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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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aber nichts erkennen.
    Mit einem würgenden Geräusch drehte sich von Stein zu ihnen und hielt sich dabei die Hand vor den Mund.
    „Was ist? Was haben sie gesehen?“, fragte Laima.
    „Nichts Gutes. Sehen sie selbst.“
    „Ich will mir das gar nicht antun“, sagte Schüssli.
    Laima machte einen Schritt vor.
    Was sie sah, verschlug auch ihr den Atem.
    Der Dropaolat lag tot auf dem Boden der Maschine. Seine Augen aufgerissen vor Schreck, als habe er den Teufel gesehen. Sein Gesicht verzerrt zu einer Maske der Angst.
    Es war kaum zu unterscheiden, was die Vögel angerichtet hatten. Denn sein kleiner Körper trug die gleichen Bissspuren wie die zwei Attentäter in der Bione Corporation. Es ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Etwas oder jemand war hier. Es verfolgte sie. Es war immer in ihrer Nähe gewesen. Es hatte sie hier wiedergefunden.
    War der Dropaolat getötet worden, weil er etwas über die Expedition sagen wollte? Etwas, das in der Zukunft lag und unausweichlich auf sie zukam? Hätte er ihnen etwas sagen können, das sie davor rettete?
    Laima trat aus dem Dunkel wieder ans Licht. Sie fühlte die Einsamkeit. Einsam und verlassen waren sie. Ihrem Schicksal und ihrem Tod schutzlos ausgeliefert. Sie nahm Abstand von der Gruppe und trat an die Klippe. Es wäre nur ein kurzer Schritt zur Erlösung. Sie würde fallen. Dann wäre alles vorbei. War es nicht besser, als seinem schleichenden, grausamen Tod durch die Hand eines Untiers entgegenzusehen? Gab es noch Hoffnung?
    Welch schöne Momente hätte das Leben noch für sie bereitgehalten? Die Liebe? Die Geborgenheit einer Familie? Es erschien ihr zu früh, das alles wegzuwerfen. Was auch kommen sollte, sie wollte dafür kämpfen, dass ihre Träume doch noch zu einem glücklichen Ende fanden.
    Eine starke Böe fegte ihr ins Gesicht und drückte sie von der Klippe zurück. Sie beschloss, dass es ein Zeichen sein sollte. Sie wandte sich wieder den Anderen zu.
    Schüssli übergab sich, obwohl er die Leiche nicht mal gesehen hatte. Alle andren hatten sich ein Bild gemacht und Professor Carlsen kniete für eine eingehende Untersuchung neben der Leiche des Dropaolat.
    „Figaro, helfen sie mir doch bitte, den kleinen Mann ans Licht zu schaffen“, sagte Professor Carlsen.
    Beide zusammen hievten sie den Leichnam des Oberhauptes der Dropa aus dem Flugzeug. Das Licht machte seinen Anblick noch unwirklicher. Die Eingeweide waren nahezu komplett entfernt.
    „Sehen sie seinen Kopf“, sagte Professor Carlsen. „Unter dem Bowler verbarg er einen proportional übergroßen Schädel.“
    „Unglaublich, vielleicht war das die Erklärung für seine besonderen Fähigkeiten“, sagte Sam.
    „Das glaube ich nicht“, sagte von Stein. „Er erwähnte keinen Unterschied zwischen uns und den Dropa, der dafür nötig gewesen wäre.“
    „Vielleicht wollte er verbergen, was er unter seinem Hut für ein Superhirn versteckt hielt?“, sagte Figaro Slinkssons.
    „Wenn er sich aber der gleichen Abstammung der Dropa und uns bewusst war, warum sollte er versuchen uns über seine Fähigkeiten zu täuschen?“, fragte Professor Carlsen.
    „Keine Ahnung.“
    „Vielmehr interessiert mich, was den armen Kerl so zugerichtet hat“, sagte Sam. „Mir sieht das verdammt nach dem Ungeheuer aus, das die zwei Bombenleger erledigt hat. Etwas mit gesundem Appetit, würde ich sagen.“
    „Auf jeden Fall macht es einen weiten Bogen um deine Küche“, sagte Slinkssons.
    „Ich hoffe, es gibt keinen Ärger mit den Dropa“, sagte von Stein. „Es wird auch ihnen nicht entgangen sein, dass es zwischen unserem Aufenthalt und dem Tod des Dropaolat einen Zusammenhang gibt. Es könnte für uns ziemlich unangenehm werden, ihnen das erklären zu müssen.“
    „Ich denke, dazu wird es nicht kommen“, sagte Laima. „Ist euch nicht die Ruhe aufgefallen, die herrscht?“
    Sie gingen zusammen zurück durch das Steintor, während Professor Carlsen noch bei der Leiche blieb.
    „Die Ziegen? Wo sind die Ziegen hin?“, fragte Schüssli.
    „Besser gesagt, wo sind überhaupt alle hin?“, sagte Figaro Slinkssons und rieb sich das Kinn.
    „Es sieht so aus, als seien alle verschwunden!“, sagte von Stein. „Was ist nur passiert, während wir geschlafen haben? Was hat sich hier abgespielt?“
    „Nichts Gutes auf jeden Fall“, sagte Laima. „Aber es macht auf mich den Eindruck, als seien die Dropa samt ihrer Habe geflohen. Entweder vor dem, was den Dropaolat getötet hat. Oder sie haben ihren Stammesführer

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