Die Wiedergeburt (German Edition)
vermutlich schon, warum er es mir vorenthielt und wie ich darüber denken würde.“
„Dann bitte ich dich, Khorgo, akzeptiere, wer und was ich bin, denn auch ich selbst akzeptiere es nun voll und ganz!“
Khorgo sah Larkyen an, als versuche er in seinem G e sicht das eines Monsters zu erkennen. Dann sagte er: „Trotz allem scheinst du die größte Hoffnung zu sein.“
Der Krieger seufzte.
„Und doch scheint diese Hoffnung nun an ihre Gre n zen gestoßen zu sein“, fuhr er fort. „Und das wäre anders, wenn ich stark genug gegen die Kedanier gewesen wäre.“
„Dich trifft keine Schuld.“
„Ich glaube, wir wurden schon seit dem ersten Ko m men der Kedanier bei der Jurte beobachtet. Die Bogen-schü t zen, die Ojun niederschossen, waren Kaysaren. Das ist ein Stamm von Jägern, die in den bewaldeten Hängen der nördlichen Ausläufer des Altoryagebirges leben. Sie h a ben einst, vor langer Zeit, die Fähigkeit entwickelt, sich ihrer Umgebung anzupassen und für die Augen a n derer unsichtbar zu bleiben. Für gewöhnlich leben sie u n ter sich, aber die uns angriffen, scheinen Abtrünnige g e wesen zu sein, anders kann ich mir nicht erklären, dass sie mit dieser Horde umherziehen. Ich glaube, die a b trünnigen Kaysaren blieben nach Abzug der Kedanier ganz in der Nähe von Ojuns Jurte, um uns zu beobachten. Wer weiß, wie nahe sie dir kamen, ohne dass du es b e merktest. Mit Sicherheit nahe genug, um das Mal an de i ner Hand zu erkennen. Als sie sicher waren, dich gefu n den zu haben, holten sie Verstärkung.“
„Ah, der Soldat ist erwacht!“
Die laute Stimme Wargulfs ließ Larkyen zusamme n zucken.
Der Hüne trat auf sie zu, in der einen Hand Khorgos blanken Säbel, in der anderen ein schlichtes kedanisches Breitschwert. Wargulfs Blicke wanderten über das bla n ke, makellose Metall der Majunayklinge.
„Tadellos“ sagte er. „Zu tadellos, um es einfach im Dreck liegen zu lassen. Wie viele Männer wurden wohl von di e ser Waffe erschlagen? Wie vielen Kedaniern brachte sie den Tod? Nur wenige verstehen es, solch eine Klinge zu schmieden. Ihr Majunay beherrscht diese hohe Kunst wie kein anderes Volk.“
Beinahe abschätzig ließ Wargulf das kedanische Schwert sinken.
Schon die Blutreste und Rostspuren an der kedan i schen Klinge zeigten Larkyen, wie sehr sich die Kulturen der Kedanier und Majunay voneinander unterschieden. Während für die Majunay das Schwert neben seiner E i genschaft als Waffe auch ein Kunstwerk und das Symbol einer Kriegerkaste darstellte, das es respektvoll zu pfl e gen galt, war es für die Kedanier lediglich Mittel zum Zweck.
Wargulf sah nun zu Larkyen und Khorgo herab, und in sein bemaltes Gesicht trat ein triumphierendes Grinsen.
„Der Kriegsgott Nordar blickt von seinem Berg aus Eis und Schnee auf uns herab“, erklärte er und fuhr an Khorgo gerichtet fort: „Und du, Soldat, hast die Geg e benheiten gut erkannt. Ich habe gehört, wie du sagtest, einige Kaysaren hätten sich meinem Herrn angeschlo s sen. G e nau so ist es, und weitere werden folgen. Sie kämpfen für uns, und Boldar versprach ihnen sogar einen Teil der gr o ßen Beute, wenn Dakkai eingenommen ist.“
„Ihr seid wahnsinnig“, gab Khorgo zurück. „Hat es noch nicht genug Krieg in der Welt gegeben?“
Wargulfs Gesicht blieb ernst.
„Kriege gab es schon immer, sie sind Teil des Lebens. Als sich im Westen die gewaltigen Heere gegenübersta n den und einen Teil der Welt erbeben ließen, lebtet ihr in Majunay fast völlig in Frieden. Nun trifft euch der Ha m merschlag mit aller Härte.“
Khorgo spuckte verächtlich vor den Kedaniern aus.
Wargulf hingegen grinste spöttisch, dann sagte er: „Diese Welt kann ein harter und grausamer Ort sein, doch nicht, indem wir die Welt hinterfragen, sondern indem wir uns ihren Gegebenheiten anpassen, sind wir in der Lage, in ihr zu überleben. Das müsstest du doch wissen, Soldat. Es steht in den Schriften der Kriegskunst des G e nerals Sandokar, dem Mann, dem du einst unterstandest.“
„Belehre mich nicht über Sandokars Schriften!“ rief Khorgo. „Aber du weißt viel, Kedanier. Du kennst sogar die Kampftechnik der Armee Majunays, doch woher nimmst du dieses Wissen? Hast du schon einmal gegen uns Majunay gekämpft?“
Lächelnd begann Wargulf zu nicken.
„Ich war noch sehr jung, als ich Kedanien verließ. Mein Weg führte mich zu vielen Kriegsschauplätzen, ich kämpfte als Söldner im Westen, und ich diente in einem Heer mit den Zhymaranern.
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