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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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auch, daß Holmes seine Enthüllungen zu seiner Zeit und auf seine Weise zu machen beliebte; so wartete ich, bis es ihm genehm sein würde, mich ins Vertrauen zu ziehen.
      Das Antworttelegramm verzögerte sich jedoch, und es folgten zwei Tage voller Ungeduld, und Holmes spitzte bei jedem Läuten der Türglocke die Ohren. Am Abend des zweiten Tages erhielten wir einen Brief von Hilton Cubitt. Bei ihm war alles ruhig, außer daß eine lange Schriftzeile auf dem Sockel der Sonnenuhr erschienen war. Eine Kopie

    davon hatte er beigefügt, sie sah folgendermaßen aus:

    Holmes beugte sich einige Minuten lang über den grotesken Fries und sprang dann plötzlich mit einem Ausruf der Überraschung und Bestürzung auf. Sein Gesicht war wild erregt.
      »Wir haben die Affäre weit genug gedeihen lassen«, sagte er. »Fährt heute abend noch ein Zug nach North Walsham?«
      Ich schlug im Kursbuch nach. Der letzte Zug war gerade abgefahren.
      »Dann werden wir zeitig frühstücken und den allerersten am Morgen nehmen«, sagte Holmes. »Unsere Anwesenheit ist dringend vonnöten. Ah, da ist ja das erwartete Telegramm. Einen Moment, Mrs. Hudson – vielleicht müssen wir antworten. Nein, es ist ganz, wie ich es mir gedacht habe. Diese Nachricht macht es sogar noch wichtiger, daß wir keine Stunde verlieren, Hilton Cubitt wissen zu lassen, wie die Angelegenheit steht, denn es ist ein eigentümliches und gefährliches Netz, in das unser einfacher Squire aus Norfolk verstrickt ist.«
      So war es denn auch, und während ich zum dunklen Schluß einer Geschichte komme, die mir anfangs nur kindisch und bizarr erschienen war, fühle ich noch einmal die Bestürzung und das Entsetzen, die mich damals erfüllten. Ich wollte, ich hätte meinen Lesern ein freundlicheres Ende mitzuteilen; aber ich schreibe Tatsachenberichte, und ich muß dem sonderbaren Ablauf der Ereignisse, die Ridling Thorpe Manor für eine Zeitlang zum Tagesgespräch in ganz England machen sollte, bis an sein düsteres Ende folgen.
      Wir waren kaum in North Walsham ausgestiegen und hatten unseren Bestimmungsort genannt, als der Stationsvorsteher herzueilte. »Ich nehme an, Sie sind die Detektive aus London?« sagte er.
      Ein Ausdruck von Bestürzung ging über Holmes’ Gesicht.
      »Wie kommen Sie darauf?«
      »Weil Inspektor Martin aus Norwich soeben durchgekommen ist. Aber vielleicht sind Sie auch die Chirurgen. Sie ist nicht tot – war es jedenfalls nicht nach den letzten Berichten. Sie könnten noch rechtzeitig gekommen sein, sie zu retten – wenn auch nur für die Galeere.«
      Holmes’ Stirn verdunkelte sich vor Besorgnis.
      »Wir wollen nach Ridling Thorpe Manor«, sagte er, »aber wir haben bisher nicht gehört, was da passiert ist.«
      »Eine schreckliche Geschichte«, sagte der Stationsvorsteher. »Sie sind erschossen, beide, Mr. Hilton Cubitt und seine Frau. Sie hat ihn erschossen und dann sich selbst – das sagen die Diener. Er ist tot, und sie schwebt in Lebensgefahr. Mein Gott! eine der ältesten Familien der County, eine der ehrwürdigsten.«
      Ohne ein Wort lief Holmes zu einem Wagen, und während der Fahrt von sieben Meilen machte er den Mund nicht auf. Selten habe ich ihn so völlig mutlos gesehen. Auf der Bahnfahrt war er schon unruhig gewesen, und ich hatte beobachtet, wie er mit gespannter Aufmerksamkeit in den Morgenzeitungen blätterte; aber jetzt, da seine schlimmsten Befürchtungen plötzlich Wirklichkeit geworden waren, versank er völlig in Melancholie. In trübste Spekulationen verloren, lehnte er sich auf dem Sitz zurück. Dabei umgab uns so vieles, das uns hätte interessieren sollen, denn wir durchführen eine einmalige englische Landschaft: Ein paar verstreut liegende Häuschen repräsentierten die Bevölkerung von heute, während immer wieder gewaltige Kirchen mit quadratischen Türmen aus dem flachen grünen Land ragten, vom Ruhm und Reichtum des alten East Anglia zeugend. Schließlich erschien der violette Rand der Nordsee über der grünen Küste von Norfolk, und der Kutscher zeigte mit der Peitsche auf zwei alte Fachwerkgiebel, die aus einem Wäldchen hervorschauten.
      »Das ist ›Ridling Thorpe Manor‹«, sagte er.
      Als wir vor der säulengetragenen Eingangstür hielten, sah ich neben dem Tennisrasen das schwarze Gerätehaus und den Sockel der Sonnenuhr, all das, wozu wir solch seltsame gedankliche Beziehungen hatten. Ein flinker, gewandter kleiner Mann mit einem gewachsten Schnurrbart war

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