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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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soeben von einem hohen Dogcart gestiegen. Er stellte sich als Inspektor Martin von der Polizei in Norfolk vor und war sichtlich erstaunt, als er den Namen meines Freundes hörte.
      »Nanu, Mr. Holmes, das Verbrechen ist doch erst um drei Uhr heute früh begangen worden. Wie können Sie in London davon erfahren haben und zur selben Zeit wie ich an Ort und Stelle sein?«
      »Ich habe es vorhergesehen. Ich kam in der Hoffnung, es verhindern zu können.«
      »Dann müssen Sie schwerwiegende Beweise haben, die wir nicht kennen, denn es heißt, sie seien ein Herz und eine Seele gewesen.«
      »Mein einziger Beweis sind die tanzenden Männchen. Ich werde es Ihnen später erklären. Aber inzwischen, da es zu spät ist, die Tragödie zu verhindern, liegt mir viel daran, einzusetzen, was ich weiß, damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Wollen Sie mich an Ihren Untersuchungen beteiligen, oder ziehen Sie es vor, daß ich unabhängig arbeite?«
      »Es wäre für mich ein stolzes Gefühl, wenn wir gemeinsam handelten«, sagte der Inspektor ernst.
      »In dem Falle würde es mich freuen, wenn ich ohne Verzögerung Ihre Beweise hören und Ihre Ausgangspunkte prüfen könnte.«
      Inspektor Martin war gut beraten, meinem Freund zu erlauben, die Dinge auf seine Weise anzugehen und sich selber mit dem sorgfältigen Registrieren der Ergebnisse zu bescheiden. Der Arzt aus dem Ort, ein alter, weißhaariger Mann, war eben aus Mrs. Hilton Cubitts Zimmer heruntergekommen und berichtete, ihre Verletzungen seien ernst, aber nicht unbedingt hoffnungslos. Die Ku gel war ihr von vorn ins Gehirn gedrungen, und es würde wahrscheinlich einige Zeit vergehen, ehe sie wieder zu Bewußtsein käme. Auf die Frage, ob auf sie geschossen worden war oder ob sie selber auf sich geschossen habe, wollte er keine entscheidende Ansicht äußern. Bestimmt war die Kugel aus nächster Nähe abgefeuert worden. Im Raum hatte man nur eine Pistole gefunden, und zwei Patronen fehlten. Mr. Hilton Cubitt war ins Herz getroffen. Man konnte annehmen, daß er auf sie geschossen hatte und dann auf sich selber, aber ebenso konnte sie das Verbrechen begangen haben, denn der Revolver lag auf dem Boden mitten zwischen ihnen.
      »Wurde an seiner Lage etwas verändert?« fragte Holmes.
      »Wir haben nichts verändert, nur bei der Dame. Wir konnten sie doch nicht verwundet auf dem Boden liegen lassen.«
      »Wie lange sind Sie schon hier, Doktor?«
      »Seit vier Uhr.«
      »Sonst noch jemand?«
      »Ja, hier der Konstabler.«
      »Und Sie haben nichts berührt?«
      »Nichts.«
      »Sie haben sehr besonnen gehandelt. Wer hat nach Ihnen geschickt?«
      »Die Haushälterin, sie heißt Saunders.«
      »War sie es, die Sie alarmiert hat?«
      »Sie und Mrs. King, die Köchin.«
      »Wo sind sie jetzt?«
      »In der Küche, glaube ich.«
      »Dann, meine ich, ist es wohl am besten, wir hören uns ihre Geschichte sofort an.«
      Die alte eichengetäfelte Halle mit hohen Fenstern war in ein Untersuchungsgericht verwandelt. Holmes saß in einem großen altmodischen Sessel. Seine unerbittlichen Augen leuchteten aus dem hageren Gesicht. Ich konnte in ihnen die feste Absicht lesen, sein Leben diesem Fall zu widmen, bis sein Klient, den er nicht zu schützen vermocht hatte, gerächt sein würde. Der schmucke Inspektor Martin, der alte graubärtige Landarzt, ich und der gleichmütige Ortspolizist bildeten den übrigen Teil der seltsamen Gesellschaft.
      Die beiden Frauen erzählten ihre Geschichte recht klar. Sie waren durch den Lärm einer Explosion aus dem Schlaf geholt worden, dem eine Minute darauf eine zweite folgte. Sie schliefen in nebeneinanderliegenden Zimmern, und Mrs. King war zu der Saunders hineingestürzt. Gemeinsam stiegen sie die Treppen hinunter. Die Tür des Arbeitszimmers stand offen. Ihr Dienstherr lag mit dem Gesicht nach unten mitten im Raum. Er war schon tot. Nahe dem Fenster kauerte seine Frau, ihr Kopf lehnte an der Wand. Sie war entsetzlich verletzt, das Gesicht rot von Blut. Sie atmete schwer, konnte aber nichts sagen. Der Flur war wie das Zimmer voller Rauch und Pulvergeruch. Das Fenster sei geschlossen und von innen verriegelt gewesen, darin waren beide Frauen sicher. Sofort hatten sie nach dem Doktor und dem Konstabler geschickt und dann, vom Reitknecht und dem Stallburschen unterstützt, hatten sie die ver letzte Herrin in ihr Zimmer getragen. Sie und ihr Mann waren beide schon im Bett gewesen. Sie hatte

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