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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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kaum einen seiner Feinde, dessen Laufbahn nicht in Gianton geendet hatte, wo die Schmiede der Finsternis ihre schreckliche Kunst ausübten.
    Nun ruhte er von einer anstrengenden Nacht in den Gewölben des Tempels, wo er tainnianische Gefangene über die Vorzüge der Finsternis und die Anfälligkeit des Fleisches aufgeklärt hatte – mit seinen berüchtigten blutigen Händen.
    Und er wußte auch von dem Schiff, das langsam auf die Küste zutrieb. Er besaß seine Späher überall. Er rühmte sich, daß er alles sah und hörte und wußte, und er scheute nicht davor zurück, selbst Donahin gegenüber durchblicken zu lassen, daß Quatoruum der bestinformierte Dämon der Finsternis sein mußte.
    Dieses Schiff interessierte ihn. Noch wußte er nicht, wer sich darauf befand, außer daß es Caer und Barbaren waren, und zwei Männer in den schwarzen Mänteln der Priester. Aber die Nacht war zu rasch gekommen, als daß die Späher mehr hätten entdecken können. Nur eines sahen sie, und das war das interessanteste von allem:
    Die Ungeheuer des Meeres der Spinnen begleiteten es so friedlich, als wären sie Verbündete. Das war noch nie zuvor geschehen. Die das zuwege brachten, die wollte er persönlich kennenlernen, denn das Meer der Spinnen war der unsicherste Punkt in der Strategie der Finsternis.
    Deshalb war seit Mitternacht eine große Abteilung Gianten unterwegs zur Küste, um die Besatzung des Schiffes herbeizuschaffen. Irgendwie war er beunruhigt und ergrimmt über diese Unruhe, denn sie war Schwäche. Aber da waren diese Nachrichten von verlorenen Schlachten in Ugalien und den Wildländern, von Barbarenhorden in Darain und dem unrühmlichen Ende von Priestern und selbst Dämonen in den Ländern außerhalb der sicheren Kreise.
    Er wußte, daß es eine Magie aus der alten Zeit gab – eine Magie des Lichts. Die Menschen waren nicht die einzigen Gegner der Finsternis. Es gab Kräfte puren Lichtes, die wie die Finsternis von den Lebenden Besitz ergreifen konnten. Es gab eine weiße Magie, der die Finsternis hilfloser gegenüberstand, als sie eingestehen wollte. Und das Licht besaß seine Helden – wie diesen Mythor, dem er selbst gegenübergestanden hatte. Sie waren Narren, für eine verlorene Sache zu kämpfen. Aber man durfte sie nicht unterschätzen. Das hatte manchen zu Fall gebracht – wie Amorat und den, dem er huldigte: Duldamuur.
    Menschen, die es fertigbrachten, die Bewohner des Meeres der Spinnen zu zähmen, konnten dies nicht aus eigener Kraft tun. Das Licht oder die Finsternis mußten auf ihrer Seite sein.
    Was es auch war, er wollte es wissen.
    Der Morgen begann wie immer in der Ebene der Krieger mit Waffenlärm. Aber es war nicht mehr das bunte, bewegte Treiben eines stetig wachsenden Caer-Heeres, das für die Eroberung ausgebildet wurde. Das Protzen angeberischer Prinzen, die legendären Duelle der Caer, das gab es nicht mehr.
    Der Krieg der Finsternis war unmenschlicher geworden. Es gab kaum einen Heerführer mehr, der nicht den Dämonenkuß empfangen hatte, kaum einen menschlichen Krieger, denn an Leben war das Land längst ausgeblutet. Die Heere waren durch alle Provinzen Tainnias gezogen, durch Ugalien und Dandamar, und ihre Kraft war in den weiten Wildländern versiegt.
    Eine neue Generation von Kriegern wurde hier trainiert, ein Heer von Sklaven. Einst waren sie Rebellen, Gefangene, Tainnianer, Ugaliener, Dandamarer, Barbaren, selbst Caer, bevor sie in die Schmieden der Finsternis getrieben wurden, wo ihre Haut zu Eisen wurde, ihr Herz zu Stein und ihr Verstand zu dunklem Wahnsinn, den schwarze Magie lenkte.
    Kein Schwert vermochte ihre schimmernde Haut zu durchschlagen, kein Erbarmen ihr Herz rühren, kein menschlicher Gedanke ihren Verstand mehr zu wecken.
    Ihr eiserner Tritt ließ die Ebene der Krieger erbeben und die Herzen der Lebenden erzittern. Wahrlich, das Licht würde Helden von ganz besonderer Art brauchen, um solche Heere zu schlagen!
    Grimaerg, einer seiner Leibakolythen, pochte an Parthans Tür. Er war ein kleiner, knöcherner Jüngling, dem die Finsternis in den langen Tagen und Nächten in diesem Tempel in das Hirn gekrochen war wie eine giftige Viper und in den Winkeln seiner Augen lauerte. Er haßte das Leben so sehr, daß er sich selbst der Fruchtbarkeit beraubt hatte. Er stand Parthan an Grausamkeit um nichts nach und war zu einem steten Begleiter des Priesters geworden.
    »Hohe Würdigkeit!« rief er mit unterdrückter Stimme.
    »Ja, Grimaerg«, erwiderte Parthan und kleidete

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