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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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nicht. Er hatte mir immer wieder geschrieben, um mich von solch einem Weg abzubringen. Diese Briefe hätten ihn retten können, auch mein Tagebuch, dem ich Tag für Tag meine Gefühle für ihn und unser beider Ansichten anvertraut hatte. Mein Mann fand die Briefe und das Tagebuch und nahm alles an sich. Er versteckte alles und tat, was er konnte, um das Leben des jungen Mannes durch seine Aussagen zu zerstören. Er hat zwar sein Ziel nicht erreicht, aber Alexis wurde als Gefangener nach Sibirien verschickt, wo er heute noch in einem Salzbergwerk arbeitet. Denk daran, du Schurke, du Schurke! Jetzt, jetzt, in diesem Augenblick, arbeitet und lebt Alexis, dessen Namen auszusprechen du nicht würdig bist, wie ein Sklave. Ich habe dein Leben in der Hand und lasse dich trotzdem gehen.«
      »Du warst immer eine edelmütige Frau, Anna«, sagte der alte Mann und paffte an seiner Zigarette.
      Sie hatte sich erhoben, fiel aber mit einem leisen Schmerzensschrei wieder zurück.
      »Ich muß zum Ende kommen«, sagte sie. »Als meine Strafzeit vorüber war, beschloß ich, das Tagebuch und die Briefe, die die Entlassung meines Freundes bewirken konnten, wenn sie an die russische Regierung geschickt würden, zurückzubekommen. Ich wußte, daß mein Mann nach England gegangen war. Nach einmonatiger Suche entdeckte ich, wo er sich aufhielt. Ich wußte, daß er das Tagebuch noch besaß, denn als ich in Sibirien war, hatte er mir einmal einen Brief geschrieben, in dem er mich tadelte und einige Abschnitte daraus zitierte. Aber ich war mir bei seiner rachsüchtigen Natur sicher, daß er mir das Tagebuch nie freiwillig gegeben hätte. Ich mußte selbst heranzukommen versuchen. Zu diesem Zweck engagierte ich einen Agenten eines Detektivbüros, der ließ sich von meinem Mann als Sekretär anstellen – er war dein zweiter Sekretär, Sergio, derjenige, der so plötzlich bei dir aufhörte. Er fand heraus, daß in dem Schreibtischschränkchen Papiere aufbewahrt wurden, und machte einen Abdruck von dem Schlüssel. Mehr wollte er nicht tun. Er hat mich mit einem Plan des Hauses ausgestattet und mir berichtet, daß das Arbeitszimmer am Vormittag fast immer leer sei, da der Sekretär hier oben zu tun habe. So nahm ich denn schließlich mein Herz in beide Hände und fuhr her, um das Buch und die Briefe an mich zu bringen. Ich hatte Erfolg – aber um welchen Preis!
      Ich hatte alles an mich genommen und wollte gerade das Schränkchen wieder abschließen, als der junge Mann mich angriff. Ich hatte ihn am Morgen schon gesehen. Ich war ihm auf der Landstraße begegnet und hatte ihn gefragt, wo Professor Coram wohnt, ohne zu wissen, daß er sein Angestellter war.«
      »So war es! So war es!« sagte Holmes. »Der Sekretär ist zu seinem Arbeitgeber zurückgegangen und hat ihm erzählt von der Frau, die er getroffen hatte. Und mit seinem letzten Atemzug hat er versucht, die Mitteilung zu formulieren, daß sie es war – die Frau, über die er mit dem Professor gesprochen hatte.«
      »Lassen Sie mich reden«, sagte die Frau mit befehlender Stimme, und ihr Gesicht zog sich zusammen, als litte sie Schmerzen. »Als er fiel, stürzte ich aus dem Raum, geriet in den falschen Korridor und fand mich plötzlich im Zimmer meines Mannes wieder. Er sprach davon, mich der Polizei anzuzeigen. Ich machte ihm klar, daß sein Leben in meiner Hand lag. Wenn er mich an das Gesetz auslieferte, würde ich ihn an die Bruderschaft ausliefern. Ich wollte nicht um meinetwillen weiterleben, sondern um meine Aufgabe zu erfüllen. Er wußte, ich würde wahr machen, was ich ihm androhte, und er hatte verstanden, daß sein Schicksal an das meine gebunden war. Aus diesem und keinem anderen Grund hat er mich gedeckt. Er schob mich in dieses dunkle Versteck, ein Überbleibsel aus alten Zeiten, dessen Verwendungsmöglichkeiten nur er kannte. Er nahm die Mahlzeiten in seinem Zimmer ein, und so konnte er mir die Hälfte des Essens ablassen. Wir hatten vereinbart, daß ich aus dem Haus gehen sollte, sobald die Polizei abgezogen war, und daß wir uns nie wiedersehen würden. Aber irgendwie haben Sie unsere Pläne durchschaut.«
      Sie zog aus Ihrem Kleid ein kleines Päckchen. »Ich habe einen letzten Wunsch«, sagte sie. »Dieses Päckchen wird Alexis’ Leben retten. Ich vertraue es Ihrer Ehre und Gerechtigkeitsliebe an. Nehmen Sie es. Und bringen Sie es zur russischen Botschaft. Jetzt habe ich meine Pflicht getan, und ich…«
      »Haltet sie zurück!« rief Holmes. Er

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