Die Wiedergeburt (German Edition)
Wasser. Dann setzten sie ihren Ritt fort.
Kapitel 7 – Die Ufer des Schicksals
Ein voller Tag verstrich, während sie die hügeligen Ausläufer des Altoryagebirges durchquerten. Die Ked a nier legten keine weitere Rast ein. Erst zum Abend hin, führte ihr Weg hinab in die Steppe. Larkyen konnte b e reits die Oberfläche des riesigen Kharasees erblicken.
Sie näherten sich dem Ufer, wo die hohen Schilfhalme sich im Winde wiegten und im flachen Gewässer einige Enten schwammen. Als die kedanischen Pferde herantro t teten, flüchteten sie sich zwischen das Schilf.
Larkyen sah sich um. Hier war in glücklicheren Tagen das Lager der Yesugei gewesen, und hier hatten jene Tage ihr Ende genommen. Er betrachtete die halb verfallenen und niedergebrannten Überreste der Jurten. Die dazw i schen verstreuten Leichname der Nomaden boten einen schauerlichen Anblick. Süßlich-beißender Verwesungsg e stank stieg von ihnen auf. Längst hatten die Toten den Aasvögeln und Raubtieren als Nahrung gedient, und auch Sonne, Wind und Wetter hatten an ihnen gezehrt.
Am meisten aber erschreckten Larkyen die mehr als ein Dutzend abgeschlagenen Köpfe, die auf spitzen Pfä h len in einem weiten Kreis angeordnet waren. Die Opfer Boldars – ihr Blut war Nahrung für die Bestie.
Unbekümmert ritten die Nordmänner an dieser Stätte des Grauens vorbei. Das blutige Werk an diesen Ufern war nur eines von vielen, dessen war sich Larkyen b e wusst.
Im letzten Licht des Tages ritten die Kedanier mit Lark y en und Khorgo weiterhin am Ufer entlang. Doch ihr Weg sollte schon bald enden. In kurzer Entfernung erhel l ten flackernde Feuer den Abend. Der dichte Rauch, der von ihnen hochstieg, verriet Larkyen, dass nasses Holz verwendet worden war. Die Kedanier hatten keinerlei Bedenken, so auf sich aufmerksam zu machen. Wen oder was hatten sie schon zu fürchten?
Je näher sie kamen, umso deutlicher vernahm Larkyen laute Gesänge, von tiefen männlichen Chören vorgetr a gen, und sie handelten von Eroberung und Krieg, von Kampf und Sieg.
Er wurde auf seinem Pferd zur kedanischen Lagerstä t te geführt. Scharenweise hießen die Nordmänner Wargulf den Starken willkommen und lobten ihn für die Erfüllung seines Auftrags.
Als die Kedanier jedoch Khorgo sahen, stürmte ein wütender Mob auf das Pferd des gefesselten Kriegers zu. Sie beschimpften und bespuckten den Majunay. Manche schrien gar nach Rache für die einst von General Sand o kar errichteten Leichenberge an der Grenze Kedaniens.
Nur zu gern hätten die Kedanier den einstigen Sold a ten Majunays an Ort und Stelle getötet. Dass sie es nicht taten, geschah wohl einzig und allein auf Befehl von Bo l dar der Bestie.
Larkyen sah sich nervös unter den Kedaniern um, und Furcht beschlich sein Herz. Es mochten um die hundert Krieger sein – weitaus mehr, als damals in der Steppe. Doch wo war Boldar, der einäugige Riese, der selbst u n ter einem Heer von Kedaniern hervorstechen würde? E i nem Gespräch zweier Kedanier entnahm Larkyen, dass die Bestie vor fünf Tagen mit einigen Männern in Ric h tung Westen aufgebrochen war, um im Gebirge mit den Kaysaren über ein Bündnis zu verhandeln. Doch noch in dieser Nacht, so hieß es, würde er mit fünfzig Kaysaren zurückkehren.
Larkyen wusste, dass Boldar die Kaysaren dazu b e nutzen wollte, endlich die Stadt Dakkai einnehmen zu können. Die unsichtbaren Jäger würden unbemerkt in die Stadt gelangen und alles für Boldars finalen Angriff vo r bere i ten.
Die Kedanier zerrten Khorgo von seinem Pferd. Der Mann, der dem Land Majunay tapfer gedient hatte und dessen Auftreten voller Erhabenheit gewesen war, bot nun einen erbärmlichen Anblick. Sein Gesicht war wund von den vielen Schlägen, die er hatte einstecken müssen, seine Haare und sein Bart trieften vom Speichel der K e danier, und seine Kleidung war zerfetzt.
Starke Hände packten nun auch Larkyen an der Kle i dung und rissen ihn brutal vom Pferd.
Ein fülliger Mann mit kahlem Schädel und dicken Goldringen in den Ohren blickte Larkyen mit wuterfül l ten Augen an.
„Darauf habe ich gewartet!“ Seine wulstige Hand wollte gerade zum Schlag ausholen, als ein lautes „Halt“ aus dem Mund von Wargulf ihn innehalten ließ.
Wargulf trat auf Larkyen und den fleischigen Glat z kopf zu. Er riss Larkyen an den Fesseln.
„Das Kind der schwarzen Sonne gehört allein Boldar! Niemand soll es wagen, diesen Gefangenen anzurühren. Er besitzt außergewöhnliche Kräfte!“
Dann sprach er in
Weitere Kostenlose Bücher