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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Ein Zustand, den man kennt, hat auch seine Vorzüge. Aber ich weiß noch nicht viel mehr über das Schiff als du…«
    »Ich habe einen fliegenden Boten zurückkommen sehen.«
    »Ich habe ihn noch nicht gefragt.«
    »Wie bezähmst du nur deine Neugier, Priester?«
    Der metallene Späher war im obersten Gemach des Turms gelandet, von wo aus Parthan sie regelmäßig auf Erkundungsflug schickte. Er besaß vier. Auch sie wurden in Gianton angefertigt, auch sie waren geschmiedetes Leben – nur noch ein kleiner Funken davon, gefaßt in Erz und Stein, getrieben vom schwarzen Nebel der Finsternis. Große Magier der Dunklen Kräfte hatten all dies erdacht, und das Gerücht ging, daß sie Neues vorbereiteten.
    Er stieg nach oben, aber er nahm seine Besucherin nicht mit. Er verachtete die freien Verbündeten der Finsternis zu sehr, fühlte sich zu erhaben über sie, um mehr als oberflächliches Wissen mit ihnen auszutauschen. Er benutzte sie, duldete sie, wenn sie in seinem Sinne handelten, und vernichtete sie, wenn sie sich zu groß dünkten und nicht mehr nach seiner Pfeife tanzten.
    Eine Weile war er damit beschäftigt, die Erinnerungen des Spähers zu befragen. Dabei sah er, wie Prinz Thorwyn an der Spitze der zwei Hundertschaften Gianten die Küste erreichte. Die Morgendämmerung war bereits hell genug, um alles gut erkennen zu können. Das Schiff lag mit gerefften Segeln vor der Küste. Die Menschen mußten bereits einige Zeit an Land sein. Sie saßen um zwei große Feuer. Die meisten schliefen.
    Aber sie waren in wenigen Augenblicken hellwach, als Thorwyn mit seinen Gianten an den Strand ritt.
    Der Späher schwang hinab, doch nicht nah genug, um auch die Worte zu verstehen, die zwischen den Parteien hin und her flogen und schließlich damit endeten, daß die Schiffsbesatzung ihr Lager abbrach, die Feuer löschte und Thorwyns nachdrücklicher Einladung folgte.
    Der Späher war nah genug gewesen, daß Parthan Gesichter erkennen konnte. Das des Priesters war ihm fremd. Doch er war kein Erwählter, denn sein Gesicht war frei vom schützenden Mal eines Dämons. Den Anführer der Caer erkannte er sofort, trotz der dunklen Male: Maer O’Braenn, der Verlierer, der in aller Munde war. Und an seiner Seite…
    Er stieg grübelnd die Treppen in seine Gemächer hinab, wo die Prinzessin ungeduldig wartete.
    »Wir erhalten interessanten Besuch«, sagte er.
    »Jemanden, den wir kennen?«
    »Jemanden, der bei uns war… es ist noch gar nicht so lange her… zwei Sommer, wenn ich mich recht erinnere…«
    »Mythor?« entfuhr es ihr.
    »Nicht weit gefehlt«, sagte er anerkennend. »Nein, Mythor ist nicht Narr genug, sich noch einmal in das Herz der Schlange zu wagen. Aber sein Begleiter…«
    »Der Barbar, der sich Ruden nannte…!«
    Parthan nickte. »Der ist es.« Er schlug mit der Faust in seine flache Hand. »Welch ein willkommener Besuch!«
    Lydia von Ambor sah ihn erstaunt an. Sie wußte nicht, wie sie die Worte des Priesters auslegen sollte. Aber sie selbst war nicht unerfreut über Nottrs Rückkehr. Sie wollte ihn für sich, denn der Barbar war ein Mann ganz nach ihrem Geschmack, und in der Erinnerung an die vergangene Zeit war noch ein guter Teil verletzter Stolz und Ärger, für den sie sich revanchieren konnte, denn solche Dinge vergaß sie niemals. Der Abschied von Mythor und Nottr damals war einer der schmachvollsten gewesen.
    Sie wollte diesen Nottr, auch wenn der Preis hoch war. Wenn auch dem Priester an ihm lag, würde es nicht leicht werden.
    »Da ist auch einer für dich dabei, meine Liebe«, fuhr der Priester fort. »Sein Glanz ist ein wenig verblaßt, aber das ist der deine auch…« Er grinste über ihren wütenden Blick.
    »Wer ist es?« fragte sie beherrscht.
    »Maer O’Braenn… einst der erste Heerführer des Fürsten, der angesehenste des Hofes. Die O’Braenns waren die erste Familie des Landes…«
    »Das weiß ich. Ich bin ihm begegnet…«
    »Nun hat er Schlachten verloren… an den Grenzen des Reiches, und die Finsternis hat ihn gezeichnet dafür. Er ist ein geschlagener Mann, und der Mächtige mag wissen, was ihn herführt.«
    »Wer sind die anderen?«
    Er zuckte die Schultern. »Caer, Barbaren, ein Priester, den ich nicht kenne…«
    »Mir liegt an diesem Barbaren… Nottr…«, begann sie.
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Mit ihm habe ich meine eigenen Pläne. Und ich werde noch vor seinem Eintreffen den Mächtigen befragen. Hab dein Vergnügen mit anderen, Weib. Der ist zu wichtig für uns alle.

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