Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
Vom Netzwerk:
die Praxis verlassen und gerade noch gesehen, wie Lilly genau in diesen Pick-up gestiegen war. Adam wusste eindeutig, wer Zee war, und der Blick, mit dem er sie an jenem Tag bedachte, ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.
    »Sie müssen sich von ihm lösen«, sagte Zee zu Lilly.
    Lilly gab keine Antwort.
    Indem sie Lilly einen Rat gegeben hatte, hatte Zee eine Grenze überschritten. Ein Therapeut soll einem Patienten nie sagen, was er zu tun habe. Aber Zee glaubte, dass sie in diesem Fall diese Grenze überschreiten musste.
    Zee ließ Lilly sitzen und rief den Sicherheitsdienst.
    William wusste nicht, was während Lillys Abwesenheit geschehen war. An der Reaktion der Polizei merkte er, dass sie weniger besorgt waren als er. »Es passiert ständig, dass jemand seinen Ehepartner verlässt«, sagten sie.
    Er hatte sich eingeredet, das Ganze sei eine Entführung gewesen, und seine Frau habe mit knapper Not entkommen können. Nachdem Zee Lilly beinahe zwei Wochen lang im Krankenhaus besucht hatte, hielt er es nicht mehr aus und ging in die Praxis.
    Er verlangte zu wissen, was Lilly zugestoßen war. »Ich weiß, dass sie es Ihnen erzählt hat«, sagte er.
    »Das hat sie nicht«, sagte Zee. »Aber selbst wenn, dann dürfte ich Ihnen das nicht sagen.«
    »Ich bin derjenige, der sie zu Ihnen gebracht hat. Ich bin derjenige, der die Rechnungen bezahlt«, sagte er.
    »Lilly muss mir vertrauen können«, erklärte Zee ruhig. »Ärztliche Schweigepflicht.«
    Es war das einzige Mal, dass sie William wütend erlebt hatte. »Wofür bezahle ich Sie eigentlich, verdammt noch mal?«, fragte er.
    Als er die Stimme erhob, stand Zee auf. Mattei kam gerade rechtzeitig an die Tür, um zu sehen, wie er einen gläsernen Briefbeschwerer quer durch das Zimmer warf, der an der gegenüberliegenden Wand zersplitterte.
    »Brauchst du Hilfe da drin?«, fragte Mattei Zee.
    William wirkte durcheinander und verlegen. »Ich wollte gerade gehen«, sagte er.
    »Ich bringe Sie hinaus«, sagte Mattei.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich murmelnd bei Zee.
    Mattei hielt ihm die Tür auf und warf Zee einen vielsagenden Blick zu.
    Zwei Tage bevor Lilly entlassen werden sollte, wurden Zee und Mattei gemeinsam ins Krankenhaus bestellt. Die für Lilly zuständige Psychiaterin aus dem Krankenhaus saß gegenüber einer Sozialpädagogin namens Emily, die Zee vom Sozialamt her kannte.
    »Was gibt es?«, fragte Zee.
    »Es geht um Lillys körperliche Verletzungen«, sagte Emily.
    »Welche Verletzungen?«
    »Die sie aufwies, als sie hierherkam«, erklärte die Sozialpädagogin.
    »Lilly weigert sich, darüber zu sprechen«, sagte die Krankenhauspsychiaterin.
    »Mir gegenüber hat sie behauptet, sie sei hingefallen«, meinte Zee. »An Halloween.«
    »Das wurde bei ihrer Aufnahme auch so festgehalten«, sagte die Psychiaterin. »›An Halloween auf einem glitschigen Stein ausgerutscht und gestürzt.‹« Sie sah die anderen an. »An Halloween hat es ja auch ziemlich geregnet.«
    »Nur passen die Prellungen nicht zu einem Sturz«, sagte Emily. »Es sieht eher danach aus, als sei sie verprügelt worden.«
    »Sie glauben, jemand hat sie geschlagen?«, fragte Zee.
    »Das ist eine Routineüberprüfung«, sagte Emily. »Besonders wenn die Frau keine Erklärung abgibt, die zu ihren Verletzungen passt.«
    »Lilly soll in zwei Tagen entlassen werden«, sagte die Psychiaterin. »Sie ist stabil, die Medikamente sind richtig dosiert, und sie zeigt keine Anzeichen einer Depression.«
    »Was den letzten Punkt betrifft, da möchte ich bei aller Hochachtung widersprechen«, sagte Zee. »Auf mich wirkt sie depressiv. Normalerweise ist sie viel gesprächiger.«
    Die Psychiaterin überlegte. »Es gibt einen einzigen Punkt, der mich veranlasst, Ihnen zuzustimmen, Dr. Finch.«
    »Nur einen?« Zee wurde langsam ungehalten. »Und welchen?«
    »Lilly will nicht nach Hause.«
    »Was wiederum unseren Verdacht auf eheliche Gewalt erhärtet«, sagte die Sozialpädagogin.
    »William ist das nicht«, sagte Zee.
    »Aber wenn sie Angst davor hat, nach Hause zu gehen …«, widersprach die Sozialpädagogin.
    »Sie fühlt sich zu Hause nicht sicher.« Zee wandte sich an Mattei. »Falls sie irgendwie misshandelt wurde, dann von Adam.«
    »Wer ist Adam?«, fragte Emily.
    »Lilly hatte vor ein paar Monaten eine Affäre mit ihm. Er war neulich hier.«
    »Vielleicht hat der Ehemann von der Affäre erfahren?«, schlug Emily vor. »Und wurde deshalb gewalttätig.«
    »Es ist nicht William«,

Weitere Kostenlose Bücher