Die widerwillige Prinzessin: Erotischer Roman (German Edition)
gehen konnte. Und natürlich ein hochkarätiges Nachtleben. Dabei hätte sie es sich denken können, dass ein billiger privater Schnüffler sie in eine abgelegene Absteige verfrachten würde.
Aber im Augenblick war sie zu erschöpft und betäubt, um sich darüber Gedanken zu machen. Hauptsache, die Klimaanlage funktionierte, das Bad war sauber, und im Bett war kein Ungeziefer. Lee hatte für sie ein gemeinsames Zimmer mit zwei französischen Betten genommen. Es befand sich auf der Rückseite der Absteige am Ende der zweiten Etage, ungestört vom Straßenlärm. Selbst als sie endlich im Zimmer waren, nahm seine Mildtätigkeit kein Ende. Zunächst schlug er vor, essen zu gehen. Sie hatte keinen Appetit. Später versorgte er sie mit Eis und drei Minifläschchen Wodka, obwohl sie gar nicht danach verlangt hatte. Und du meine Güte, er ließ sie sogar als Erste das Bad benutzen und beschwerte sich nicht einmal, als sie ewig nicht wieder herauskam.
Das Leben war ihr freundlich gesinnt. Martha nutzte die Gelegenheit, um sich auszuziehen, eine schnelle, kalte Dusche zu nehmen und ihre Unterwäsche auszuwaschen. Nachdem sie die Badezimmertür sorgfältig abgeschlossen hatte, holte sie das Vicodin aus ihrer Tasche und knüllte den Rest der Tabletten in ein sauberes Kosmetiktuch, bevor sie sie in dem kleinen Abfallkorb deponierte. Sie hoffte, dass er sie nicht entdecken würde. Sie hatte keine Lust, sie mit ihm zu teilen.
Martha hasste die Unterkunft. Der Schlafraum mit seinen monoton gestreiften Tapeten stank miefig, strenger Desinfektionsgeruch kroch aus dem braunen, abgetretenen Teppichboden. Nur in ein großes, weißes Badelaken gehüllt stolzierte sie an Lee vorbei, der auf einem der Betten saß und sein Handy am Ohr hatte. Sie legte ihre roten Spitzendessous auf eine Stuhllehne und positionierte sie so, dass sie direkt im Luftstrom der starken Klimaanlage hingen. Martha gab vor, seiner Unterhaltung nicht zu lauschen. Aber er wusste natürlich, dass sie es doch tat.
»Ich garantiere für nichts, und gib acht, was du in ihrer Gegenwart sagst. Sie ist nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, aber wenn es auch nur ein paar Tage funktioniert, sind wir schon ein Stück weiter. Stan faxt dir den Vertrag, und wir treffen uns mittags am üblichen Ort.«
Martha nahm sich einen Moment Zeit, bevor sie Jeans und Shirt in einen offenen Schrank räumte. Dann deckte sie das andere Bett auf. Er sah ihr zu, wie sie alle Lampen ausschaltete, mit Ausnahme der kleinen Lampe über seinem Bett. Erst dann zog sie das Badelaken zur Seite. Seine grünen Augen ließen sie nicht los, als sie mit ihrem nackten Körper zwischen die sauberen, weißen Laken schlüpfte, seufzte und sich behaglich zusammenrollte. Sie liebte saubere Betttücher.
Lee setzte sein langweiliges geschäftliches Telefonat fort.
»Sei vorsichtig. Norm hat mich gewarnt, dass sie jemanden auf mich angesetzt hat.« Er hörte einem langen Vortrag am anderen Ende zu.
Erschöpft schloss Martha die Augen. Sofort tat es ihr leid, dass sie nicht den Rest der Pillen geschluckt hatte. Sie wollte den sofortigen Schlummer, tief, komatös und traumlos. Die Art von Schlummer, die nur eine extreme Dosis bewirkte. Nun gut. Sie gähnte, kuschelte sich ein und war schon eingeschlafen, bevor er sein Telefonat beenden konnte.
Es wurde ein schwerer Schlaf, aber nicht völlig traumlos. Zuerst glaubte Martha, dass jemand nach ihr rief. Verwirrt zwang sie sich, die Augen zu öffnen, befand sich aber in völliger Dunkelheit. Schnell wurde ihr klar, dass die Schreierei von Lee kam, der im Badezimmer mit seinem Handy telefonierte. Obwohl die Tür geschlossen war, hatte sie das Gefühl, dass seine Stimme gleich neben ihr dröhnte.
»Bitte, bitte. Mach das nicht, Emily. Tu es nicht.« Er schien ziemlich aufgebracht über ein Babe namens Emily.
Doch hinter seinem jähzornigen Ausbruch glaubte sie auch einen tiefen, emotionellen Schmerz zu hören. Neugierig und ein wenig besorgt setzte sie sich im Bett auf und horchte. Wer war Emily? Und was war los?
Dieser Lee hätte besser keine eifersüchtige Tussi irgendwo versteckt. Martha hatte keine Lust, von irgendeinem ausgerasteten Weib oder einer rasenden Geliebten zur Seite geschafft zu werden. Nein. Nein. Nein. Nichts für eine Prinzessin.
»Ich arbeite.« Pause. »Warte. Nicht. Lass mir drei Tage Zeit, okay?« Weitere Pause. »Du weißt, dass ich das nicht kann. Ich will es nicht.« Pause. »Dann leck mich doch am Arsch!«
Junge, war der sauer. Martha
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