Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
Nachricht, die Sie mir durch Eilboten zukommen ließen, erhalten und genau getan, was Sie von mir verlangten. Wir haben jede Tür von innen abgeschlossen und gewartet, was geschehen würde. Nun, ich bin sehr froh, daß Sie den Halunken haben. Ich hoffe, meine Herren, Sie werden mit ins Haus kommen und eine Erfrischung zu sich nehmen.«
Lestrade jedoch war begierig, seinen Mann hinter Schloß und Riegel zu bringen, und so riefen wir unsere Droschke und waren einige Minuten später auf dem Weg nach London. Kein Wort wollte unser Gefangener sagen; er starrte uns unter dem verfilzten Haar hervor an, und einmal, als meine Hand in seine Reichweite geriet, langte er nach ihr wie ein hungriger Wolf. Wir blieben auf dem Polizeirevier, bis wir erfuhren, daß die Durchsuchung seiner Kleider nichts zutage gefördert hatte als ein paar Shilling und ein langes Messer mit Scheide, dessen Klinge zahlreiche Spuren von frischem Blut aufwies.
»Das geht in Ordnung«, sagte Lestrade, als wir uns verabschiedeten. »Hill kennt diese Sorte, er wird schon alles über ihn herausfinden. Sie werden sehen, daß meine Mafia-Theorie sich bestätigt. Aber ich bin Ihnen außerordentlich verpflichtet, Mr. Holmes, für die kunstgerechte Art, mit der Sie ihn dingfest gemacht haben. Ich verstehe die Zusammenhänge nicht recht.«
»Ich fürchte, es ist schon zu spät, um Erklärungen abzugeben«, sagte Holmes. »Außerdem gibt es noch einige unerledigte Einzelheiten, und dies ist einer der Fälle, die es wert sind, bis zu Ende verfolgt zu werden. Wenn Sie noch einmal in meine Wohnung kommen würden, morgen um sechs Uhr, dann, denke ich, kann ich Ihnen zeigen, daß Sie auch jetzt nicht die ganze Bedeutung der Angelegenheit erfaßt haben, die einige Züge aufweist, die einmalig in der Geschichte des Verbrechens sind. Wenn ich Ihnen jemals erlaube, weiterhin meine kleinen Probleme aufzuzeichnen, Watson, so sehe ich voraus, daß Sie Ihre Seiten mit einem Bericht über das seltsame Abenteuer mit den Napoleon-Büsten beleben können.«
Als wir uns am nächsten Abend wieder trafen, war Lestrade mit sehr vielen Informationen über unseren Häftling ausgestattet. Es schien, daß er Beppo hieß, Nachname unbekannt. In der italienischen Kolonie war er als ein Tunichtgut verschrien. Früher einmal war er ein geschickter Bildhauer und hatte sein Geld auf ehrliche Weise verdient, aber dann geriet er auf Abwege und hatte bereits zweimal im Gefängnis gesessen – einmal wegen eines Bagatelldiebstahls, und das andere Mal, weil er, wie wir schon hörten, einen Landsmann mit dem Messer angegriffen hatte. Er sprach sehr gut englisch. Die Gründe, weshalb er die Büsten zerstörte, kannte man nicht, und er verweigerte die Antwort auf alle Fragen, die damit zusammenhingen; aber die Polizei hatte ermittelt, daß er die Büsten möglicherweise mit eigener Hand hergestellt hatte, als er in der Werkstatt von Gelder & Co. angestellt gewesen war. Alle diese Informationen, von denen wir viele bereits kannten, nahm Holmes mit höflicher Aufmerksamkeit entgegen; aber für mich, der ich ihn so gut kannte, war offensichtlich, daß seine Gedanken sonstwo schweiften, denn ich entdeckte ein Gemisch aus Unruhe und Erwartung hinter der aufgesetzten Maske. Schließlich bewegte er sich in seinem Sessel, und seine Augen wurden hell. Es hatte geläutet. Eine Minute später hörten wir Schritte auf der Treppe, und ein älterer, rotgesichtiger Mann mit grauen Koteletten wurde hereingewiesen. In der Rechten trug er eine dicke Reisetasche. Er legte sie auf den Tisch.
»Ist Mr. Sherlock Holmes hier?«
Mein Freund verbeugte sich und lächelte. »Ich nehme an, Mr. Sandeford aus Reading?« sagte er.
»Ja, Sir. Ich fürchte, ich habe mich etwas verspätet; aber die Züge waren schrecklich. Sie schrieben mir wegen einer Büste, die sich in meinem Besitz befindet.«
»Ganz recht.«
»Hier ist Ihr Brief. Sie haben geschrieben: ›Ich möchte gern ein Exemplar von Devines Napoleon erwerben, und ich bin bereit, zehn Pfund für die Büste, die sich in Ihrem Besitz befindet, zu zahlen.‹ Ist das richtig?«
»Gewiß.«
»Ich war sehr überrascht über Ihren Brief, weil ich mir nicht denken konnte, woher Sie wußten, daß ich eine solche Büste besitze.«
»Natürlich mußten Sie überrascht sein, aber die Erklärung ist sehr einfach. Mr. Harding von Harding Brothers sagte mir, er hätte das letzte Ex emplar an Sie verkauft, und gab mir Ihre
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