Die widerspenstige Braut
…«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Prendregast. Die Kinder und ich werden sich um all das kümmern.«
Colonel Gregory schob sie weiter auf den Korridor und schloss die Tür zwischen Samantha und den Kindern.
Sie schüttelte ihn ab. »Es ist unnötig, dass Sie mich wie ein aufsässiges Kind behandeln.«
»Das tue ich nur, wenn Sie sich wie eins benehmen.«
»Ich bin verantwortlich für die Kinder.«
»Sie sind hiermit bis auf weiteres von Ihren Pflichten entbunden …«
Sie holte tief Luft, um zu protestieren.
Doch er stoppte ihre Einwände mit einer entsprechenden Geste. »… und ich habe Mrs. Chester einen Stundenplan übergeben. Haben Sie geglaubt, das würde ich vergessen?«
Natürlich. Sie musste es sich erst wieder vor Augen führen.
Dies war nicht ihre Familie. Sie sollte die Kinder lediglich unterrichten, dann würde sie weiterziehen.
Sie stolzierte vor ihm her und sagte: »Es wäre besser, wenn ich wenigstens im Dienst bleiben würde, bis …«
»Bis wann? Bis die Gesellschaft vorüber ist?«
»Ja. Mein Hintergrund …«
»Egal, was Sie für einen Hintergrund haben, Lady Bucknell hat Ihnen beigebracht, sich mit Höflichkeit und Anmut zu bewegen.« Er folgte ihr die Treppe hinunter. »Glauben Sie, dass ich Sie für diese Rolle ausgewählt hätte, wenn ich Sie nicht bereits beobachtet hätte beim Essen? Während des Unterrichts?
Während Sie sich unterhalten?«
Hatte er sie wirklich so intensiv beobachtet? »Nein, aber Sie verstehen nicht.« Sie versuchte eine Erklärung abzugeben, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. »Ich habe aufgrund meiner Vergangenheit schon gute Positionen verloren.«
»Und aufgrund Ihrer Gegenwart haben Sie sich die Position einer Stuhlfüllerin erworben.« Er wirkte hochzufrieden über seinen Scherz. »Ich habe auch veranlasst, dass Sie vom Haus in ein Cottage umziehen.«
»Was?« Sie blickte zu ihrem Zimmer hinüber und sah, wie etliche Diener ihre Kleiderkiste abtransportierten. »Das können Sie nicht tun. Zu wem werden die Kinder gehen, wenn sie krank sind?« Sie kannte die Antwort schon, als sie die Frage stellte.
Er antwortete dennoch. »Deswegen habe ich Mrs. Chester engagiert. Lady Marchant hat darauf hingewiesen, und das völlig zu Recht, dass Sie überhaupt keine Zeit für sich selbst haben, wenn die Kinder Sie Tag und Nacht belagern.«
»Lady Marchant …« Sie konnte und durfte nicht sagen, dass Lady Marchant ein raffiniertes Weibsbild war. »Lady Marchant ist sehr rücksichtsvoll«, beendete Samantha lahm ihren Satz.
»Außerdem brauchen wir das Schlafzimmer im Haus für eine der allein stehenden Damen, die zur Feier kommt.«
»Ein Cottage kommt mir so … isoliert vor.« Und sie wollte doch so gern bleiben, hier, in seiner Nähe, obgleich es ihr ein Mysterium war, warum sie das wollte.
»Ich wünschte, Sie würden Angelegenheiten, die Sie nicht verstehen, nicht in Frage stellen«, sagte er steif.
»Ich verstehe. Sie werfen mich aus meinem Schlafzimmer.«
»Ja. Weil Sie nicht hier bleiben und ständig meine moralische Stärke testen können. Sie ist nicht so stark, wie mir lieb wäre, besonders nicht, wenn Sie im Spiel sind.« Er klang ausdruckslos, aber seine Worte erinnerten sie wieder an den Kuss. Die Leidenschaft. Das großartige, verzehrende Gefühl von Zweisamkeit, das sich aus sich selbst speiste und nach mehr verlangte.
»Oh.« Sie bewegte zwar ihre Lippen, aber kein Laut kam hervor.
»Clarinda wird mit Ihnen ins Cottage ziehen. Keiner unserer Gäste wird Sie belästigen. Sie werden wohl behütet sein.« Er streichelte ihr Kinn, ein kurzes Streicheln, das eine Gänsehaut bei ihr erzeugte, und sein heißer Blick, mit dem er sie umfing, war so durchdringend, dass sie das Gefühl hatte, in seinen blauen Augen zu ertrinken.
Stattdessen stieß sie ihn weg. »Nicht.«
Er zog seine Hand weg und betrachtete seine Finger mit einem Ausdruck tiefsten Unbehagens. Dann übertrug er dieses Unbehagen auf sie. »Sie sehen also, Miss Prendregast, dieser Umzug ist für uns beide nur zum Besten. Also seien Sie so liebenswürdig und akzeptieren Sie ihn ohne weitere Einwände.«
Offensichtlich vertraute er ihr nicht. Wieso sollte er auch?
Schließlich gehörte sie nicht seiner Gesellschaftsklasse an, und er befürchtete wohl, dass sie ihren Charme spielen lassen würde, um ihn in eine kompromittierende Situation zu locken. Sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht interessiert sei an einem Mann; aber wie jeder Mann hielt er sich für
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