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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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auch Geld, genug, um Essen und Kohlen kaufen zu können.«
    William streichelte ihr Haar. »Ihr habt gefroren und gehungert?«
    »Ja, und meine Mum hat das meiste Essen immer mir gegeben.« Noch in der Erinnerung wurde sie von Schuldgefühlen verzehrt und fiel dadurch hin und wieder zurück in ihren CockneyAkzent. »Ich wusste, s’war nicht richtig, aber ich saß vorm Feuer und hab gierig ihre Mahlzeit mit verschlungen.«
    »Wie alt warst du?« Seine Hand strich beruhigend über ihren Rücken, rauf und runter, aber sie konnte spüren, wie angespannt er war.
    »Sie starb, als ich sieben war.«
    »Sieben? Du warst sieben, als sie gestorben ist? Durch dein Überleben hast du sie allein schon glücklich gemacht.« Sein Streicheln war sowohl zärtlich als auch verärgert. »Mein liebes Mädchen, du hast keine Kinder. Ich sage dir die Wahrheit – sobald du einmal ein Kind zur Welt gebracht hast, wirst du alles tun, um es am Leben zu erhalten, sogar hungern und frieren.«
    Samantha hätte ihn beinahe ausgelacht, aber das wäre nicht sehr freundlich gewesen. »Du bist naiv. Weder hat mein Vater derartige elterliche Gefühle verspürt, noch taten es die gläubigen Eltern meiner Mutter. Mum sagte ihnen, dass sie eine Enkeltochter haben. Sie bettelte darum, dass sie mich zu sich nahmen. Sie, die das Betteln hasste.« Ihre Finger verkrallten sich in Williams Schulter. »Sie verweigerten es ihr, sagten ihr, dass sie ihr Schicksal genauso verdient hätte wie ich meins.«
    »Du könntest sie ob ihrer verdorrten Seelen bemitleiden.«
    »Oder sie hassen, weil sie sich abgewendet haben.« Sie hasste sie. »Als Mama gestorben ist, hat Pa ihnen eine Nachricht geschickt. Er wollte mich nicht, und ich nehme an, dass er sich von meinem Verkauf einiges an Profit versprach.« Sie schüttelte den Kopf. Warum redete sie immer noch? Sie hatte es noch nie irgendjemand erzählt. Es war beschämend, so arm und so unerwünscht zu sein, besonders von denjenigen, die sich am meisten aus ihr hätten machen müssen. Warum konnte sie nicht einfach den Mund halten?
    »Wie hast du überlebt? Ein Kind von sieben, um das sich keiner gekümmert hat?«
    »Ich habe an den Straßenecken gesungen. Ich habe gebettelt.
    Ich habe das getan, was man jeden Tag in London viele Kinder tun sieht.«
    Er schwieg.
    Jetzt musste er sie verachten. Sie hatte all ihre Geheimnisse ausgeplaudert – nun ja, beinahe all ihre Geheimnisse –, und letztendlich war ihm bewusst geworden, welche Art Frau er umarmt hatte. Ihr schauderte bei dem Gedanken, ihm ins Gesicht blicken zu müssen … aber sie konnte es nicht für alle Zeiten hinausschieben. Endlich hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen.
    Er betrachtete sie mit … nun ja, es sah wie Zuneigung aus.
    Wie Bewunderung beinahe. »Du bist eine bemerkenswerte Frau«, sagte er, umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht und küsste sie.
    Mit einem Schluchzer entspannte sie sich in seinen Armen.
    Sie küsste ihn wieder, tiefe, innige Küsse, die sie nur mit ihm geteilt hatte. Sie gab sich ihm ungehemmt hin, und Hoffnung keimte in ihr auf und wuchs, von der sie geschworen hätte, dass sie sie längst aus ihrem Leben verbannt hatte. Es war so gefährlich zu glauben, dass er sie uneingeschränkt akzeptieren würde, nur weil er den Schrecken ihres früheren Lebens akzeptiert hatte. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Vielleicht … vielleicht hatte sie doch ein Zuhause gefunden.
    Sie lehnte ihre Stirn an seine und sah ihm in die Augen. »Ich habe dir meine Geheimnisse erzählt. Jetzt erzähl mir deine.«
    Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber nichts konnte sie auf die Wahrheit vorbereiten.
    »Meine Geheimnisse? Ich habe nur eins. Ich fange Spione.«
    Sie blinzelte ihn an. »Was?«
    »Siehst du, wie sehr ich dir vertraue?« Seine blauen Augen zwinkerten ihr zu. Er lächelte, als wäre er sehr stolz auf sich.
    »Ich schwöre dir, dass es die Wahrheit ist. Ich fange Spione …«
    Wie dumm sie doch gewesen war! »Nachts auf den Straßen.
    Natürlich.« Sie umklammerte ihn. »Das ist gefährlich.«
    »Gefährlicher, als Banditen zu fangen?«, neckte er sie.
    Sie antwortete ihm sehr ernsthaft: »Ja, ich denke schon. Banditen sind gewöhnlich Menschen, die keine andere Möglichkeit haben zu überleben.«
    Ernüchtert sagte er: »Du denkst zu freundlich über Menschen, die keine Freundlichkeit verdient haben.«
    Er hatte keine Ahnung, und deswegen konzentrierte sie sich mit voller Aufmerksamkeit auf ihn, auf seine Sicherheit. »Spione

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