Die Wespenfabrik
genoß meine Plaudereien beim Mittagessen mit Jamie
immer sehr. Manchmal unterhalten wir uns bei unseren Treffen an den
Samstagabenden, doch wir können einander nicht verstehen,
während die Bands spielen, und danach bin ich entweder zu
betrunken für ein Gespräch oder, wenn ich noch sprechen
kann, erinnere ich mich danach an nicht mehr viel von dem Gesagten.
Was, wenn ich darüber nachdenke, möglicherweise ganz gut so
ist, der Art und Weise nach zu urteilen, wie Menschen, die
üblicherweise ziemlich vernünftig sind, sich in eifernde,
grobe, widerborstige und großsprecherische Idioten verwandeln,
sobald die Alkoholmoleküle in ihrem Blut ihre Neuronen
zahlenmäßig übertreffen – oder so ähnlich.
Zum Glück fällt einem das nur auf, wenn man selbst
nüchtern bleibt, deshalb ist diese Lösung ebenso angenehm
(zumindest für eine gewisse Zeit) wie naheliegend.
Als ich nach Haus zurückkam, lag mein Vater schlafend in
einem Liegestuhl im vorderen Teil des Gartens. Ich verstaute das
Fahrrad im Schuppen und beobachtete ihn eine Zeitlang von der
Tür des Schuppens aus, und zwar in einer Bewegung verharrend,
daß es, falls er aufwachte, so aussehen würde, als ob ich
gerade dabei wäre, die Tür zu schließen. Sein Kopf
war leicht zu meiner Seite hin geneigt, und sein Mund klaffte ein
wenig auf. Er hatte eine Sonnenbrille auf, doch ich konnte durch die
Gläser hindurch seine geschlossenen Augen gerade noch
erkennen.
Ich mußte dringend pinkeln, deshalb beobachtete ich ihn
nicht sehr lange. Nicht, daß ich einen besonderen Grund gehabt
hätte, ihn zu beobachten, ich tat es einfach gern. Es
verschaffte mir ein gutes Gefühl, daß ich ihn sah,
während er mich nicht sah, und daß ich bei vollem
Bewußtsein war, während er es nicht war.
Ich ging ins Haus.
Den Montag hatte ich nach einer oberflächlichen
Überprüfung der Pfähle damit verbracht, einige
Reparaturen und Verbesserungen an der Fabrik durchzuführen; ich
arbeitete den ganzen Nachmittag über, bis meine Augen weh taten
und mein Vater mich zum Abendessen holen mußte.
Am Abend regnete es, also blieb ich zu Hause und sah fern. Ich
ging früh ins Bett. Eric hatte nicht angerufen. Nachdem ich etwa
die Hälfte des Bieres losgeworden war, das ich in den
›Arms‹ getrunken hatte, nahm ich mir vor, erneut nach der
Fabrik zu sehen. Ich kletterte zum Dachboden hinauf, ganz Sonnenlicht
und Wärme und Geruch nach alten, interessanten Büchern, und
ich beschloß, dort zunächst ein bißchen
aufzuräumen.
Ich sortierte altes Spielzeug in Kartons, stapelte ein paar Rollen
Teppichboden und Tapete wieder an ihren Platz, von wo sie
heruntergefallen waren, heftete einige Landkarten wieder an das
schräge Dachgebälk, räumte die Werkzeuge und Teile aus
dem Weg, die ich zur Reparatur der Fabrik benutzt hatte, und
füllte die verschiedenen Abteilungen der Fabrik, die
gefüllt werden mußten.
Während dieser Arbeit stieß ich auf einige interessante
Dinge: ein selbstgemachtes Astrolabium, das ich geschnitzt hatte,
einen Karton mit den zusammengelegten Teilen eines
maßstabsgerechten Modells der Verteidigungsanlage um Byzanz,
die Reste meiner Sammlung von Telegrafenmasten-Isolierern und einige
alte Schreibhefte aus der Zeit, als mein Vater mir Französisch
beigebracht hatte. Als ich sie durchblätterte, entdeckte ich
keine offenkundigen Lügen; er hatte mir nichts Unflätiges
beigebracht anstelle von ›Entschuldigen Sie bitte‹ oder
›Können Sie mir bitte den Weg zum Bahnhof
beschreiben?‹, obwohl ich von ihm erwartet hätte, daß
er dieser Versuchung nicht hätte widerstehen können.
Ich vollendete meine Aufräumungsarbeiten, indem ich den
Dachboden durchfegte, und mußte einige Male niesen, als
schimmernder Staub in den golden durchstrahlten Raum aufstieg. Ich
betrachtete noch einmal meine renovierte Fabrik, einfach weil ich sie
mir gern ansah und daran herumbastelte und sie berührte und
einige ihrer kleinen Hebel und Türchen und Gerätschaften
bediente. Endlich riß ich mich davon los, indem ich mich damit
tröstete, daß ich bald genug Gelegenheit bekommen
würde, sie richtig einzusetzen. Ich wollte noch am selben
Nachmittag eine frische Wespe fangen, um sie am folgenden Morgen zu
benutzen. Ich wollte noch einmal die Fabrik befragen, bevor Eric
eintraf; ich wollte eine klarere Vorstellung haben von den Dingen,
die geschehen würden.
Es war natürlich ein wenig riskant, dieselben Fragen zweimal
zu stellen, doch ich war der Meinung, daß
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