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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Und jetzt laß’ mich allein. Was ich zu tun habe, duldet keinen Aufschub.«
    O’Braenn und die Gefährten gaben sich alle Mühe, nicht wie Gefangene in der Ebene der Krieger einzutreffen, obwohl zwei Hundertschaften Gianten nur schwer zu übertrumpfen waren. Er sah voll Grauen, daß die Ebene der Krieger von Gianten wimmelte – dies allein war eine Streitmacht, die selbst seine dreißigtausend, die sich noch auf dem Weg nach Akinlay befinden mußten, nicht besiegen konnten. Es war erschreckend, mit welcher Geschwindigkeit die Heere der Finsternis wuchsen.
    Parthan begrüßte ihn in allen Ehren, aber O’Braenn kannte den Priester gut genug, um vorsichtig zu sein. Es stellte sich aber bald heraus, daß er nicht an O’Braenns Absichten zweifelte, seine Allerhöchste Würdigkeit, Donahin, mit diesen ungewöhnlichen Gefangenen zu beeindrucken und solcherart den Makel der Unfähigkeit an allerhöchster Stelle auszumerzen.
    Er ließ die Barbaren und den ugalienischen Magier in den Tempel schaffen, wo sie unter seiner persönlichen Bewachung bleiben sollten. Das gefiel weder Nottr und seinen Gefährten, noch O’Braenn, aber es gab nichts, das sie im Augenblick dagegen tun konnten.
    O’Braenn kannte die meisten, die sich bei ihrer Ankunft vor dem Tempel eingefunden hatten: Die Prinzessin von Ambor, deren Meisterschaft im Intrigieren schon eine Reihe von Höfen kennengelernt hatten, bevor die Finsternis den alten Glanz von Caer erstickte; Prinz Taerin, ein Weiberheld, mehr Hofnarr, denn Edelmann; Prinz Cronh, ein alter Haudegen, der für den focht, der ihn gut bezahlte und die besseren Chancen hatte; ein Dutzend weiterer, geckenhaft höfisch gekleideter Gestalten, von denen ihm manches Gesicht bekannt vorkam. Keine vertrauenerweckende Schar, aber eine, die der Finsternis würdig war.
    Aber viel bekam O’Braenn nicht zu sehen. Er lagerte mit seinen Männern in der Nähe des Tempels, merklich abgeschirmt vom großen Heerlager selbst. Da sie in der Nacht wenig Ruhe gefunden hatten, nutzten die Krieger die Gelegenheit für ein wenig Schlaf.
    Lydia von Ambor lud ihn in ihr Haus, wo sich inzwischen die ganze edle Gesellschaft eingefunden hatte. Sie wollten von seiner verlorenen Schlacht am Broudan-See hören und überhaupt von der Welt jenseits der Kreise, jenseits Darains. Also berichtete er ihnen, wobei er seine eigene Rolle mit vorsichtigen Worten beschrieb, und er mußte erkennen, daß es gar nicht so einfach war, sich nicht in Lügen und Widersprüchen zu verstricken. Auch an den Malen seines Gesichtes und seiner Hand hatten sie großes Interesse.
    Es zweifelte auch keiner seine Worte an, wenn sie auch vielleicht denken mochten, daß er seine Niederlage in Ugalien zu verharmlosen trachtete.
    Am Nachmittag sah er, daß Parthan Calloun zu sich rief, und es erfüllte ihn mit Besorgnis. Seit Dilvoog den Leib des Priesters verlassen hatte, hatte Calloun die Seiten gewechselt, und O’Braenn fiel es schwer, diesem Wandel zu trauen. Aber andererseits wußte Calloun zu wenig, um wirklich gefährlich zu werden.
    O’Braenn war voller nagender Unruhe, auch wenn er es geschickt verbarg. Er fühlte sich hilflos. Parthans Macht schien größer denn je zuvor zu sein.
*
    Der Tag verstrich. Am Abend drangen Schreie und andere, nicht weniger grauenvolle Laute aus dem Tempel. O’Braenns Sorge um Nottr und die Gefährten wuchs, und er war drauf und dran, mit seinen Kriegern den Tempel zu stürmen, als Parthan und Calloun herauskamen.
    Calloun war verändert. Es war deutlich zu erkennen. Ihm hatte der Aufruhr im Tempel gegolten. Calloun war große Ehre widerfahren. Er hatte den Dämonenkuß erhalten. Quatoruums schwarze Kräfte hatten ihn gezeichnet, hatten seinen Zügen die Lebendigkeit genommen, sie festgefroren in einer unzerstörbaren Schicht klaren Eises, das alles Licht der Welt nicht mehr zu schmelzen vermochte.
    »Es ist entschieden«, sagte Parthan. »Die Mächtigen bestimmen nun. Du magst deine Krieger mit dir nehmen und einige deiner Gefangenen, um deine Worte zu beweisen und deine Taten, aber Nottr, der Führer der Großen Horde, bleibt in meiner Obhut. Mit ihm haben die Mächtigen selbst andere Pläne in Gianton…«
    O’Braenn erbleichte. Er ahnte, welches Schicksal Nottr bevorstand. Hastig sagte er: »So werden ich und meine Krieger ihn dorthin schaffen…«
    Parthan schüttelte den Kopf. »Nein, Ritter. Du wirst bei Sonnenaufgang mit den Deinen aufbrechen zu einer Aufgabe, bei der du noch einmal deine Loyalität und dein

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