Die widerspenstige Braut
Rechte ihrer Schützlinge einzutreten, und sie hatte diesen Idioten Wordlaw in die Schranken gewiesen. Dafür hatte Teresa ihr im Stillen applaudiert. Und jetzt … was sollte sie mit ihrem Wissen anfangen? Das konnte sie nicht sofort entscheiden, aber sie würde mit großem Vergnügen Lady Featherstonebaugh den Wind aus den Segeln nehmen. Sie griff sich ein Glas Champagner vom Tablett eines Lakaien und nippte mit absolut gelangweilter Miene daran. »Ich weiß, von wem Sie reden. Aber, meine Liebe, Sie haben den Namen verwechselt. Bei der Taschendiebin handelt es sich um« – sie betonte den Namen sorgfältig – »Miss Penny Gast. Ein Fehler, der einem leicht unterlaufen kann.« Sie nippte erneut. »Besonders den Älteren mit ihren Hörproblemen.«
Das
hatte Lady Featherstonebaugh ausgezeichnet verstanden. Sie wurde erfreulicherweise purpurrot. Ihr Kopfschmuck zitterte, als sie vor Wut zusammenzuckte, und ein paar Sekunden lang überlegte Teresa, ob sie sich lieber aus der Reichweite dieses Gehstocks entfernen sollte. Stattdessen fragte Lady Featherstonebaugh mit leiser, gepresster Stimme: »Sind Sie sicher?«
»Meine Werteste, ich liebe Aufmerksamkeit genau wie jede andere Frau, und Miss Prendregast zieht die meiste Aufmerksamkeit auf sich.« Teresa schenkte ihr den geübten
Ich-bin-ja-so-unschuldig-Blick.
»Glauben Sie wirklich, dass ich mich nicht um diese Angelegenheit gekümmert hätte, wenn es derart leicht wäre?«
Lady Featherstonebaugh nickte und schluckte schwer.
»Doch. Ich glaube, das hätten Sie getan.« Sie nahm ihr mit schwarzen Pailletten besetztes Damentäschchen und befingerte es so lange, bis irgendetwas darin knisterte. »Ich muss mich ein wenig setzen.«
»Brauchen Sie meine Hilfe?« Das meinte Teresa ehrlich. Seit ihrer Ankunft hatte Lady Featherstonebaugh schrecklich gehumpelt, als würden sie ständig schlimmste Gichtanfälle plagen. Nicht, dass sie es nicht verdient hätte. Teresa war noch nie einer derart bösartigen alten Frau begegnet. Aber deshalb würde es ihr trotzdem Leid tun, wenn sie Schmerzen hätte.
»Ich schaffe es allein zu meinem Alkoven.« Lady Featherstonebaugh bleckte Teresa mit so unverhohlener Bosheit an, dass diese einen Schritt zurückwich. »Ich kann von dort aus alles sehr gut hören.«
Als sie gegangen war, rieb sich Teresa die Gänsehaut auf ihren Armen. Wenn sie die Gelegenheit dazu bekäme, würde Lady Featherstonebaugh ihr Schaden zufügen. Ihnen allen Schaden zufügen. Teresa blickte sich nach Samantha um und sah, wie sie mit Lord Hartun sprach. Ganz gewiss würde Lady Featherstonebaugh Samantha Schaden zufügen, wenn sie konnte – und sie konnte es.
Es gab die eine oder andere Entschuldigung für Lady Featherstonebaugh. Ihr Ehegatte tänzelte auf dem Parkett mit einer der jungen Damen, wobei seine Hände über ihren Rücken wanderten. Der widerliche alte Lüstling würde jede Frau in den Wahnsinn und zu Grausamkeiten treiben, aber Teresa bezweifelte, dass er viel Einfluss auf seine Frau hatte. Lady Featherstonebaugh hatte einen viel zu eisernen Willen.
Teresas Blick wanderte hinüber zu William. Er unterhielt sich leise mit diesem nutzlosen Köter, Duncan Monroe, der sich entschlossen hatte, wieder zu erscheinen. Duncan … Williams bester Freund. Duncan – immer spöttelnd, immer beobachtend … immer begehrenswert. Zur Hölle mit seinen Augen.
Sie riss ihren Blick von ihm los und musterte stattdessen William. William und Duncan hatten eine Menge dieser leisen Besprechungen geführt. Duncan war geradezu aus dem Esszimmer geflüchtet, als sie ihm das mit der Karte erzählt hatte, und weder er noch William waren zum Abendessen erschienen. In der Nacht zuvor, als die anderen Gäste bereits schliefen, hatte sie sich nach unten geschlichen, um sich einen Whisky zu holen – Damen wurde nie Whisky angeboten wegen ihrer viel zu zarten Konstitution –, und sie hatte die Stimmen der beiden in Williams Arbeitszimmer gehört. Obgleich sie das Glas an die Tür gepresst hatte, konnte sie nicht mehr als einige wenige Wörter verstehen.
Featherstonebaugh
und
Paschenka.
Als sie weggefahren war aus London, hatte Graf Paschenka das Gerücht in Umlauf gebracht, krank zu sein, wo in Wahrheit doch jeder wusste, dass er zu irgendeinem Rendezvous unterwegs war.
War er hierher in den Lake District gereist? Hatten William und Duncan ihn zufällig aufgestöbert bei einem ihrer nächtlichen Ausritte? Die zwei waren intelligent genug, das bewerkstelligt zu haben. Bei ihr
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