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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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berühren konnte.
    „Au, du tust mir weh! Was ist los? Ist es dir peinlich, vor den andren? Dann sag es einfach! Aber nicht so!“
     
    „Da ist er wieder“, sagte Figaro Slinkssons, als Gompa angelaufen kam.
    „Aber er hat nur ein Paar dabei“, sagte Schüssli.
    „Und Eishaken“, sagte von Stein. „Dann müssen wir eben einzeln hoch.“
    „Zitterst du schon wieder vor Angst, Hosenscheißer?“, sagte Sam.
    Roger Schüssli biss sich auf die Lippe und überhörte den Kommentar.
    „Ich gehe zuerst“, sagte er dann und griff sich die Ausrüstung.
    „Wir werden dich sichern, Roger. Ich binde dir das Seil um den Bauch, nur für den Fall der Fälle. Der Weg geht dort oben weiter. Du musst also nicht nur rüber, sondern auch hoch.“
    Schüssli schnallte sich die Eisenspitzen unter die Schuhe und nahm die zwei Metallhaken in die Hände.
    „Immer erst die Haken in die Eiswand. Das Gewicht auf die Füße verteilen. Mit den Beinen steigen. Nie über die Arme hochziehen. Alles aus den Beinen heraus. Mit den Armen hältst du sonst nicht lange durch. Und das kann gefährlich werden. Deinen Schwerpunkt immer dicht an der Wand. Dann schaffst dus.“
    „Alles klar. Wir sehen uns oben!“, sagte Schüssli.
    Dann schlug er die Haken ins Eis.
    „Das sieht wie ein gefrorener Wasserfall aus“, sagte Slinkssons.
    „Höchstwahrscheinlich ist es das auch.“
    „Dann haben wir Glück, dass nicht gerade Tauwetter ist. Wie soll er den Überhang da schaffen?“
    „Rede nicht so viel, sondern konzentrier dich aufs Sichern.“
     
    Laima beobachtete, wie Roger Schüssli sich an der Eiswand vorantastete. Es lenkte sie von dem unguten Gefühl ab, das Lhatsen zwischen ihnen geweckt hatte. Schüssli hackte mit dem Fuß ins Eis, um festen Halt zu finden. Dann spreizte er die Arme und schlug einen der Haken in die Wand. Eisstücke splitterten ab und fielen klirrend am gefrorenen Wasserfall hinunter.
    „Jetzt kommt er langsam rein“, sagte von Stein. „Er ist gar nicht so schlecht.“
    „Wo ist seine Höhenangst geblieben?“
    „Freuen wir uns doch, dass er uns ein Mal auf dieser Reise damit keine Probleme macht.“
    „Hoffen wir, dass es auch so bleibt.“
    „Hier ist der Weg“, rief Schüssli zu ihnen herunter. „Ich bin gleich da!“
    „O je, jetzt hat er runter geschaut. Das geht schlecht aus.“
    „Nein. Er reißt sich zusammen und klettert weiter.“
    „Was für ein Gesicht, als er nach unten gesehen hat. Das hätte ich zu gerne als Foto. Schade!“
    „Jetzt ist er gleich drüben! Aufgepasst! Er steigt aus der Wand. Geschafft!“, sagte von Stein. „Jetzt die Eisen an die Leine binden!“, rief er zu ihm hoch.
    Schüssli tat es und ließ sie fallen.
    „Der Nächste!“
     
    Als nur noch Laima, von Stein und Gompa übrig waren, sprach der Samadhi zu ihnen.
    „Von ihnen wird es abhängen. – Was mit dieser Welt geschieht, liegt nun in ihren Händen. – Seien sie sich dessen bewusst. Meine und damit auch unsere Aufgabe ist hiermit erfüllt“, sagte er und nickte Gompa zu, der lächelte. „Wir werden jetzt einen schönen Becher Tee zusammen trinken. Wir haben uns viel zu erzählen.“
    „Vielen Dank, Gompa“, sagte von Stein und drückte beiden herzlich die Hand.
    „Laima, sie gehen vor. Die Andren sollen mich dann von oben sichern.“
     
    An der Eiswand zu klettern, war schwer. Wie eine ungelenke Spinne kam sich Laima vor. Sie drückte sich so nah wie möglich an die Wand.
    Die Kälte des Eises drang durch ihre Kleidung und brannte auf ihrem Gesicht. Vorsichtig suchte sie neuen Halt. Sie zog sich an den Armen hoch. Weiter, dachte sie. Einfach immer weiter. Sie versuchte, nicht nach unten zu sehen.
    „Nicht mit den Armen!“, rief von Stein. „Stemmen! Mit den Beinen. Nur mit den Beinen!“
    Dann merkte sie es. Ihre Armen fingen an zu übersäuern. Sie begannen, unter der Anstrengung zu zittern. Wurden immer schwächer. Wenn sie loslassen musste, würde sie mit voller Wucht aufs Eis prallen. Sie schlug die Haken, so fest es ging, in die gefrorene Wand.
    Sie versuchte, sich zu konzentrieren. Sie rammte ihren Fuß ins Eis und legte ihr Gewicht drauf. Weiter. Einfach weiter, dachte sie.
    Dann packte sie jemand an der Kleidung und zog sie hinauf.
    „Nicht schlecht so eine Kletterpartie, was?“, sagte Slinkssons. „Ich glaube, dieses Mal haben wir alle geschwitzt. Nicht nur Roger.“
    Sie ließen die Eisen ab. Nach kurzer Zeit war auch von Stein bei ihnen.
     
    „Dort drüben! Könnte das schon die Höhle

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