Die widerspenstige Braut (German Edition)
übernehmen.«
»Ich will die Besitzrechte ausüben, die mir vermacht worden sind. Eines dieser Rechte besagt, dass ich mit dem Einkommen und dem Profit so verfahren kann, wie ich es für richtig halte. Mein Vorschlag lautet folgendermaßen: Wenn Sie mich bei einer Annullierung unserer Ehe unterstützen und wir Erfolg haben, werde ich Ihnen die Hälfte dieses Einkommens geben. Für immer. Vertraglich festgelegt, sodass selbst ein zukünftiger Ehemann, sollte ich mich jemals wieder verheiraten, nichts dagegen tun könnte.«
Ihre Stimme war voll ernsthafter Aufrichtigkeit. Er verspürte den Drang zu lachen, nicht über ihre Naivität, solch einen Plan überhaupt in Erwägung zu ziehen, sondern wegen seines Erstaunens darüber, dass sie so viel Mühe und Geld investieren wollte, um ihn loszuwerden.
»Verity, wenn es keine Annullierung gibt, wird mir das ganze Einkommen gehören. Es ist ungehörig, darüber zu sprechen, aber da Sie offenbar entschlossen sind …«
»Sie sprechen mit mir wie mit einem dummen Kind, Lord Hawkeswell, aber Sie sind das Kind, wenn Sie glauben, dass Bertram Ihnen jemals einen gerechten Anteil an meinem Vermögen geben wird. Glauben Sie mir, mit meinem Plan sind Sie besser bedient, als bei ihm auf Ihre Rechte zu pochen.«
Sie trat einen Schritt näher und sah ihn durch die Nacht hindurch an. »Und sollte ich, Gott behüte, sterben, würde ich Ihren Anteil in mein Testament aufnehmen, sodass er für Sie und Ihre Erben gesichert ist. Wie ich schon sagte, er würde für immer Ihnen gehören.«
Ihm wurde klar, dass sie alles genau geplant hatte. Sie hatte diese zwei Jahre damit verbracht, sich bis ins kleinste Detail zu überlegen, was sie tun würde, wenn sie wieder aus ihrem Versteck kam. Eine Ehe, zumindest mit ihm, war kein Teil dieses Plans. So viel war offensichtlich.
»Ich bin an Ihrem Vorschlag nicht interessiert, Verity.«
Aber er war auch nicht vollkommen uninteressiert, und sein kurzes Zögern vor seiner Antwort hatte ihr das möglicherweise verraten. Wahrscheinlich passten sie wirklich nicht zusammen, außer auf dem Gebiet der Sinnlichkeit, die zu ihrer Gemeinsamkeit werden konnte, wenn man sie weiter erforschte. Und Bertram würde wahrscheinlich wirklich die Geschäftsbücher manipulieren, um auch noch einen Teil des Einkommens zu stehlen.
Er hatte schließlich wegen des Geldes geheiratet, und ihr Angebot würde ihm auf lange Sicht vermutlich mehr davon garantieren.
Er musste darüber nachdenken und sich an den Gedanken gewöhnen, dass sie gerade einen scharfen Verstand hatte erkennen lassen, der von ihrem sanften Auftreten und ihrem hübschen Gesicht verdeckt wurde.
Außerdem musste er darüber nachdenken, wenn sie nicht in der Nacht wie eine Mondgöttin vor ihm stand und sein erregtes Blut ihn dazu ermutigte, jegliche Abmachung, sie nicht bald zu nehmen, über Bord zu werfen.
Sie wusste, dass er den Köder beäugte, den sie ausgeworfen hatte. Sie spürte sein Interesse, und sie lächelte. Er war sicher, dass er sah, wie die Sterne in ihren Augen leuchteten.
Noch bevor er wusste, wie ihm geschah, stand sie direkt vor ihm. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und ging auf die Zehenspitzen. Schnell hintereinander hauchte sie drei Küsse auf seine Lippen. Das überraschte ihn so sehr, dass er erst nach ihr griff, als sie schon längst auf dem Absatz kehrtgemacht hatte und zum Haus zurückzulaufen begann.
»Denken Sie über mein Angebot nach«, rief sie ihm über ihre Schulter zu. »Außerdem sind wir mit den Küssen jetzt quitt, mein Herr, und können morgen wieder von vorne beginnen.«
Sie hob den Stoff ihres Unterkleids und verschwand in der Nacht, während ihr langer Pferdeschwanz hin und her flog und ihre weißen Beine in der Dunkelheit aufblitzten.
7
»Hattest du eine gute Nacht, Verity?«
Audriannas Empfang am nächsten Morgen, als Verity den Frühstücksraum betrat, wirkte ein wenig sonderbar. Es waren nicht die Worte, die seltsam klangen, sondern der Tonfall, den Audrianna wählte.
»Eine sehr gute Nacht, vielen Dank.« Sie setzte sich gegenüber von Audrianna an den Tisch und ließ sich von einem Diener Kaffee einschenken.
Audrianna lächelte nur. Sie legte ihre Hände gefaltet auf den Tisch und lächelte erneut.
»Was ist denn in dich gefahren?«, fragte Verity schließlich.
»Nichts. Nichts.« Audriannas Hand wanderte hinauf zu ihrem kastanienbraunen Haar, wo sie gedankenverloren nach losen Locken suchte, auch wenn ihre Kammerzofe sie perfekt frisiert
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