklich eine schwere Strecke. Der Wald zeigte sich von einer Seite, wie ich sie von England her nicht kannte. Das war ein Urwald, durch den wir uns geschlagen hatten, und ich wunderte mich, daß sich Jovanka trotz der Dunkelheit so gut zurechtfand, denn inzwischen war es finster geworden. Der Himmel hatte eine dunkelgraue Farbe angenommen. Wenn sich der Baumbestand etwas lichtete und wir nach oben schauten, sahen wir auch den satten Vollmond am Himmel leuchten. Werwolfwetter.
An meinen Job dachte ich kaum noch.
Ich stiefelte und stolperte kurzerhand hinter Jovanka her. Suko tat das gleiche. Irgendwann machte man so etwas auch automatisch, da bewegten sich die Beine, da gab man nur auf Stolperfallen acht und schaltete das Denken aus. Als Jovanka stehenblieb, wäre ich fast an ihr vorbeigelaufen, so sehr war ich in Gedanken. Suko erging es ähnlich.
Zudem war es fast stockfinster.
Obwohl uns hier sicher niemand hören konnte, sprach die Russin mit gedämpfter Stimme.
»Also«, sagte
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