Die Wiedergeburt (German Edition)
nähernden Schritte des Schamanen rissen Lark y en aus seinen Gedanken.
„Khorgo und ich hatten viel zu besprechen“, sagte Ojun. „Natürlich habe ich ihm auch von dir erzählt.“
Larkyen erhob sich, bis er Ojun schließlich gegen ü berstand.
„Vertraust du ihm?“
Ojun nickte. „Ja, Larkyen, das tue ich. Ich kenne Khorgo schon lange, und auch wenn es ihn nur gelegen t lich in meine Gegend verschlägt, kenne ich auch sein Herz und weiß, dass ich ihn als Freund bezeichnen kann.“
„Dann hast du ihm also von mir erzählt?“
„Nur das nötigste. Die Kriegerzunft war an den M y then von einst nur wenig interessiert. Er weiß nichts vom Hunger der Kinder der schwarzen Sonne und der unstil l baren Gier der Vergangenheit. Das bleibt unser Gehei m nis, Larkyen. Es gibt Dinge, die selbst Khorgo nicht wi s sen muss. Seine Reaktion auf dieses Wissen wäre für uns nicht wünschenswert.“
Beruhigend legte der Schamane ihm die Hand auf die Schulter. „Sei dir gewiss, dass ich den Ratschlag, den ich dir gab, selbst beherzige.“
Als der Schamane Khorgo näherkommen sah, ve r stummte er kurz.
„Ich werde mich heute um das Vieh kümmern“, sagte er dann, und ehe Larkyen ihm antworten konnte, sah ihn Ojun wohlwollend an und sprach: „Du und Khorgo, ihr solltet euch unterhalten. Er ist ein mächtiger Verbünd e ter.“
Larkyen sah dem Schamanen nach, der sich mit lan g samen Schritten entfernte; doch kaum hatte er einen der grasüberwucherten Hänge erreicht, kamen bereits die er s te Schafe und Ziegen auf ihn zugelaufen. Der Wind trug ein paar unverständliche Wortfetzen heran, die der wu n derliche Schamane an die Tiere richtete.
„He, Larkyen!“ rief Khorgo.
Der Krieger blieb wenige Schritte vor Larkyen stehen. Larkyen hielt seinem durchdringenden Blick stand.
„Dass du deinen Stamm verloren hast, tut mir leid“, sagte Khorgo. „Aber finde dich damit ab. Diese Zeit du l det keine Trauer, es wird noch viel Blut vergossen we r den. Boldar die Bestie ist kein einfacher Plünderer, auch wenn er großen Gefallen daran findet. Er ist ein Eroberer, der sich die Kräfte seiner Opfer aneignet und nach Maj u nay gekommen ist, um das Land zu unterjochen. Noch haben seine Scharen nicht die Größe einer Armee, doch jeder von ihnen kämpft wie ein gut ausgebildeter Soldat und besitzt die Stärke von vier Männern. Immer mehr von ihnen kommen vom Norden zu uns herab. Und Bo l dar ist im Besitz von Nordars magischem Schwert. Sei dankbar dafür, dass du noch wohlauf bist. Denn wie mir scheint, bist du der einzige, der je einen Angriff überlebt hat.“
„Es waren also keine gewöhnlichen Banditen?“ fragte Larkyen.
„Keine gewöhnlichen Banditen“, sagte Khorgo. „Es waren Eroberer!“
„Boldar“, flüsterte Larkyen und ballte die Fäuste. „Verdammt, dieser Name bedeutet für mich nur Verlust und Schmerz. Ich würde ihn nur zu gern töten, Khorgo, wenn er nicht im Besitz von Nordars Schwert wäre. Und wäre ich ein Krieger wie du, könnte ich ihn zum Kampf he r ausfordern.“
„Ojun erzählte mir, du hättest vorgehabt, nach Westen zu reiten, zum Grauen Meer. Nun aber sinnst du auf R a che. Du hast die Wahl zwischen zwei Wegen, und beide gre n zen an Größenwahn und erscheinen mir unüberlegt.“
„Beide Wege bedeuten ein Wagnis“, gab Larkyen zu, „doch für mich sind sie erstrebenswert.“
Ein spöttischer Ausdruck in Khorgos Gesicht ließ Wut in Larkyen aufsteigen.
„Dann würdest du Boldar also wirklich gegenübertr e ten“, fuhr Khorgo fort. „Aus dir spricht die Waghalsigkeit der Jugend. Du willst Boldar die Bestie töten? Ojun schwärmt in den höchsten Tönen von dir und deinem großen Schicksal. Der alte Schamane scheint in seinem Kopf Ähnliches zusammenzuspinnen wie du, dabei ve r gesst ihr beide, wie hart die Realität ist. Ich habe vielen Männern im Kampf gegenübergestanden und viele von ihnen getötet, während du ein Leben lang unter der schützenden Obhut deines Stammes durch die Steppe zogst und Vieh gehütet hast. Selbst ich wünsche mir, Boldar niemals gegenüberstehen zu müssen.“
Larkyen erbebte innerlich.
„Dann bist du ein Feigling“, zischte er.
Ehe Larkyen sich versah, war Khorgo bei ihm und pres s te einen Arm gegen seine Kehle, während die andere Hand eine Klinge aus seinem Stiefel zog.
„Du nennst mich einen Feigling?“ Er hielt Larkyen die blitzende Klinge vors Gesicht. „Ich bin nur vernün f tig. Boldar ist übermächtig und steht in der Gunst
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