Die widerspenstige Braut (German Edition)
nächsten Morgen und setzte sich auf das Sofa vor dem Kamin, in dem ein kleines Feuer brannte. Die Nacht versprach sehr kühl zu werden. Bevor er zu Bett ging, musste er daran denken, ins Gewächshaus zu gehen und die Feuerschalen zu entzünden.
Eine der Pflanzen war gestorben, trotz der ungeschickten Bemühungen von ihm und dem Gärtner. Vielleicht würden alle sterben, bevor der Winter vorbei war. Er hoffte es nicht. Er war gerne dort, wenn er von einer Sitzung zurückkam. Im Parlament war gerade die Hölle los, und er fühlte sich zu dem Glashaus mit seinen grünen Pflanzen hingezogen. Der Nachklang von Veritys Anwesenheit verweilte immer noch dort, und er konnte sich deshalb einer stillen Nostalgie hingeben.
Auf dem Sofa lag noch der Atlas, den er benutzt hatte, um ihre Reise in den Norden mitzuverfolgen. Nun schlug er ihn auf der Seite auf, die die Region um Oldbury zeigte.
Er hörte, wie eine Magd durch die Tür hinter ihm die Bibliothek betrat. Sie war gekommen, um im Kamin Holz nachzulegen. Er drehte seinen Kopf, um ihr zu sagen, dass sie sich die Mühe sparen konnte, da er eh bald zu Bett gehen würde.
Sein Herz machte einen Sprung. Dort stand keine Magd.
Verity legte ihr Ridikül und ihren Parasol ab und löste die Schleife ihrer Haube. Dann legte sie auch diese beiseite und begann ihre kurze Jacke zu öffnen.
Hawkeswell stand nur da und beobachtete sie. Er fragte sich, warum sie hier war, hoffte, wagte aber gleichzeitig nicht zu hoffen.
Lächelnd kam sie auf ihn zu. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und gab ihm eines ihrer gehauchten Küsschen. »Du siehst genauso aus wie Mr Travis, als ich damals seine Werkhalle betreten habe«, sagte sie. »Ich bin es wirklich, Hawkeswell. Ich bin kein Geist.«
Nein, das war sie nicht.
Sie öffnete ihr Jäckchen und zog es aus. Darunter kamen die nackte Haut ihres Halses und ihres Dekolletés zum Vorschein und darauf viele glänzende Kugeln in prächtigen Reihen. Sie trug die Perlen.
Er zog sie in seine Umarmung und küsste sie leidenschaftlich. Zu leidenschaftlich, doch all seine Erleichterung und Dankbarkeit lag in dem Kuss, und er hätte nicht sanfter küssen können, auch wenn er es versucht hätte.
Sie wurden von Geräuschen unterbrochen. Schritte und Stimmen auf der Treppe. Verity warf einen Blick über ihre Schulter. »Das sind wohl meine Koffer, die hinaufgetragen werden.«
»Du bist also zurückgekehrt? Für immer?«
»Ja, Grayson. Ich bin zurückgekehrt. Ich bin nach Hause gekommen.«
Verity schlang das Schultertuch um sich und schmiegte sich in Hawkeswells Arm, während sie auf dem Sofa in der Bibliothek saßen.
»Du bist nicht lange in Oldbury geblieben«, stellte er fest. »Inklusive der Strecke hin und zurück können es nicht mehr als vier Tage gewesen sein.«
»Ich blieb lange genug, um die Besitztümer meines Cousins fortschaffen zu lassen. Lange genug, um die schlimmen Erinnerungen aus dem Haus meines Vaters zu vertreiben, wie du gesagt hast. Und lange genug, um zu erfahren, dass Mr Albrighton vier Männer verhaften ließ, die mit meinem Cousin unter einer Decke steckten. Cleobury befand sich natürlich außerhalb seines Zugriffs. Ich nehme an, dass ihn das Oberhaus früh genug vorladen wird.«
Sie war außerdem auch lange genug geblieben, um sicher zu sein, dass sie nicht für immer dortbleiben wollte.
Sie hatte jedoch einmal sehen müssen, wie dieses andere Leben ausgesehen hätte, bevor sie sich nun dagegen entschied. Michael war dabei überhaupt kein Faktor gewesen. Im gleichen Augenblick, in dem er in Middlesex ihr Zimmer betreten hatte, war ihr klar gewesen, dass sie ihn niemals hätte heiraten können, nicht einmal aus Vernunftgründen.
Doch der Rest wäre annehmbar gewesen. Das hatte sie gewusst, als sie durch dieses Haus gegangen war und sich mit Mr Travis getroffen hatte. Doch wenn sie wieder Verity Thompson geworden wäre, hätte sie nicht mehr Hawkeswells Frau und Geliebte sein können.
Ihr war fast sofort klar geworden, dass sie nicht ohne ihn leben konnte. Wenn sie es versucht hätte, würde es keine wirkliche Freude mehr in ihrem Leben geben, keine Zufriedenheit, keine Leidenschaft. Da sie ihn für immer lieben würde und niemals einen anderen, würde es also auch keine andere Ehe geben, selbst wenn sie frei wäre.
»Das Oberhaus wird sich um Cleobury kümmern«, sagte Hawkeswell. »Die Beweise sind vernichtend.«
»Mr Albrighton hat zwei Leichen gefunden. Diejenigen, die auf die Gefängnisschiffe geschickt
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