Die widerspenstige Braut (German Edition)
stille Person, Verity. Man könnte glatt vergessen, dass Sie überhaupt da sind.«
»Sie kann kaum etwas zu Gesprächen über die Renovierung eines Hauses beitragen, das sie nie gesehen hat, Mama«, sagte Colleen.
»Als Gräfin werden Sie lernen müssen, an der Unterhaltung teilzunehmen, auch wenn Sie nichts beizutragen haben. Andernfalls wird man Ihnen den Ruf anhängen, eingebildet zu sein. Und mit Ihrem Hintergrund würde das in der Gesellschaft gar nicht gut ankommen.« Ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Eine Gräfin zu sein macht Ihnen Angst, nicht wahr? Darum sind Sie verschwunden. Fürchten Sie sich nicht, meine Liebe! Colleen und ich werden Ihnen helfen, so gut wie möglich Ihrem Stand zu entsprechen, sodass sich mein Neffe nicht mehr schämen muss als nötig.«
»Sie sind zu gütig.«
»Ja, zu gütig«, warf Hawkeswell ein. »Geradezu maßlos, und genau darum müssen wir dein großzügiges Angebot ablehnen. Wir können doch nicht zulassen, dass du deine beträchtlichen Verpflichtungen vernachlässigst, nur um Verity zu unterrichten. Nein, davon will ich nichts hören. Ich bezweifle, dass ich mich jemals mehr schämen muss als nötig, sodass die Unterweisung, die du im Sinn hast, unnötig ist. Was Veritys Schweigen während deines Besuches heute angeht, war ich ebenfalls still. Genau wie Colleen. Deine Eloquenz hat andere schon immer schweigsam und ehrfürchtig zurückgelassen.«
Mrs Ackleys Überraschung über diesen Monolog wurde zu einem vagen Misstrauen. Sie starrte Hawkeswell an und versuchte zu entscheiden, ob in diesem Wortschwall eine Beleidigung verborgen lag.
Colleen erhob sich. »Wir müssen uns jetzt verabschieden. Komm, Mama! Du wolltest heute noch zu Mrs Wheathill, und der Nachmittag ist schon halb vorbei.«
Während Hawkeswell seine Tante in die Eingangshalle begleitete, nutzte Colleen die Gelegenheit, um mit Verity unter vier Augen zu sprechen. »Ich habe wie verabredet Ihrem Cousin geschrieben. Die Antwort kam gestern. Die Thompsons sind natürlich schockiert, aber auch überglücklich. Sie werden nächste Woche nach London reisen und hoffen, dass Sie dann ebenfalls dort sind, damit sie Ihnen ihre Aufwartung machen und ihre Erleichterung und Freude zum Ausdruck bringen können.«
»Ich habe vor, bald in die Stadt zu reisen, also werde ich mich dort vielleicht wirklich mit den Thompsons treffen.«
»Sie müssen mir mitteilen, wann Sie vorhaben aufzubrechen. Ich würde mich Ihnen gerne anschließen und Sie ein paar Freunden vorstellen, die das ganze Jahr über in der Stadt bleiben. Es gibt dort im Sommer nur wenig gute Gesellschaft, aber vielleicht ist das für ein so seltsames Wiedersehen auch am besten. Es wird uns außerdem Zeit geben, um all die Renovierungen zu besprechen, die wir vorhaben. Das wird bestimmt lustig.«
Verity blieb unverbindlich, aber freundlich. Sie hoffte, dass Colleens Pläne nicht jeden Tag füllen würden. Sie hatte in diesem Sommer noch ein paar andere Dinge zu erledigen, als Häuser neu einzurichten und Besuche zu machen.
An diesem Abend speisten sie im großen Saal mit der langen Banketttafel. Der riesige polierte Tisch kam Verity komisch vor, da die beiden Gedecke an seinem einen Ende dadurch ganz winzig wirkten. Wassertropfen prasselten in einem beständigen Regenguss, der eine Stunde vor dem Essen begonnen hatte, gegen die Fenster.
Hawkeswell sprach mit ihr über seine Tante und Cousine, während sie sich Fasan mit brauner Soße schmecken ließen. »Ich habe noch nie verstanden, warum Verwandte glauben, dass familiäre Beziehungen es einem erlauben, unhöflich zu sein. Ich muss mich entschuldigen, Verity. Meine Tante ist selbst an ihren besseren Tagen recht anstrengend. Wegen ihrer Kränkung darüber, dass wir den Besuch bei ihr aufgeschoben haben, hat sie sich heute Nachmittag vergessen.«
»Dass sie sich vergessen hat, glaube ich nicht. Ich bin froh, dass sie so offen gesprochen hat. Nun ist es gesagt und muss nicht noch einmal wiederholt werden. Klar seine Meinung auszusprechen, selbst wenn es unhöflich ist, vermeidet Missverständnisse.«
»Du bist hervorragend mit ihr fertiggeworden, ganz egal, wie sie es gemeint hat.«
»Nein, du bist es. Wenn du sie nicht zurechtgewiesen hättest, hätte sie immer weitergebohrt. Danke, dass du mich verteidigt hast!« Es hatte sie angerührt, dass er das getan hatte, und ihre Dankbarkeit war aufrichtig. Er hätte sie auch hängen lassen können, als Spielzeug zur Unterhaltung seiner
Weitere Kostenlose Bücher