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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Holz, Glas und Plastik. Sie umgibt das
Zifferblatt der alten Uhr, die einstmals über der Tür der
Royal Bank of Scotland in Porteneil gehangen hatte.
    Das Zifferblatt ist der bedeutendste Gegenstand, den ich jemals
auf der Müllkippe der Stadt geborgen habe. Ich fand es dort
während des Jahres des Schädels und rollte es über den
Weg zur Insel und über die Fußgängerbrücke
rumpelnd nach Hause. Ich brachte es im Schuppen unter, bis mein Vater
einen ganzen Tag lang unterwegs war, dann rackerte ich mich
stundenlang im Schweiße meines Angesichts ab, um es auf den
Dachboden hinaufzubefördern. Es besteht aus Metall und
mißt fast einen Meter im Durchmesser, es ist schwer und fast
nicht beschädigt; die Zahlen sind aus der Antiquaschrift, und es
war zusammen mit dem Rest der Uhr im Jahre 1864 in Edinburgh
hergestellt worden, genau einhundert Jahre vor meiner Geburt.
Sicherlich kein Zufall.
    Da die Uhr von beiden Seiten sichtbar war, mußte es
natürlich noch ein zweites Zifferblatt gegeben haben, das
Gegenstück; aber obwohl ich den Müllplatz nach dem Fund des
Zifferblatts, das in meinem Besitz ist, wochenlang nach dem zweiten
abgesucht habe, habe ich es nie gefunden, also macht auch das einen
Teil des Mysteriums der Fabrik aus – eine kleine, ureigene
Gralslegende. Der alte Cameron im Eisenwarenladen in der Stadt hat
mir erzählt, daß er gehört habe, ein
Altmetallhändler aus Inverness hätte das Uhrwerk
mitgenommen, so daß das andere Zifferblatt vielleicht schon vor
Jahren eingeschmolzen wurde, oder vielleicht ziert es inzwischen die
Wand eines geschmäcklerischen Hauses auf einer Ferieninsel, das
aus dem Gewinn von Schrottautos und dem schwankenden Preis für
Blei gebaut wurde. Ich ziehe die erste Version vor.
    Es waren ein paar Löcher in dem Zifferblatt, die ich
zulötete, doch das Loch in der Mitte, durch das der Mechanismus
mit den Zeigern verbunden war, blieb offen, und durch dieses
ließ ich die Wespe in die Fabrik. Wenn sie einmal dort ist,
kann sie so lange auf dem Zifferblatt herumwandern, wie sie will,
kann die winzigen Kerzen inspizieren, in denen ihre toten Cousinen
begraben sind, wenn sie Lust dazu hat, oder sie auch ignorieren, wenn
sie keine Lust dazu hat.
    Wenn sie jedoch an den Rand des Zifferblatts kommt, den ich mit
einer drei Zentimeter hohen Wand aus Sperrholz umgeben habe,
gekrönt von einem hohen Glaskranz, den ich eigens beim Glaser
der Stadt hatte anfertigen lassen, kann die Wespe durch
wespengroße Türchen, jeweils eine gegenüber der
– für die Wespe – riesenhaften Zahlen, einen von
zwölf Gängen betreten. Wenn es der Fabrik beliebt, legt das
Gewicht der Wespe einen überaus empfindlichen Kippschalter um,
der aus dünnen Stücken einer Blechdose sowie aus Faden und
Stecknadeln hergestellt ist, und die winzige Tür schließt
sich hinter dem Insekt und setzt es in dem Gang fest, den es sich
ausgewählt hat. Trotz der Tatsache, daß ich jeden
Türmechanismus immer gut öle und ausbalanciere und warte
und prüfe, bis die leichteste Erschütterung ihn
auslöst – ich muß sehr behutsam auftreten,
während die Fabrik ihr langwieriges und tödliches Werk
verrichtet –, will die Fabrik manchmal die Wespe nicht in dem
Gang ihrer ersten Wahl aufnehmen und läßt sie wieder
hinaus auf das Zifferblatt krabbeln.
    Manchmal versucht eine Wespe davonzufliegen oder klettert
kopfüber am unteren Rand des Glaskranzes herum, manchmal bleibt
sie lange Zeit in der Nähe des inzwischen versperrten Lochs in
der Mitte, durch das sie hereingekommen ist, aber früher oder
später entscheiden sie sich alle für eine Öffnung und
eine Tür, die funktioniert, und damit ist ihr Schicksal
besiegelt.
    Die meisten Tode, die die Fabrik zu bieten hat, ergeben sich
automatisch, doch einige erfordern mein Einschreiten, damit ich einem
Insekt den Gnadenstoß versetze, und das hat natürlich
einiges Gewicht hinsichtlich dessen, was die Fabrik mir
möglicherweise zu sagen beabsichtigt. Ich muß den Abzug
des alten Luftgewehrs betätigen, wenn die Wespe auf der
Mündung herumkrabbelt, ich muß den Strom einschalten, wenn
sie in die Elektro-Kochwanne fällt. Wenn sie am Ende in den
Spinnensalon krabbelt oder in die Venushöhle oder ins
Antichambre, dann kann ich einfach dasitzen und zuschauen, wie die
Natur ihren Lauf nimmt. Wenn ihr Weg sie in die Säuregrube oder
die Eiskammer oder die spaßeshalber so benannte Herrentoilette
(wo das Todesinstrument mein Urin ist, im allgemeinen ziemlich
frisch), dann kann ich

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