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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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rot. Der Hieb hätte jeden and e ren Mann augenblicklich zerschmettert. Larkyen aber stand noch immer.
    Er war der Bewusstlosigkeit nahe, der Griff des Schwe r tes entwand sich seinen Fingern, und die Waffe fiel herab. Als Larkyen mit zitternden Händen nach se i nem Kopf tastete, spürte er zu seinem Erschrecken inmi t ten eines warmen Blutstroms lose Schädelsplitter. Der Schmerz war unerträglich und lähmte seinen Verstand, doch spürte er auch, wie sein Körper sich sofort wieder heilte und der Blutstrom versiegte.
    Aus vielen Kedanierkehlen drangen nun ungläubige Rufe. Sie konnten nicht fassen, was sie da erlebt hatten.
    „Bemerkenswert“, sagte Wargulf, der als einziger u n ter den Nordmännern die Ruhe bewahrt hatte. „Hiermit ist der Beweis erbracht, dass du wahrlich der bist, den unser Herr begehrt. Dein Name ist also Larkyen. Du hast gut gekämpft, Kentare, mir aber bist du nicht gewac h sen!“
    Mehrere starke Hände packten Larkyen zugleich und rissen ihn zu Boden. Die Kedanier warfen sich mit ihren schweren Leibern auf ihn. Mit ihrem Gewicht pressten sie seinen Körper in den feuchten Waldboden. Unfähig, sich zu bewegen spürte Larkyen ihren heißen Atem in seinen Nacken. Er mochte stark sein, doch dieser Gewalt war er nicht gewachsen. Die Nordmänner fesselten ihn mehrfach mit dicken Tauen, so straff und fest geschnürt, dass sie seine Haut zerschnitten. Selbst unter größter A n strengung war es ihm nicht möglich, sich zu befreien.
    Wargulf dröhnende Stimme schallte im Befehlston durch den Wald: „Bringt die beiden zum Lager. Doch gebt mir Acht, dass das Kind der schwarzen Sonne u n versehrt bleibt, sonst wird Boldar auch euer Blut kosten. Heute ist ein guter Tag. Und unser Herr, wird mit uns z u frieden sein.“
    Nun würde Larkyen bekommen, wonach ihm verlan g te – er würde Boldar Mann zu Mann gegenüberstehen.
     
    Die Kedanier hoben Larkyen und den bewusstlosen Khorgo, dessen Hände ebenfalls gefesselt waren, auf ihre Pferde. Sie verließen das Tal. Larkyen sah zurück auf die schneebedeckten Bergspitzen und wusste, dass er nie wieder zu Ojuns Jurte zurückkehren würde. Jener Ort war zusammen mit dem Schamanen gestorben.
    Die Kedanier ritten den ganzen Nachmittag über. Nun war es Abend, und die rote Sonne versank bereits hinter einem Wolkenschleier, als die Reiter zum ersten Mal eine Rast einlegten.
    Als sie Khorgo vom Rücken des Pferdes hievten, zei g te der Majunay noch immer keinerlei Regung. Sie ließen ihn zu Boden fallen.
    Larkyen behandelten sie um einiges zuvorkommender. Trotz seiner Selbstheilungskräfte schien kein Nordmann verantworten zu wollen, dass er auch nur einen Kratzer abbekam.
    Er durfte sich neben Khorgo setzen, seine Fesseln musste er anbehalten. Besorgt musterte er die Wunde an der Stirn der Kriegers.
    „Khorgo.“ Larkyen stieß den Krieger sanft mit den Füßen an. Nur langsam erwachte der Soldat.
    „Bei den Göttern, Ojun ist tot“, flüsterte Khorgo und schüttelte den Kopf, als könne er seine eigenen Worte nicht fassen.
    Larkyen seufzte. „Der Schamane vertraute so sehr auf seine Götter, und doch konnten sie ihm im Angesicht des Todes nicht helfen.“
    „Ich bin mir sicher, dass sich Ojun so etwas nie von ihnen erhofft hat“, sagte Khorgo. „Die Götter waren dem alten Mann stets nahe, und er bekam alles Wissen, das er sich von ihrer Nähe erhoffte. Der Schamane war tödlich verwundet, aber den Tod selbst empfing er durch dich. Ich weiß nicht viel über Kinder der schwarzen Sonne, nur was Ojun mir bereit war zu erzählen. Aber was ich ges e hen habe, war unheimlich und wider die Natur. Du hast das Leben aus ihm herausgesogen.“
    „Er bat mich darum.“  Ojuns Tod berührte Larkyen noch immer. „Er wollte, dass ich seine Kraft in mich au f nehme, und tatsächlich fühle ich mich seitdem stärker.“
    „Ich habe deine Kampfkraft gesehen – nun bist du ein Krieger! Aber du bist noch etwas anderes, was zu Recht Furcht verbreitet.“
    Khorgo schien Larkyen von nun an nicht mehr als menschliches Wesen zu betrachten, und der Blick, mit dem der Majunay ihn ansah, zeugte von einer Mischung aus Respekt und Furcht. Vielleicht würde Larkyen sich an diese Art von Blick gewöhnen müssen.
    „Kein Wort hat Ojun davon gesagt, dass du das Leben frisst“, fuhr Khorgo mit plötzlicher Verärgerung fort.
    „Wärst du denn sonst weiter bei uns geblieben?“
    „Ich weiß es nicht.“ Khorgo bemühte sich um Selbs t beherrschung. „Der alte Schamane wusste

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