Die Wiedergeburt (German Edition)
Majunay einen tödlichen Tanz auf, dem kein Feind gewachsen schien.
Das schwere Getrappel von Hufen erklang, und eine Woge von ehrfurchtsvollem Schaudern schien durch die Reihen der Kedanier zu gehen. Dutzende neue kedan i sche Reiter galoppierten auf ihren Pferden in das Lager. An i h rer Seite ritten die Kaysaren, deren schmale Körper mit der Dunkelheit zu verschmelzen schienen. Das Volk der Kaysaren war also tatsächlich ein Bündnis mit den Barbaren aus dem Norden eingegangen.
Auf einem der großen kedanischen Pferde sah Lark y en eine riesenhafte Gestalt, deren schwarze Silhouette sich vor den Feuern abzeichnete. Der Riese stieg vom Pferd und ging mit großen Schritten, die den Steppenb o den zum Dröhnen brachten, zwischen seinen Landsleuten hindurch. Als er im Licht der Fackeln stand, erkannte ihn Larkyen und erschrak. Endlich stand er Boldar der Bestie gegenüber. Der Anführer der kedanischen Eroberer übe r ragte Larkyen beinahe um vier Köpfe. Sein muskulöser Körper steckte in einer Kettenrüstung, die seine breite Brust eng umspannte, und schwere Stahlpanzer, gespickt mit Nieten, schützten seine Schultern. Sein einziges Auge blickte gierig auf Larkyen herab. Boldar sprach kein Wort, sondern zog aus einer metallenen Scheide ein la n ges Schwert, dessen Klinge wie silbernes Eis blitzte. Es war die sagenumwobene magische Waffe, die dem A n führer der kedanischen Eroberer einst vom Kriegsgott Nordar überreicht worden war.
Boldar stürmte auf Larkyen zu, und sein Schwert durc h schnitt die Luft mit einem Fauchen. Larkyen jedoch rollte sich unter der heransausenden Klinge ab und schlug nun selbst mit dem Schwert nach seinem Gegner, doch der Streich fegte lediglich über die Oberfläche von Bo l dars Kettenrüstung. Der nächste Angriff mit Nordars Schwert erfolgte in einem tiefen Winkel, und nur knapp konnte Larkyen mit seinem Schwert parieren, dessen Klinge von dem Hieb durchtrennt wurde.
Boldar machte einen drohenden Schritt auf Larkyen zu und sagte mit tiefer Stimme, die bedrohlich wie Do n ner klang: „Dein Blut ist mein!“
In diesem Moment spürte Larkyen den festen Griff e i ner Hand auf seiner Schulter, die ihn aus dem Umkreis des Riesen entfernte.
„Wir müssen fliehen!“ rief Khorgo, der noch immer gegen anstürmende Kedanier kämpfte; und Larkyen eri n nerte sich daran, dass ein guter Krieger immer wusste, wann er sich zurückziehen sollte.
Als Larkyen das feuchte Seeufer unter seinen Füßen spürte, rief der Majunay ihm zu: „Ins Wasser, na los!“
Larkyen trat zuerst hinein, und seine Stiefel versanken im zähen Schlamm. Er drehte sich nach Khorgo um, der zwischen hüfthohem Schilf stand und neben Boldar der Bestie wie ein kleines Kind erschien. Der Majunay warf dem Riesen sein Schwert in einer schnellen Drehung wie einen Speer entgegen, danach duckte er sich ins Schilf.
Der Schwertwurf war ungezielt und diente allein der A b lenkung. Boldar hieb mit seiner Waffe durch das Schilf, doch der Majunay hatte bereits genügend Abstand gewonnen. Bäuchlings warf Khorgo sich ins tiefere G e wässer und tauchte unter. Larkyen holte tief Luft und tat es ihm gleich. Schwarze Dunkelheit und die eisige Kälte des Kharasees umgaben ihn. Er fühlte, wie Khorgos Hand sich um seine schloss und ihn mit sich zog. Als die Luft in seinen Lungen aufgebraucht war und er in Panik geriet, besann er sich darauf, dass er nicht ertrinken kon n te. Insgeheim verspottete er sich selbst und ließ das kalte Wasser in seine Lungen strömen. Erst würgte er und wand seinen Körper in der dunklen Kälte, dann jedoch wurde er immer ruhiger und tauchte immer tiefer. Khorgo hatte längst an die Oberfläche tauchen müssen. Larkyen folgte ihm, peinlich darum bemüht, beim Auftauchen kein Plätschern zu verursachen.
Am Himmel über ihnen stand ein voller Mond, dessen fahles, von Wolken umflortes Licht sich nur schwach und unwirklich auf dem Wasser spiegelte.
Larkyen und Khorgo blickten zum fernen Ufer z u rück. Inmitten der vielen Feuer konnte man die Silhoue t ten der Kedanier erkennen, und zwischen ihnen ragte, wie eine mächtige Eiche auf einer Lichtung, Boldar die Bestie auf. Obwohl Larkyen wusste, dass Boldar ihn hier draußen unmöglich sehen konnte, wähnte er sich keine s falls in S i cherheit.
Er und Khorgo schwammen weiter, und erst als das Lager der Kedanier nur noch ein flackernder Punkt in der Ferne war, beschlossen sie, an Land zu schwimmen.
Schon bald spürte Larkyen felsigen Grund unter se i
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