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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schnell genug. Zwei gedrungene Gestalten lösten sich aus der
Schwärze des Torbogens hinter ihm, fielen auf ihn herab und rissen
ihn mit ihrem Körpergewicht zu Boden, bevor er seine Waffe ziehen
konnte.
Der Aufprall presste Andrej die Luft aus den Lungen und ließ bunte
Sterne vor seinen Augen explodieren, dennoch gelang es ihm, einen
seiner Gegner von sich zu stoßen und wieder auf die Beine zu kommen. Aber plötzlich waren weitere, in der Dunkelheit nur undeutlich
erkennbare Schatten überall um ihn herum. Jemand packte ihn von
hinten. Kalter Stahl berührte seine Kehle. Er spürte warmes Blut an
seinem Hals herablaufen.
Andrej erstarrte.
»So ist es gut«, sagte Marco. Auch er hielt plötzlich einen Dolch in
der Hand. Langsam trat er auf Andrej zu und setzte ihm die Klinge
genau in Höhe des Herzens auf die Brust. »Rühr dich nicht. Wir wissen, was du bist, und wir wissen auch, wie man solche wie dich tötet.
Wenn du dich wehrst, erledigen wir dich gleich hier.«
Der Hass, der plötzlich in der Stimme des Jungen schwang, ließ
Andrej erschauern. Er wollte antworten, aber er kam nicht mehr dazu. Etwas Hartes traf seinen Hinterkopf mit furchtbarer Wucht und
löschte sein Bewusstsein augenblicklich aus.
    Andrej erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen. Alles drehte
sich um ihn. Sein Hinterkopf war ein einziger Quell pochenden
Schmerzes, und tief darunter war ein noch viel schlimmerer, bohrender Schmerz: die Schmach, sich selbst eingestehen zu müssen, wie
leicht es gewesen war, ihn zu übertölpeln. Stöhnend schlug er die
Augen auf. Um ihn herum war nichts als Schwärze, und einen Moment lang fühlte er blanke Panik in sich aufsteigen, weil ihm seine
überreizte Fantasie einzureden versuchte, er wäre blind. Dann aber
begriff er, dass er sich in einem völlig dunklen Raum befand. Er
schloss die Augen wieder und lauschte, doch alles, was er hörte, waren das rhythmische Hämmern seines eigenen Herzens und leise Atemzüge links von ihm. Nichts, was ihm hätte verraten können, wo er
war, wie groß der Raum war, in dem er sich befand und wie er beschaffen war. Andrej fühlte sich ausgeliefert.
    »Endlich ausgeschlafen, Hexenmeister?«, vernahm er eine vertraute, spöttische Stimme.
Andrej versuchte sich zu bewegen und stellte fest, dass es nicht
ging. Seine Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden, und
auch seine Fußgelenke mit eng sitzenden, groben Stricken aneinander gefesselt. Er versuchte sich aufzurichten, aber auch das gelang
ihm nicht. Andrej blinzelte ein paar Mal, um die Benommenheit
endgültig abzuschütteln, die noch immer auf ihm lag. Abu Dun?
»Wenigstens war ich es nicht allein«, murmelte er. Sein Mund war
ausgetrocknet. Das Sprechen fiel ihm schwer.
»Was warst du nicht allein?«, erkundigte sich die Stimme des Nubiers.
»Dumm genug, um in diese Falle zu tappen«, antwortete Andrej.
»Was ist passiert?«
»Ein Hinterhalt«, erklärte Abu Dun. »Jemand war so unfreundlich,
hinterrücks mit einem Pfeil auf mich zu schießen. Bevor ich mich
davon erholen konnte, hatte man mich bereits überwältigt und mir
eins über den Schädel gezogen.« Er grunzte. »Ich kann nur hoffen,
dass derjenige wusste, mit wem er es zu tun hat.«
»Und wenn nicht?«
»Wäre ich ernsthaft verärgert«, sagte Abu Dun. »Der Schlag hätte
jeden Menschen getötet. Und du?«
»Bei mir war es so ähnlich«, behauptete Andrej ausweichend. Sein
Kopf tat immer noch weh, und seine Gedanken drehten sich im
Kreis. Er erinnerte sich daran, wie leicht es Marcos Spießgesellen
gefallen war, ihn zu überrumpeln.
»Weißt du, wo wir sind?«, wollte Andrej von Abu Dun wissen, um
nicht weiter an seine Schmach erinnert zu werden.
»Nein. Ich bin gerade erst wieder zu mir gekommen… genau wie
du. Aber vor dir.«
Andrej überging die Spitze. Stattdessen spannte er prüfend die
Muskeln, um herauszufinden, wie stark seine Fesseln waren. Die
Stricke waren eng angelegt.
»Das hat keinen Sinn«, meinte Abu Dun und lachte leise. »Du vergeudest nur deine Kraft. Ich habe es auch schon versucht.« Der Nubier machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: »Wer auch immer
die Kerle sind, die uns übertölpelt haben, sie scheinen unsere Kräfte
sehr gut einschätzen zu können.«
Andrej verbiss sich jede Bemerkung darüber, dass dies möglicherweise einen Grund haben könnte - wie zum Beispiel den, dass Abu
Dun seit ihrer Ankunft in Wien keine Gelegenheit ausgelassen hatte
aufzufallen.
Jetzt war schwerlich der

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