Die Wiederkehr des gefallenen Engels
besitze ich Kräfte, die sich von euren weit unterscheiden. Ich bin ein Kind zweier Welten und Asiszaars Sohn. Das sollte euch genügen.«
Nakamesh wollte erst ablehnen, aber dann dachte er an rebellische Dämonen, die vielleicht bereits das Tor durchschritten hatten und Jagd auf das Mädchen machten. Sollte Lara in ihre Hände fallen, war alles verloren. Sie würden sie töten und somit die letzte Möglichkeit zerstören, die noch verhindern konnte, dass ihre dämonischen Horden in diese Welt eindrangen und sie vernichteten. Die Hölle war dann ebenso verloren, denn die letzten Krieger würden bei dem Versuch fallen, das Portal zu schützen. Beknathar traf eine Entscheidung.
Wir werden diese Kreatur nicht zertreten. Sie kann uns dienen, sandte er als Gedanken an Nakamesh. In dessen Antlitz bewegte sich kein Muskel, als er antwortete: So sei es, Bruder, aber wenn wir das Mädchen haben, werde ich mich mit ihm beschäftigen.
Beknathar wusste, dass dies keine leere Drohung war. Ihm war bewusst, dass Nakamesh eigene Ziele verfolgte und früher oder später versuchen würde, Ben und seine Truppe zu töten. Noch brauchte er sich über dessen Hinterlist keine Gedanken zu machen, denn Ben verfügte selbst über nur wenig Macht, und die wenigen ihm verbliebenen Dämonen waren keine Gegner für die Krieger des Himmels. Beknathar war sich sicher, dass Damian seine himmlischen Brüder zu Hilfe rufen würde, also war Ben auf ihn und Nakamesh angewiesen. Nur sie waren in der Lage, sich den Engeln im Kampf zu stellen.
Beknathar wandte sich an Ben. »Du wirst uns führen. Glaube aber nicht, dass wir dir vertrauen. Beim ersten Hinweis auf Verrat werden wir dich töten und dieser Tod wird schmerzvoll sein.«
Ben jubilierte innerlich. Er hatte bekommen, was er wollte. Die beiden gefallenen Engel waren mächtige Verbündete. Sich ihnen jetzt zu widersetzen, hätte bedeutet, seine restlichen Dämonen zu verlieren und vielleicht selbst unterzugehen. Außerdem konnte er sich nicht allein Damian zum Kampf stellen. Beknathars Drohung hingegen ließ ihn kalt. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde er sich der beiden entledigen. Sollten sie bis dahin ruhig glauben, das Kommando zu haben.
»Was ist mit ihnen?«, fragte Ben. Er nickte in Richtung der bewusstlosen Martha Hermsdorf und Sams.
Beknathar wandte sich um. Er betrachtete die beiden leblosen Körper, die dicht beieinanderlagen. »Der Dämon stirbt sowieso, die alte Frau interessiert mich nicht.«
Ben wollte noch anmerken, ob es nicht besser sei, sie beide zu töten, aber das ärgerlich verzogene Gesicht des dunklen Engels sagte ihm, dass es an der Zeit war, die Verfolgung von Lara aufzunehmen. Leise gab er den Befehl, nach Spuren der Verschwundenen zu suchen.
32.
Als die Dämonen und die dunklen Engel verschwunden waren, tauchten goldene Schemen aus der Dunkelheit auf. Zwei Engel erschienen. Ein leichter Wind war aufgekommen und zupfte an ihren langen Haaren, umspielte die ernsten Gesichter. In ihren Händen lagen Schwerter aus Licht, deren Glanz die Umgebung erleuchtete. Sie hatten alles beobachtet.
»Warum haben wir nicht eingegriffen?«, fragte Laval, ein Engel, auf den Gabriel mehr vertraute als alle anderen. »Wir hätten unsere Brüder rufen und kämpfen sollen. Das Mädchen befreien.«
Gabriel schüttelte sanft den Kopf. »Nein. Jetzt zu kämpfen, hätte das Mädchen in Gefahr gebracht.«
»Aber es waren nur wenige, der Sieg wäre unser gewesen.«
»Vielleicht«, gab Gabriel zu. »Aber bevor sie untergegangen wären, hätten sie Lara getötet. Niemals hätten sie zugelassen, dass diese Macht in unsere Hände fällt.«
»Satan würde nicht sein eigenes Kind umbringen. Er braucht das Mädchen.«
»Satan würde alles tun. Er ist zu Unvorstellbarem fähig. Du kennst ihn nicht, aber ich habe in der großen Schlacht gegen ihn gekämpft. Tausende seiner Gefährten hat er seinem Stolz geopfert. Ohne zu zögern. Ohne Reue.«
Laval nickte nachdenklich. »Aber nun ist Damian mit Lara verschwunden. Dämonen und dunkle Engel jagen sie. Was können wir tun?«
Gabriel lächelte. Er ging einen Schritt auf Laval zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Alles wird geschehen, wie es der Herr des Himmels vorbestimmt hat. Vertraue auf ihn.«
Laval senkte beschämt das Haupt. »Ja, das tue ich.«
»Nun, ruf die anderen. Damian und Lara befinden sich in der Nähe. Auch wenn Damian seine Gedanken vor uns verbirgt, so spüre ich doch, dass er nicht weit
Weitere Kostenlose Bücher