Die Wiedergeburt (German Edition)
ernstem Tonfall zu Larkyen: „Das ist Neloy, und sein Zorn auf dich ist gerecht. Als du uns entkamst, hast du seinen Bruder feige mit einem Stein e r schlagen. Für einen Kedanier gibt es jedoch nur einen e h renhaften Tod, und zwar den Tod im Kampf. Die Männer, die du im Wald vor eurer Gefangennahme getötet hast, starben den Tod eines Kriegers. Neloys Bruder aber starb ohne Ehre. Der Kriegsgott Nordar blickt wegen dieser Tat mit Abscheu auf dich herab, junger Larkyen.“
„Und was ist mit euch, die ihr Unbewaffnete tötet?“ rief Larkyen empört. „Ihr Kedanier wagt es, von Ehre zu sprechen? Ihr sprecht von der Ehre im Krieg, doch was ist mit all jenen, die unter den Gräueln des Krieges leiden müssen?“
Er spuckte vor dem Kedanier aus.
„Die Ehre im Krieg gebührt einzig und allein den Kri e gern“, sagte Wargulf.
„Ihr seid nur eine Horde feiger Mörder, nichts we i ter....“
„Wir tun, was wir tun müssen, um unser erstes großes Ziel zu erreichen, und zwar Majunay einzunehmen“, e r widerte Wargulf.
„Niemals!“ zischte Khorgo.
„Das Leben in dieser Welt ist nichts als ein großer Kampf!“ fuhr Wargulf an Larkyen gerichtet fort. „ Und was deine Unversehrtheit anbelangt, so bewahrt allein der Befehl unseres Herrn Boldar dich vor dem Gefecht gegen Neloy. Das gilt aber nicht für deinen Freund, den Sold a ten. Er wird an deiner Statt kämpfen. Und anders als in deinem Fall, bedarf es keiner magischen Waffe, ihn zu t ö ten.“
Wargulfs bemaltes Gesicht überzog sich mit einem schadenfrohen Grinsen. An Neloy gerichtet, fügte er l a chend hinzu: „Lass deinen Zorn an dem Majunay aus! Im wa f fenlosen Zweikampf zu Nordars Ehren!“
Obwohl Neloys Blick auch weiterhin auf Larkyen ha f tete, schien der Kedanier sich über diese Gelegenheit trot z dem zu freuen.
„Lass den Kentaren beim Kampf zusehen.“ Neloy zwinkerte Larkyen zu. „Er soll sehen, wie ich seinen schlit z äugigen Freund zerreiße.“
„Nein!“ Larkyen versuchte sich aufzubäumen, wurde jedoch vom festen Griff Wargulfs zu Boden gehalten.
„Ihr wollt doch nur mich!“ schrie Larkyen. „Lasst ihn gehen!“
„Nein!“ rief Khorgo den Kedaniern entgegen. „Ich kämpfe für Larkyen!“
Für einen Moment gelang es Khorgo, sich Larkyen zu nähern, und er flüsterte ihm zu: „Mann gegen Mann, das bedeutet: Gleichstellung – Sie werden mir die Fesseln aufschneiden und das wird ihnen zum Verhängnis we r den. Wenn ich den Kedanier getötet habe, verhelfe ich dir zur Flucht. Wir versuchen zu den Pferden zu gelangen, und falls dies nicht möglich ist, bleibt uns immerhin der See. Du kannst doch schwimmen, oder?“
Larkyen nickte.
„Denk an das, was ich dich gelehrt habe.“
Obwohl der Plan des Majunay im ersten Augenblick nach Größenwahn klang, wusste Larkyen dennoch, dass Bo l dars Abwesenheit für sie von Vorteil sein würde.
Indessen trat Wargulf vor seine Waffenbrüder und hob sein Schwert triumphierend in den Sternenhimmel.
„Gott Nordar“, rief er. „Erhöre meine Worte, und bl i cke von deinem eisigen Thron im Norden auf uns herab. Sieh dir den Zweikampf an, der dir zu Ehren in dieser Nacht geführt wird. Er soll Sinnbild der Unterwerfung Majunays durch Kedanien sein.
Wir, die Söhne Kedaniens, sind es, die in deinem N a men kämpfen und in deinem Namen sterben. Dein Geist ist in unseren Herzen und im Stahl unserer Klingen. De i ne Kraft ist in unseren Leibern, und deine Gnadenlosi g keit ist auch die unsrige. Nordar, Gott des Krieges, der du uns Boldar gesandt hast, um Kedanien zur Macht zu ve r helfen: Den Starken möge die Welt gehören, und die Schw a chen mögen des Todes sein. Möge das Blut unserer Fei n de in deinem Namen fließen. Heil Nordar!“
„Heil Nordar!“ fielen die anderen Kedanier ein. Noch ehe die letzten Rufe im Dunkel der Nacht verhallten, b e gannen die Kedanier eine düstere Melodie zu singen, ganz anders als die harmonischen Gesänge der Nomaden, d e nen Larkyen einst an den abendlichen Lagerfeuern der Yesugei zu lauschen pflegte. Tiefe und kehlige Stimmen berichteten von den Kriegen der Vergangenheit und G e genwart Kedaniens, und beschworen ein Reich unter e i nem König Boldar.
Noch ehe der Gesang verklungen war, schrien die er s ten Kedanier bereits nach dem Zweikampf.
Larkyen bebte vor Nervosität. Er lauschte dem heft i gen Schlag seines Herzens, sein Atem ging schneller, und er sammelte allen Mut, um im rechten Augenblick wie ein Krieger handeln zu können.
Im
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