Die widerspenstige Braut
Sie gesucht«, sagte Lady Marchant.
Was hatte Samantha nun wieder angestellt?
Lady Marchant setzte sich auf einen Stuhl ihr gegenüber und stellte ihr Glas entschlossen auf den Tisch. Sie nahm Samanthas Hände in ihre – eine Berührung, die Samantha entschieden nervös machte. »Sie sind ganz allein auf der Welt«, sagte sie. »Es gibt niemand, der Ihnen einen Ratschlag erteilt, also gebe ich Ihnen einen.«
»In Ordnung.«
Warum nur?
»Du Clos ist charmant, aber arm. Sie haben Mr. Langdon erobert. Er ist ein Witwer mit achttausend im Jahr. Natürlich müssten Sie jeden Morgen beim Frühstück sein Gesicht sehen.
Das muss man klar bedenken. Lord Hartun … Da wäre ich vorsichtig. Er kommt durchaus in Frage, aber er ist von sehr altem Adel, und ich bezweifle, dass seine Familie Sie akzeptieren würde, sollte er seinen Kopf so weit verlieren, dass er Ihnen einen Heiratsantrag macht.«
In Samantha stritten Verblüffung mit Zynismus, während sie versuchte, Lady Marchants Motive zu verstehen. Egoismus, natürlich, aber die Lady strahlte so viel … Aufrichtigkeit aus.
Wirkte so bestimmt. Und beinahe … als würde ihr die Rolle als Beraterin nicht sonderlich gefallen. Samantha schluckte zweimal, bevor sie sprechen konnte. »Mylady, ich will nicht … ich bin nicht hier, um einen Ehemann zu finden.«
»Dann sind Sie eine ziemliche Närrin.« Lady Marchants Mund wurde dünnlippig. »Sie haben die Herren dazu gebracht, Ihnen aus der Hand zu fressen. Es ist ihnen gleichgültig, dass Sie eine Gouvernante sind. Wenn Sie sich ein wenig bemühen würden, könnten Sie eine Ehefrau werden. Sie müssten nie wieder für Ihren Lebensunterhalt arbeiten.«
Samantha schmiss das Taschentuch ins Becken, wo es mit einem spritzenden Platschen landete. »Ich arbeite gern.«
»Unsinn. Ich mag Sie. Ich weiß auch nicht, warum. Ich sollte es nicht, aber ich tue es.« Sie warf einen Blick zur Tür und senkte ihre Stimme. »Lady Featherstonebaugh hat Sie erkannt.
Aus London. Von der Straße.«
Sofort verstand Samantha. Erkannt. Ertappt. Eine Diebin.
Für alle Zeiten. Vielleicht erzählte Lady Featherstonebaugh es gerade William, und wenn er sie das nächste Mal ansähe, würden seine Augen vor Verachtung blitzen. Das war es, wovor sie sich fürchtete. Sie holte so tief Luft, dass ihr die Lungen schmerzten. »Verdammter Mist.« Die Wörter entschlüpften ihr. Sie hätte sie gern zurückgeholt, dann wurde ihr bewusst – was spielte das noch für eine Rolle? Lady Marchant
wusste
Bescheid. »Ich nehme an, dass ich verschwinden muss. Sofort.«
Lady Marchant ergriff ihren Arm und schüttelte ihn. »Nein.
Ich habe Sie gedeckt. Ich habe ihr gesagt, dass sie sich getäuscht hat. Sie sind in Sicherheit. Ich sage Ihnen, wenn Sie sich schnell genug einen Ehemann angeln, wird er es erst herausfinden, wenn es zu spät ist.«
Samantha verstand nicht, warum Lady Marchant sich so für sie einsetzte. »Das ist … schrecklich. Dann bin ich an einen Mann gebunden, der sich meiner schämt.«
»Lieber das, als überhaupt keinen Ehemann zu haben.« Teresa wedelte ungeduldig mit der Hand. »Ihre traurige Berühmtheit umgibt bereits eine Art Glanz. Mit einem reichen Ehemann an Ihrer Seite, werden Sie eher gefeiert als gemieden.«
»Und wenn mein Ehemann wütend ist, so ausgetrickst worden zu sein?« Samantha erinnerte sich noch sehr gut daran, wie schmerzhaft ein Faustschlag sein konnte.
»Das spielt keine Rolle. Sie sind schön und exotisch genug, um ihn mindestens ein Jahr oder so bei Laune zu halten. Er wird einen Erben wollen und noch einen Ersatzerben, und dann wird er sich sowieso mit seiner Geliebten aus dem Staub machen. So läuft das Spiel.« Teresa prostete Samantha mit ihrem Champagnerglas zu, dann trank sie den Rest aus. »Ist es etwa anders in Ihren unteren Gesellschaftsklassen?«
Samantha gab unwillentlich ein zynisches Lachen von sich.
»Nein. Eine Ehe ist überall gleich. Das ist auch der Grund, warum ich unverheiratet bleiben werde.«
»Viel Glück für Sie dabei.« Lady Marchants Lippen kräuselten sich. »Ich bin eine Lady – eine Lady mit einem stattlichen Vermögen, und ich brauche einen Ehemann, um von den richtigen Leuten zu den richtigen Anlässen eingeladen zu werden und mich mit den richtigen Leuten sehen zu lassen.«
Lady Marchant war sehr unverblümt. Lady Marchant hatte ihr einen Gefallen getan. Samantha erspähte eine Chance, ihr beides zurückzugeben. »Das haben Sie erreicht. Aber würden Sie nicht lieber mit
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