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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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ihrer feuchten Haut. Ihre Blicke trafen sich. Dann fanden sich ihre Lippen und sie verloren sich in Leidenschaft.
    Sie umkreisten sich wie zwei Galaxien, die füreinander bestimmt waren. Sie verschmolzen, um zu explodieren. Sie wurden hinausgeschleudert in die Unendlichkeit des Raums. Die Sterne prickelten auf ihrer Haut.
    Lange lagen sie einfach nur da und genossen, endlich zueinandergefunden zu haben.
     
    Später gesellten sie sich zu den Andren.
    „Oh, der Tee hat aber gut geholfen“, sagte Figaro Slinkssons und grinste.
    „Sieht sogar besser aus, als bevor sie in den See gefallen ist“, sagte Schüssli.
    „So eine gesunde Gesichtsfarbe, meine Liebe. Wunderbar!“
    Laima fühlte, wie ihre glühenden Wangen noch röter wurden, als sie es schon waren.
    Sie setzten sich dazu, während die Andren sich mit Gompa unterhielten. Da fiel ihr von Steins Gesicht auf.
    „Sie haben einen Bart bekommen!“, sagte sie. „So lange habe ich doch nicht geschlafen? Oder doch?“
    „Nein, sie haben nur wenige Stunden geschlafen.“
    „Aber sie haben sich heute Morgen noch rasiert.“
    „Das ist uns auch aufgefallen. Es ist nur bei mir und Slinkssons so. Wie Lhatsen gesagt hat. Die Zeit vergeht hier schneller. Zumindest für einige.“
    „Bei manchen ist eine Stunde wie ein Tag, wenn sie den Kailash umrunden“, sagte Gompa. „Das kommt häufig vor. Raum und Zeit verlieren sich hier. Vieles überdauert. Andres vergeht. Wie die Sünden. Deswegen kommen die Pilger. In der Hoffnung, sich von ihnen zu befreien. Sie opfern ihre Lebenszeit, um ihr Karma zu reinigen und Verdienste für künftige Leben zu erwerben.“
    „Sollen wir einen Augenblick rausgehen?“, sagte Lhatsen, der sah, dass Laima frische Luft brauchte.
    „Gern!“
     
    Sie traten hinaus in die Nacht. Unter ihnen lagen die Berge. Über ihnen der Sternenhimmel.
    Laima atmete die kühle Luft ein. Sie fühlte sich wunderbar. Noch nie war sie so glücklich, das zu sein, was sie war, ein Mensch. Mit allen Schwächen und Stärken. Sie war so dankbar, dass sie sich erleben durfte, spüren durfte. Sex, Glück, Leid erleben. Schmerz und Freude. Das alles wurde ihr bewusst.
    Bis jetzt war immer irgendetwas in ihrem Leben nicht so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Immer war daran etwas auszusetzen gewesen. Ein Hoffen und Wünschen. Aber jetzt! Jetzt spürte sie, wie wunderbar dies alles war. Die Unvollkommenheit war vollkommen. Alles hatte seinen Platz. Auch der Schmerz. Der Verlust. Sie dachte an ihre Mutter.
    „Was ist mit deiner Mutter passiert?“, fragte Laima Lhatsen.
    „Die Chinesen haben sie vor einem Jahr umgebracht.“
    „Das tut mir leid.“
    „Das muss es nicht. Du kannst ja nichts dafür.“
    „Und warum?“
    „Unsre Familie wohnt hier schon seit langer Zeit. Wir sind Mönche. Aber wir können unser Erbe nur weitergeben, wenn wir eine Familie gründen.“
    „Was für ein Erbe?“
    „Wir hüten die Höhle des Samadhi.“
    „Wer ist der Samadhi?“
    „Wir nennen ihn auch den, der niemals stirbt. Er wohnt in einer Höhle, weit oben am Berg. Niemand außer uns weiß von der Höhle. Aber die Chinesen haben alte Schriften gefunden, in denen sie erwähnt wird.“
    „Und deswegen haben sie deine Mutter umgebracht?“
    „Sie wollen mit aller Macht in die Höhle. Sie wollen den Samadhi. Aber es gibt Kräfte, die nicht von dieser Welt sind. Die es unmöglich machen, in die Höhlen einzudringen.“
    „Was für Kräfte?“
    „Es sind Assuri.“
    „Davon hat uns Thian, unser Guide, auch erzählt.“
    „Es sind Geister, die als helles Licht erscheinen. Erst spürt man einen starken Kopfschmerz. Dann bekommt man Angst. Und schließlich verfällt man dem Wahnsinn. Wenn man nicht mehr aus den Höhlen findet, töten sie einen.“
    „Und die Chinesen wollten wissen, wie sie in die Höhle gelangen?“
    „Ja, aber meine Mutter hat es ihnen nicht verraten. Es gibt auch nichts, was sie hätte verraten können. Wir kommen hinein. Sonst niemand.“
    „Und du? Waren die Chinesen auch hinter dir her?“
    „Natürlich. Aber ich habe mich versteckt.“
    „Aha. Und wo?“
    „Als Ameise unter Ameisen. Ich bin als chinesischer Student nach China gegangen. Dort konnten sie mich nicht finden.“
    „Und dein Vater?“
    „Er hat sich immer in den Höhlen versteckt, wenn sie kamen. Aber meine Mutter war auf dem Weg zu Verwandten. Dort haben sie auf sie gewartet.“
    „Bist du nicht wütend auf die Chinesen?“
    „Dinge sind, wie sie sind. Es macht keinen Sinn,

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