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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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hatte Sherlock Holmes sehr nachdenklich gestimmt, und in den nächsten Tagen sah ich ihn einige Male das Stück Papier aus seiner Brieftasche nehmen und ernst die seltsamen Figürchen betrachten. Er kam dennoch nicht auf die Affäre zusprechen, aber an einem Nachmittag, ungefähr vierzehn Tage später, ich wollte gerade die Wohnung verlassen, rief er mich zurück.
      »Sie bleiben besser, Watson.«
      »Warum?«
      »Weil ich heute früh ein Telegramm von Hilton Cubitt bekommen habe – Sie erinnern sich, Hilton Cubitt mit den tanzenden Männchen. Er müßte zwanzig nach eins an der Liverpool Street-Station ankommen. Jeden Moment kann er hier sein. Ich entnehme dem Telegramm, daß es neue, bedeutungsvolle Vorfälle gegeben hat.«
      Wir mußten nicht lange warten; unser Squire aus Norfolk kam so schnell, wie ein Hansom es schaffen konnte, vom Bahnhof direkt zu uns. Er sah bekümmert und niedergeschlagen aus, hatte müde Augen, und seine Stirn lag in Falten.
      »Sie geht mir an die Nerven, die Sache, Mr. Holmes«, sagte er, als er total ermattet in einen Sessel sank. »Nicht genug, daß man von Leuten umgeben ist, die man nicht sieht und nicht kennt und die irgend etwas im Schilde führen; wenn man dazu auch noch weiß, daß all das die eigene Frau allmählich umbringt, dann ist das mehr, als ein Geschöpf aus Fleisch und Blut aushalten kann. Sie schwindet dahin – schwindet vor meinen Augen dahin.«
      »Hat sie schon etwas gesagt?«
      »Nein, Mr. Holmes, nichts. Und doch gab es Augenblicke, wo das arme Mädchen hat sprechen wollen; aber sie konnte sich nicht durchringen. Ich habe versucht, ihr zu helfen, ich muß es ungeschickt angefangen und sie abgeschreckt haben. Sie sprach über meine alte Familie und unseren Ruf in der County, unseren Stolz auf unsere unbefleckte Ehre, und ich fühlte immer, daß sie auf den bestimmten Punkt hinauswollte; aber irgendwie bog das Gespräch ab, ehe wir ihn erreichten.«
      »Aber Sie haben selbst etwas herausgefunden?«
      »Allerhand, Mr. Holmes. Ich habe einige neue Blätter mit tanzenden Männchen, die Sie studieren können, und, was wichtiger ist, ich habe den Burschen gesehen.«
      »Was – den Mann, der sie gezeichnet hat?«
      »Ja. Ich habe ihn an der Arbeit gesehen. Doch ich will Ihnen alles der Reihe nach erzählen. Als ich von meinem Besuch bei Ihnen zurückkehrte, war das erste, was ich am nächsten Morgen sah, eine neue Reihe tanzender Männchen. Sie waren mit Kreide an die schwarze Holztür des Gerätehauses gezeichnet, das hinter dem Rasen steht und von den vorderen Fenstern des Wohnhauses ganz überblickt werden kann. Ich machte eine genaue Abschrift. Hier ist sie.«

    Er faltete ein Blatt auseinander und legte es auf den Tisch. So sahen die Hieroglyphen aus:

    »Hervorragend!« sagte Holmes, »hervorragend! Bitte, fahren Sie fort.«
      »Nachdem ich die Kopie angefertigt hatte, wischte ich die Zeichen weg. Aber zwei Tage später war wieder etwas angeschrieben. Auch das habe ich hier.«

    Holmes rieb sich die Hände und kicherte vor Vergnügen.
      »Unser Material wächst schnell an«, sagte er.
      »Drei Tage danach fand ich eine Kritzelei auf Papier, sie lag unter einem Kiesel auf der Sonnenuhr. Das ist sie. Die Zeichen sind, wie Sie sehen, genau die gleichen wie beim vorherigen Mal. Da beschloß ich, mich auf die Lauer zu legen. Ich nahm meinen Revolver und setzte mich in mein Arbeitszimmer, von wo aus man den Rasen und den Garten überblicken kann. Gegen zwei Uhr morgens saß ich so am Fenster, alles war dunkel, nur der Mond schien; plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Es war meine Frau im Morgenrock. Sie flehte mich an, ins Bett zu kommen. Ich sagte ihr offen, ich wolle den sehen, der uns die dummen Possen spielte. Sie antwortete, es seien sinnlose Streiche, und ich solle keine Notiz davon nehmen.
      ›Wenn es dich wirklich beunruhigt, Hilton, könnten wir verreisen, du und ich, und dem Unfug aus dem Wege gehen.‹
      ›Was, wir sollten uns von so einem Possenreißer aus dem Hause treiben lassen!‹ sagte ich. ›Die ganze County würde über uns lachen.‹
      ›Dann komm jetzt zu Bett, wir können uns am Morgen darüber unterhalten.‹
      Plötzlich, während ich noch sprach, sah ich, wie ihr im Mondlicht weißes Gesicht noch weißer wurde, und spürte, wie sich ihre Hand in meine Schulter krampfte. Etwas bewegte sich im Schatten des Gerätehauses. Eine dunkle Gestalt kroch um die Ecke und kauerte sich vor die

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