Die Wiedergeburt (German Edition)
Kedanier und Zhymaraner kämpften Seite an Seite am Rande der Steinwüste Khe z zar gegen Sandokars Armee.“
„Jenes Zweivölkerheer, das versuchte, zur Stadt Da k kai vorzurücken? Ich selbst nahm an jener Schlacht teil, wir haben euch vernichtend geschlagen.“
„Ja.“ Wargulfs Finger strichen über die gebogene Klinge von Khorgos Säbel. „Wir wurden besiegt, noch ehe die Eroberung beginnen konnte. Und euer vielgepri e sener General ließ die Leichname meiner Waffenbrüder an den Grenzen Kedaniens und Zhymaras auftürmen. Welch eine Schmach! Niemals werde ich ihren Anblick vergessen, wie sie da in der Sonne lagen. Krieger, die e i gentlich eine ehrenvolle Bestattung verdient hätten, fau l ten einfach dahin. Dieser Anblick lehrte mich den Hass auf euch und Majunay. Und als ich nach der Niederlage zurück nach Kedanien kehrte, begegnete ich einer Macht, die die stärksten und besten Kämpfer in sich vereinte und mir versprach, ich könne Rache üben!“
„Boldar“, zischte Khorgo.
Wargulfs Gesicht wurde ernst, und er sah Larkyen an. Seine Augen blitzten unter dem dunklen Blau der Krieg s bemalung hervor.
„Ja“, sagte der Kedanier. „Er, der die endlosen Weiten der Eiswüste Drakkarias im nördlichsten Teil Kedaniens auf der Suche nach dem Kriegsgott Nordar durchquerte. Er, der den einsamen Berg aus puren Eisen entdeckte, auf dem der Kriegsgott auf einem Thron aus Eis und Schnee die tapfersten und mächtigsten Krieger empfängt.
Wer den Mut aufbringt und dem Kriegsgott persönlich gegenübertritt, muss sich in einem Kampf auf Leben und Tod mit ihm messen. Und nur wenn der Kriegsgott den Krieger im Kampf für würdig befindet, lässt er ihn am Leben und überreicht ihm eine Waffe, die allen anderen Waffen überlegen ist. Boldar war der einzige unter Ta u senden von Kriegern aus aller Welt, der sich als würdig erwies. Er ist der stärkste aller Krieger, er ist der Träger von Nordars Schwert.
Nun, Kind der schwarzen Sonne, du befindest dich wieder in der Situation, die dir zugedacht ist. Gefesselt und auf Boldar wartend. So ist es dir bestimmt, so soll es g e schehen. Mit Majunay wird es beginnen. und der Rest der Welt wird folgen.“
„Ihr seid wahnsinnig“, keuchte Khorgo. „Das kannst du nicht ernst meinen.“
Mit einem spöttischen Gesichtsausdruck verließ Wa r gulf die beiden Männer.
Die anderen Kedanier hatten inzwischen loses Holz zusammengetragen und entzündeten ein Feuer, an dem sie sich niederließen. Nur wenig drang von der Wärme zu Larkyen und Khorgo hinüber. Feiner Regen tränkte ihre Kleidung, die bald schon schwer an ihnen klebte. Der Nachtkälte ausgeliefert, kauerten sie sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen.
„Ich will noch erleben dürfen, welche Kraft in dir steckt, mein Junge“ flüsterte Khorgo.
Die Hoffnung in seiner Stimme verriet Larkyen, dass der Krieger jenen Moment der Offenbarung wirklich he r beisehnte. Und auch Larkyen sehnte sich nach seinem Schicksal. Sein Wunsch, all diese Kedanier zu töten und die Weiten der Steppe endlich von den wilden Horden des Nordens zu befreien, war unbändig. Jene Worte über die Grausamkeit der Welt, die Warwulf aus den Schriften Sandokars zitiert hatte, schienen nur allzu logisch. Lark y en begriff, dass die Menschen, die er geliebt und g e schätzt hatte, gestorben waren, weil sie sich den Geg e benheiten der Welt nicht anpassen wollten. Nur zu schnell ereilte der Tod die Friedfertigen und Unbewaffn e ten. Die Gesetze der Natur waren grausam, und die Tiere, die in ihrem Reich lebten, duldeten keinerlei Schwäche. Auch wenn viele Menschen, vor allem in den Städten, nur zu schnell vergaßen, dass auch sie Teil dieser Natur waren, mussten sie sich früher oder später ihren Gesetzen beugen.
„In der Natur gibt es immer einen, der stärker ist“, fl ü sterte Larkyen in die Nacht. Diese Worte waren für ihn Licht und Trost.
In einer Welt, die allein die Starken akzeptierte, mus s te er der Stärkste von allen sein.
Diese Nacht mit ihrer feuchten Kälte und dem Wind, der ihre Leiber wie mit Peitschenhieben peinigte, neigte sich nur schleichend ihrem Ende hin.
Endlich brachen die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Larkyen und Khorgo fühlten sich schwach und ausgezehrt. Mit dem Tag kam zumindest ein klein wenig Wärme.
Die Kedanier nahmen ein kurzes Mahl zu sich, und einer der Nordmänner warf ihnen ein paar Stücke g e trocknetes Fleisch zu, das sie gierig verschlangen. Ein anderer gab ihnen
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