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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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Gastgeber sie nicht auch noch bis in die Träume verfolgte.
    Es kostete Hugo äußerste Selbstbeherrschung, sich nicht noch einmal nach Annabell umzudrehen. Er betrat sein Zimmer. Im Kamin prasselte ein Feuer, und davor stand ein einladender Ledersessel. Seufzend nahm er darin Platz.
    „Wünschen Sie, sich für die Nachtruhe vorzubereiten, Sir Hugo?“
    Er hatte Jamison gar nicht bemerkt. Der Kammerdiener war eben ein sehr diskreter Mensch. „Sehr förmlich heute Abend, mein Bester“, sagte Hugo lächelnd. Die beiden hatten einiges zusammen durchgestanden, und ihre Verbindung ging weit über die zwischen Herrschaft und Bedienstetem übliche hinaus.
    Jamison kam herüber zum Kamin. Er war ein kleiner Mann mit einer Glatze und einem fröhlichen Zwinkern in den Augen. Doch seine muskulöse Figur verriet, dass er in einem Zweikampf nicht zu unterschätzen war – sein Herr war dessen mehrfach Zeuge geworden.
    „Ich werde mich allein ausziehen, Jamison.“
    „Sie Armer. Ich für meinen Teil habe ein hübsches Schankmädchen drüben im Horse and Donkey entdeckt. Falls Sie mich nicht mehr brauchen, werde ich dahin aufbrechen.“
    Hugo lachte. „Alter Schwerenöter.“
    Der Kammerdiener, der im Krieg Fitzsimmon als Bursche gedient hatte und vorher Sergeant der britischen Armee in Indien gewesen war, nickte grinsend. Als Farmerssohn ließ er ein Feld nicht gern unbestellt.
    „Wir sind eben aus einem Holz geschnitzt, Sir, aber das habe ich ja schon immer gesagt.“
    Scheinbar missbilligend schüttelte Hugo den Kopf. „Du hast Glück, dass ich nichts gegen ein offenes Wort habe.“
    „Das können Sie wohl sagen, Sir.“ Kurz wurde seine Miene ernst, aber er lachte sogleich wieder. „Dann mach ich mich also auf.“
    „Halt!“, rief Hugo dem Mann nach. „Morgen früh brauche ich aber warmes Wasser zum Rasieren. Heute hat es damit ja nicht geklappt.“
    Schuldbewusst sah Jamison seinen Herrn an. „Ich fühlte mich heute Morgen nicht besonders, nachdem ich gestern der Dame die ganze Nacht schöne Augen gemacht habe. Morgen wird es wieder besser, Sir.“
    „Viel Spaß, mein Bester.“ Falls es morgen früh kein heißes Wasser gab, würde er eben einen der anderen Diener eine Kanne voll heraufbringen lassen. Jamison war ihm lieb und teuer. Der Mann hatte ihm einmal das Leben gerettet.
    „Werd ich bestimmt haben, Sir.“
    Es ging doch nichts über einen Plausch mit Jamison. Darüber vergaß man alles andere. Da mochte ihn Miss Pennyworth an den Rand eines Mordes und Lady Fenwick-Clyde an den Rand des Wahnsinns treiben. Solange er nur Jamison hatte, wurde er mit allem fertig. Am besten wäre es, Jamison in die nächste Taverne zu begleiten, um sich ebenfalls eine willige Schankmagd zu suchen. Die konnte dann das Verlangen stillen, das Lady Fenwick-Clyde so schmerzhaft in ihm entfachte.
    Er verwarf den Gedanken, zog sich aus und legte die Kleidung feinsäuberlich über eine Stuhllehne. Im Augenblick konnte nur eine Frau sein Verlangen stillen. Und das war die, die diese brennende Leidenschaft in ihm erweckt hatte.
    Kopfschüttelnd schlüpfte er nackt unter die satinbezogene Bettdecke und löschte die Kerze. Der Stoff fühlte sich weich und kühl an auf seiner Haut, doch dank der heißen Bettpfanne war es dennoch angenehm. Jamison mochte manchmal etwas pflichtvergessen sein, aber die Wärmflasche seines Herrn vergaß er nie.
    Hugo drehte sich auf den Rücken und sah hinauf zum Himmel seines Betts. Dort tanzten pausbäckige Engelsknaben mit verführerischen Sylphiden Ringelreihen – und trieben noch ganz andere Dinge, von denen keine Jungfrau etwas wissen durfte. Natürlich stellte er sich vor, wie er mit Annabell … Nein, lange würde er diese Sehnsucht nicht mehr ertragen. Es musste passieren, und zwar bald …

4. KAPITEL
    Am nächsten Morgen erwachte Annabell mit starken Kopfschmerzen und Schultern, die sich anfühlten, als hätte sie die ganze Last der Welt darauf getragen. Seufzend schloss sie die Augen und wünschte, sie würde wieder einschlafen. Aber das löste ihre Schwierigkeiten auch nicht. Sir Hugo Fitzsimmon war die ganze Nacht durch ihre Träume gespukt – worauf sie wirklich blendend hätte verzichten können.
    Er hatte Dinge mit ihr getan … Allein der Gedanke ließ sie erröten. Ihr Gemahl hatte sie zu derlei gezwungen, und es hatte sie angewidert. Mit Fitzsimmon – Hugo – hingegen war es wunderbar gewesen. Verärgert runzelte sie die Stirn. Wenigstens hatte er sie in ihren Träumen dabei nicht

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