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Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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keuchte und glaubte, dass sie jeden Moment zusammenbrechen würde. Ihr Herz hämmerte bis zum Hals und wollte ihr aus der Kehle springen. Das Seitenstechen war kaum noch auszuhalten.
    Doch die Todesangst verlieh Rosanna immer noch Kräfte. Sie lief weiter, stolperte über eine Wurzel, fiel hin und verstauchte sich den Knöchel. Schluchzend richtete sie sich wieder auf. Die Wölfe umringten sie, schnappten nach ihr, bissen sie. Doch es waren keine tödlichen Wunden, und sie sprangen sie nicht an und rissen sie nicht nieder.
    Wolfsbisse zerfetzten Rosannas Kleid. Blut lief ihr über den Körper. Humpelnd, doch immer noch sehr schnell erreichte sie die Felder. Rauschend schlug der hohe Mais über ihr zusammen. Rosanna lief durch das Maisfeld, erreichte ein trockenes Bachbett und durchquerte es, immer verfolgt und angetrieben von den drei Wölfen.
    Mehr tot als lebendig vor Erschöpfung und Todesangst erreichte Rosanna das Dorf. Das Kleid hing ihr in Fetzen herunter. Sie keuchte. Blut rann aus den Bisswunden an ihrem Körper. Als Rosanna ins Dorf taumelte, blieben die Wölfe zurück. Ein letztes Mal heulten sie schaurig. Die Dorfbewohner verrammelten voller Angst Fenster und Türen und wagten sich nicht heraus.
    Vor dem Haus ihrer Eltern am Marktplatz brach Rosanna bewusstlos zusammen.
    Vorher brachte sie es gerade noch fertig, gegen die Tür zu hämmern und mit atemloser Stimme zu rufen: »Bitte, lasst mich herein. Ich bin es, Rosanna.«
    Ihr Vater öffnete, eine Flinte unterm Arm. Argwöhnisch spähte er umher. Die Mutter, Rosannas jüngere Schwester und ihr Bruder trugen die Bewusstlose ins Haus. Der alte Arzt wurde geholt. Er untersuchte die Bisswunden und befahl, sie mit Franzbranntwein auszuwaschen. Dann gab er dem Mädchen eine Tetanusspritze und eine gegen Tollwut.
    Sorgenvoll verzog er das Gesicht. Eine dickglasige Brille saß ihm auf der Adlernase.
    »Wird sie es überleben?«, fragte Rosannas Vater ängstlich.
    »Gewiss, die Bisse sind Fleischwunden«, antwortete der Dottore. »Sie hat einen Schock erlitten und braucht ein paar Tage strikte Ruhe. Ich sorge mich deshalb, weil ich mich frage, ob sie vielleicht einen Virus im Blut hat, den ich nicht mit Medikamenten bekämpfen kann.«
    »Welchen meinen Sie?«, fragte Rosannas Vater.
    Der Arzt äußerte sich nicht dazu. Er war Mediziner, kein abergläubischer Gespensterseher. Doch er lebte schon lange in der Gegend und wusste allerhand.
    »Informieren Sie mich sofort, wenn Sie bei Ihrer Tochter etwas Merkwürdiges feststellen, Signor Andrigotti«, sagte der Arzt. »Sie können mich zu jeder Tages- und Nachtzeit aufsuchen. Dann komme ich sofort.«
    Damit verabschiedete er sich und ging aus dem Haus. Rita und Annunciata waren bereits zu Hause eingetroffen, beide unverletzt, mit dem Schrecken davongekommen. Sie informierten ihre Eltern und die restliche Familie über den Vorfall. Solange der Vollmond schien wagten die zwei Mädchen sich nicht mehr aus dem Haus. Vorm Dorf, oben am Berg, heulten die Wölfe. Schaurig hallte es von den Bergen wider.
    Kein Jäger getraute sich hinauf, um ihnen den Garaus zu machen. Alle blieben im Dorf. Mit Windeseile verbreitete sich die Nachricht vom Auftauchen der drei unheimlichen Wölfe im Dorf. So erfuhren auch die Montalbas und Francesca davon.
     
    *
    Am Nachmittag des folgenden Tages fuhr Ricardo di Lampedusa in seiner schwarzen Limousine mit silbernem Ständer bei dem Gehöft der Montalbas vor. Er stellte das Auto mit dem offenen Verdeck in den Schatten der Olivenbäume. Francesca schaute aus dem Küchenfenster und sah eigenartig berührt, dass der Stander auf der Motorhaube der Limousine einen silberfarbenen Wolf darstellte.
    Francesca hatte ihr bestes Kleid angezogen. Es betonte ihre schlanke Figur mit den großen Brüsten, der schmalen Taille und den fraulichen Hüften. Die kastanienbraunen Haare hatte Francesca hübsch frisiert und ihren wenigen Schmuck angelegt. Sogar etwas Parfüm hatte sie sich geleistet.
    Eine Nachbarin sollte servieren. Von Francescas schwachsinniger Schwester konnte man das nicht verlangen. Francesca in ihrem Sonntagsstaat durfte es auch nicht. Ihr Vater und der sechzehnjährige Bruder, ein rechter Gernegroß, warteten schon im Wohnzimmer und schickten sich an, den Besuch zu begrüßen.
    Francesca schaute den Marchese di Lampedusa an. Ein eigenartiges Gefühl überkam sie. Ricardo di Lampedusa war Mitte Dreißig, hatte an den Schläfen jedoch schon graue Haare. Sehr groß war er, dunkelhaarig,

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