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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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sich an. »Sind die Neuen aus Gianton da?«
    »Ja, Hohe Würdigkeit. Und die Boten von der Küste. Und…« Der Akolyth zögerte.
    »Und?«
    »Die Lady Lydia«, ergänzte Grimaerg mit merklicher Unfreundlichkeit.
    Parthan lachte unterdrückt. »Laß dir deine Abneigung nicht anmerken, wenn du nicht nähere Bekanntschaft mit ihrem schwarzen Leibwächter machen willst…«
    »Das möge Quatoruum verhüten!« entfuhr es dem Akolythen.
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Führ sie zu mir. Wann wirst du lernen, daß Abneigung und jede andere Art von Neigung nichts zu bedeuten haben? Es gilt, den Geist, nicht den Leib zu beschneiden…«
    »Ja, Meister.«
    »Lydia von Ambor ist eine amüsante Verbündete, die sich ihren Platz in unserer Welt zu erobern sucht. Ihr Herz ist schwarz, und sie kennt keine Skrupel, und das hält sie jung…«
    »Jung? Mit fast vierzig Sommern…?«
    »Sie weiß es zu verbergen, Grimaerg; wozu sicherlich Aileen, die alte Hexe, mit allerlei Zauber das Ihre beiträgt. Ihre Intrigen amüsieren mich, und solange sie ihre Grenzen kennt…« Er zuckte die Schultern, dann lachte er erneut. »An diesem Mythor hat sie sich die Zähne ausgebissen…!«
    »Mythor, Meister?«
    »Das war vor deiner Zeit, Grimaerg. Hol sie jetzt. Ich kann mir schon denken, worauf sie neugierig ist.«
*
    Prinzessin Lydia von Ambor war auf den ersten Blick eine zierliche Frau. Sie trug kostbare Gewänder und Schmuck, beides Plündergut aus Raubzügen zu den Schlössern im Süden. Sie war von unbestreitbarer reifer Schönheit, die Aufmerksamkeit heischte. Erst auf den zweiten Blick fiel auf, daß ihr roter Mund verkniffen war und der Blick aus ihren dunklen Augen abschätzend und ohne Anteilnahme.
    Sie verzichtete auf alle. Etikette und alle Masken, wenn sie zu Parthan kam. Sie hatte längst aufgehört, ihn betören zu wollen. Es gab genug andere, die ihrer kalten Sinnlichkeit verfielen und hörig bis zum Opfer des eigenen Lebens waren.
    Vor Parthan war sie nur eine alternde, neugierige, machthungrige Frau, die ihr eigenes Bündnis mit der Finsternis zu schließen trachtete.
    In Begleitung Grimaergs rauschte sie in das Gemach, rümpfte wie immer die Nase über die Kargheit, mit der sich Parthan umgab, und sagte hoheitsvoll: »Ein Morgengruß dem Diener des Mächtigen«, bevor sie in die einfache Nüchternheit zurückfand. »Dein kleiner Grimaerg hat schreckliche Angst vor meinem Numir. Als Leibwache taugt das Knäblein nicht viel…«
    »Er hat andere Vorzüge.«
    Sie zuckte die Schultern. »Die Neuen aus den Schmieden sind da. Ein halbes Hundert, wenn ich recht gezählt habe.« Sie rümpfte die Nase. »Sie schimmern noch imposanter als die letzten, ihre Wehrzier ist an Prunksucht nur schwer zu überbieten. Der Feind muß in der Tat geblendet sein von ihrem Anblick. Sie gehorchen auf ein Fingerschnippen. Vielleicht werde ich einen zum Spielen in mein Haus nehmen…«
    »Für dich oder für Numir?« fragte Parthan spöttisch.
    »Ach, wo sind nur die Tage geblieben, da es noch Männer in der Ebene der Krieger gab… die lieben und bluten und sterben konnten!« Sie seufzte.
    »Vielleicht solltest du in den Süden gehen, an die Front jenseits des siebten Kreises. Dort ist noch genug ungezähmtes Leben… zum Lieben und Töten.«
    »In die Wildnis?« Sie schüttelte sich. »Du weißt, das ist nichts für mich. Aber vielleicht sollte ich wie du werden, um die Langeweile zu ertragen… eine Dienerin des Mächtigen… erfüllt von seiner schwarzen Männlichkeit…«
    Parthan schüttelte den Kopf über ihre naiven Vorstellungen, die in ihrer sinnlichen Phantasie wurzelten.
    »Der Dämonenkuß würde dir nicht stehen, meine Liebe.« Er deutete auf sein Gesicht. »Er verdirbt den Teint.« Er grinste. »Aber du bist nicht gekommen, um mit mir über Nichtigkeiten zu schwätzen. Dazu ist dir Prinz Taerin immer noch gut genug, auch wenn er dich im Bett langweilt.«
    Sie sah ihn anklagend an. »Es amüsiert dich, wie ich leide.«
    »Darin sind wir uns ähnlich, meine Liebe. Wir sehen es beide gern, wenn andere viel zu fluchen und zu stöhnen haben. Was führt dich also zu mir? Haben deine Spione Wind von dem Schiff bekommen?«
    Sie nickte. »Was ist es für ein Schiff, Parthan? Man hört die wunderlichsten Dinge über die Spinnen…«
    »Ich sollte sie in die Schmieden senden… deine Schnüffler für ihre Dreistigkeit, und meine Leute für ihre Leichtfertigkeit. Aber es ist zu mühsam, immer neue zu suchen. Belassen wir es also dabei.

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