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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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Kellertür auf der Rückseite des Hauses davon und lief durch den Garten an Black Joe’s Pond vorbei und den Gingerbread Hill hinunter. Seine Sachen zog er sich im Laufen wieder an. Die Polizisten erwarteten ihn unten am Hügel, wo sein roter Pick-up derzeit fast immer parkte. Er kannte sie, mit einem von ihnen war er auf der Highschool gewesen.
    »Jeder weiß, was du so treibst«, klärte ihn einer der Polizisten auf. »Wieso hältst du es nicht ein bisschen unauffälliger?«
    Sie verkniffen sich ein Lächeln, und der Polizist, den er kannte, klopfte ihm sogar auf den Rücken.
    »Eigentlich haben die gar nichts dagegen«, hatte Adam zu Lilly gesagt, als sie wegen der Polizisten die Nerven verlor. »Einer von uns? Der mit der Frau eines Reichen herummacht?«
    In diesem Moment hatte sich Lilly zum ersten Mal wegen dieser Geschichte unbehaglich gefühlt, und zum ersten Mal tat ihr ihr Mann leid. Der liebe William, der das gar nicht verdient hatte. Zum ersten Mal während ihrer langen Affäre mit Adam schämte sich Lilly. Und in dem Augenblick, in dem sich die Wolke der Scham herabsenkte, begann alles auseinanderzubrechen.
    Auf Zees Anraten schrieb Mattei ein Rezept aus und fügte ein Beruhigungsmittel hinzu, um dem Ganzen etwas die Brisanz zu nehmen, und eine leichte Schlaftablette, damit Lillys Füße sie nicht mehr dauernd herumführten. Als Lilly über die Gewichtszunahme, eine Nebenwirkung des Lithiums, klagte, wechselten sie zu einem Antiepileptikum.
    Irgendwann wurde Mattei misstrauisch. »Sag mir, was los ist«, forderte sie Zee direkt auf. »Ich meine nicht die Symptome, sondern ihr Leben.«
    »Sie hat ein Verhältnis«, gestand Zee und spürte, wie sie rot anlief.
    »Und du hast mir das warum noch mal nicht gesagt?«
    »Ärztliche Schweigepflicht.« Zee wusste, dass das für Mattei ein sehr wichtiger Punkt war, sie betonte immer wieder, wie sehr sie die ärztliche Schweigepflicht achtete.
    »Was ist der wahre Grund?«, fragte Mattei.
    »Das ist der wahre Grund.« Zee beharrte darauf.
    »Läuft das Verhältnis noch?«
    »Ja«, sagte Zee.
    »Was macht sie außerdem?«
    »Wie meinst du das, außerdem?«
    »Trinkt sie, nimmt sie Drogen? Was legt unsere Mrs. Perfect noch für Risikoverhalten an den Tag?«
    Bei der Frage schwang ein wenig Triumph in Matteis Stimme mit. Sie nannte Lilly »Mrs. Perfect« seit Williams anfänglicher göttinnengleicher Beschreibung von ihr. Jemanden, der so perfekt war, gab es nicht, hatte Mattei ihm in Lillys Anwesenheit gesagt. Als perfekt zu gelten, bedeutete für jede Frau eine gewaltige Last.
    »Nur die Affäre.« Zees Magen rebellierte. Sie bereute es, etwas gesagt zu haben. Ihr Gesicht fühlte sich heiß und rot an. Am liebsten hätte sie sich übergeben. Bei allen Fällen, die sie bisher behandelt hatte, war ihr so etwas wie das noch nie passiert. Es war beinahe, als hätte sie selbst eingestanden, untreu gewesen zu sein.
    »Vielleicht solltest du den Fall wieder zurücknehmen«, schlug sie vor.
    Mattei schien kurz darüber nachzudenken, bevor sie ihre Entscheidung traf. »Nein«, sagte sie. »Ich habe keine Zeit für eine weitere Patientin. Und du kommst nicht so leicht raus aus dem Fall.«
    Zee saß schweigend da, während sie darauf wartete, dass Mattei sich die weitere Vorgehensweise überlegte. Sie stellte sich vor, einfach aufzustehen, die Praxis zu verlassen und keinen Blick zurückzuwerfen. In letzter Zeit hatte sie diese Fantasie öfter. Sie übte ihren Beruf noch keine fünf Jahre aus und hatte bereits typische Burn-out-Fluchtfantasien. Kein gutes Zeichen.
    »Wir erhöhen die Dosis.« Mattei langte nach ihrem Rezeptblock. Sie schob ein Rezept über den Tisch.
    Als das Antiepileptikum in der neuen Dosierung zu wirken begann, schien sich Lilly irgendwo in der Mitte einzupendeln. Während der nächsten paar Sitzungen und im frühen Herbst fuhr sie selbst mit dem Auto nach Boston und unterhielt sich in den Sitzungen mit Zee, wie es eine normalere Patientin vielleicht getan hätte. Sie redete davon, wieder ans College zu gehen, zumindest ein, zwei Kurse zu besuchen. Sie erzählte, dass sie ihren Sohn auf eine Privatschule schicken wolle und wie groß die Konkurrenz dabei war.
    Sie treffe sich nicht mehr mit Adam, beteuerte sie Zee gegenüber. Das sei sehr schwer für sie gewesen. Die Medikamente hätten nichts daran geändert, dass sie glaube, in ihn verliebt zu sein. Sie halte Adam für die große Liebe ihres Lebens, ihren Seelengefährten. Aber sie bemühe sich so, das

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