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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Lampe stand vor ihm eine große, schlanke, schwarze Frau, einen Schleier über dem Gesicht und den Umhang bis zum Kinn hochgezogen. Ihr Atem ging schnell und schwer, und jeder Zoll der biegsamen Gestalt zitterte in heftiger Erregung.
      »Nun«, sagte Milverton, »Sie haben mich um meine Nachtruhe gebracht, meine Liebe. Ich hoffe, Sie werden beweisen, daß es das wert war. Sie konnten wohl nicht zu einer anderen Zeit kommen – he?«
      Die Frau schüttelte den Kopf.
      »Na gut, wenn Sie nicht konnten, konnten Sie eben nicht. Wenn die Countess eine so strenge Herrin ist, haben Sie jetzt die Chance, es ihr heimzuzahlen. Teufel noch mal, warum zittern Sie so? Das ist recht! Nehmen Sie sich zusammen! Also, kommen wir zum Geschäft.« Er entnahm der Schublade des Pults einen Brief. »Sie schreiben mir, Sie haben fünf Briefe, die die Countess d’Albert kompromittieren. Sie wollen sie verkaufen. Ich möchte sie kaufen. So weit, so gut. Es bleibt nur, den Preis festzusetzen. Ich müßte selbstverständlich die Briefe einsehen. Wenn es wirklich gute Stücke sind… Großer Gott, Sie sind das?«
      Die Frau hatte ohne ein Wort den Schleier gehoben und öffnete den Umhang am Kinn. Ein dunkles, schönes, feingeschnittenes Gesicht richtete sich auf Milverton, ein Gesicht mit gebogener Nase, starken dunklen Brauen und in deren Schatten hart glitzernden Augen, mit einem geraden, schmallippigen Mund, um den ein gefährliches Lächeln saß.
      »Ja, das bin ich«, sagte sie, »die Frau, deren Leben Sie zerstört haben.«
      Milverton lachte, aber in seiner Stimme schwang Furcht. »Sie waren so eigensinnig«, sagte er. »Warum haben Sie mich zum Äußersten getrieben? Ich versichere Ihnen, ich würde keiner Fliege etwas zuleide tun, aber jeder hat sein Geschäft, was sollte ich machen? Ich habe den Preis Ihren Verhältnissen angepaßt. Sie wollten nicht zahlen.«
      »Da haben Sie denn die Briefe an meinen Gatten geschickt, und ihm – dem vollkommensten Gentleman, den die Welt je gesehen hat, einem Mann, dem nicht einmal die Schuhe zu schnüren ich wert war –, ihm brach es das edle Herz, und er starb. Sie erinnern sich, daß ich gestern nacht, als ich durch jene Tür dort kam, Sie bat und um Gnade anflehte, und Sie haben mir ins Gesicht gelacht, so wie Sie es jetzt auch versuchen, aber Ihr feiges Herz kann Ihre Lippen nicht vorm Zukken bewahren. Ja, Sie haben nicht gedacht, mich hier wiederzusehen, aber es war gerade diese Nacht, die mich gelehrt hat, wie ich Sie allein unter vier Augen treffen kann. Nun, Charles Milverton, was haben Sie zu sagen?«
      »Bilden Sie sich nicht ein, daß Sie mich übertölpeln können. Ich brauche nur meine Stimme zu erheben und mein Personal zu rufen und kann Sie verhaften lassen. Aber ich will gegen Ihren Zorn Nachsicht üben. Verlassen Sie das Zimmer so plötzlich, wie Sie gekommen sind, und ich will kein Wort mehr sagen.«
      Die Frau stand da, die Hand auf der Brust, um die schmalen Lippen noch immer dieses tödliche Lächeln. »Sie werden kein Leben mehr zerstören, wie Sie meines zerstört haben. Sie werden kein Herz mehr quälen, wie Sie meines gequält haben. Ich werde die Welt von einem giftigen Reptil befreien. Nehmen Sie das, Sie Hund, und das! – und das! -und das! – und das!«
      Sie hatte einen kleinen blitzenden Revolver gezogen und schoß Kugel um Kugel in Milvertons Leib, die Mündung kaum zwei Fuß von seiner Brust entfernt. Er sackte zusammen, fiel vornüber auf den Tisch, wild hustend und die Finger in die Papiere gekrallt. Dann rappelte er sich hoch, empfing noch einen Schuß und rollte zu Boden. »Sie haben mich geschafft«, rief er und lag bewegungslos. Die Frau betrachtete ihn eindringlich und bohrte ihm den Absatz ins Gesicht. Sie schaute noch einmal hin, aber da war kein Laut mehr und keine Regung. Ich vernahm ein heftiges Ra scheln, die Nachtluft blies in das heiße Zimmer, und die Rächerin war verschwunden.
      Unser Eingreifen hätte den Mann vor seinem Schicksal nicht bewahren können; aber als die Frau Kugel um Kugel in Milvertons sich krümmenden Körper feuerte, war ich nahe daran, hinzustürzen; da fühlte ich Holmes’ kühlen festen Griff um mein Handgelenk. Ich verstand die ganze Bedeutung dieses harten Griffs, der mich zurückhielt: daß es nicht unsere Sache war; daß die Gerechtigkeit einen Schurken ereilt hatte; daß wir unsere eigenen Pflichten und unsere eigenen Aufgaben hatten, die wir nicht aus den Augen verlieren durften.

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