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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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die nun das Meer der Spinnen bevölkerten.
    Er drängte an Maer O’Braenns Seite. »Mon’Kavaer reitet wieder mit uns«, sagte er.
    O’Braenn starrte ihn aufgeregt an. »Bist du sicher, Freund?«
    Urgat nickte. O’Braenns unverhohlene Erleichterung und das Wort Freund wärmten sein Herz ein wenig, und die Einsamkeit war nicht mehr so kalt.
    »Ich werde ihm meinen Körper lassen, wann immer er ihn braucht. Ich hoffe, wir sind beide von solchem Nutzen, wie du für deinen Kampf erhoffst, Ritter.«
    »Ich weiß es«, sagte O’Braenn bestimmt. »So wie ich weiß, daß eines Tages Gorgan wieder frei sein wird von allen Schatten, und jeder Erschlagene und Gefolterte gerächt.« Er sagte es mit solcher Überzeugung, daß Urgat eine Woge von Sympathie fühlte.
    Am dritten Tag, als die Sonne am höchsten stand, sahen sie die erste Festung auf einem der Hügel vor sich. Es war Stongh-Laern O’Boley, was soviel hieß wie steinernes Zelt der Boleys. Stongh-Laern nannten in einem guten Teil des Hochlands die Sippen ihre festen Ansiedlungen.
    Ritter Boley war ein alter Mann, der wohl noch dann und wann sein Rüstzeug trug und seine Klinge führte, denn die Hochländer waren zähe Menschen, die Waffen und Werkzeug erst auf dem Totenbett zur Seite legten. Er hatte sieben Söhne und ein halbes Dutzend Töchter und sich nie die Mühe gemacht, seine Enkel zu zählen. Er war nie am Hof des Fürsten gewesen und vermißte den alten Glanz des tainnianischen Reiches nicht. Er war nicht arm und nicht reich.
    Aber er hatte sechs der sieben Söhne und einen großen Teil seiner Sippe und seines Gefolges in einen Krieg senden müssen, den er nicht verstand, in Schlachten, die so fern waren, daß dies wahrlich das Ende der Welt sein mußte. Und weshalb, um aller Götter der Hügel willen, sollte jemand das Ende der Welt erobern wollen?
    Was ihn aber wirklich gebrochen hatte, war die Tatsache, daß er nicht mehr Herr in seinem Reich war, daß die Teufelspriester, für die seine Söhne in den Krieg gezogen waren, wie Schmeißfliegen unter ihnen saßen und befahlen und sich nahmen, was ihnen beliebte, und mit ihren Dämonen drohten. Seinen siebten Sohn hatten sie eines Tages geholt, zur Warnung. Als er zurückkam, war sein Geist verdüstert, nie wieder sah ihn jemand lachen, und immer häufiger diente er, wie auch andere der Gefolgschaft des Ritters, dem Priester bei seinen schrecklichen Beschwörungen.
    Ein abstoßendes Bildnis aus Stein stand mitten im Laern, ein Abbild des Dämons Katoom, der viele Anhänger in diesem Teil des, Landes hatte, wie auch Sathacion und Quatoruum.
    Der Empfang war kalt und mißtrauisch, und Callouns Anblick verschloß alle Herzen und ließ alle Hoffnungen versiegen, die die Ankunft der Caer-Schar vielleicht geweckt haben mochte.
    Der Priester hieß Arwain und war ein Tiefländer. Er war kein Erwählter. Sein Gesicht war schutzlos menschlich, seine Züge verkniffen und mitleidlos. Er ließ keinen Zweifel daran, daß er der Herr von Laern O’Boley war – er und der Mächtige, dessen Kräfte er mit mittelmäßigem Erfolg zu beschwören vermochte. Er hatte das Hauptgebäude des Laern zu seinem Tempel gemacht, wo er mit seinen zwei Dutzend Akolythen und Dienern wohnte.
    Calloun mit seinem dämonisierten Gesicht war für ihn ein überaus willkommener Gast, der ihm Macht und Prestige in die Siedlung brachte, der diesem Gewürm ringsum klarmachte, daß es nichts anderes gab, als sich zu ducken, denn die lockende Welt draußen war keine Zuflucht. Ganz Caer war der Finsternis verschworen.
    Arwain beachtete die Begleiter Callouns kaum, waren sie doch nur die niedere Gefolgschaft seiner Hohen Würdigkeit. Aber er bat Calloun mit ungelenker Unterwürfigkeit in seinen Tempel.
    Ritter Boley hatte sein Rüstzeug angelegt und stand, auf seine breite Klinge gestützt, vor dem Gesindehaus, halb umringt von Frauen und Knaben. Sein Gesicht war eingefallen, in seinen Augen kaum noch etwas vom Stolz der Hochländer. Es war ein erbarmungswürdiger Anblick, und O’Braenn vermochte nur mit Mühe an sich zu halten. Seine Krieger waren stumm. Sie hatten nicht solches Elend in den Hochländern erwartet. Selbst die ärmsten Sippen waren stolz und voller Leben. Die hier waren nur voller Furcht.
    Während O’Braenn abstieg und, von einigen seiner Krieger begleitet, auf den Ritter zuging, drangen Schreie aus dem Tempel. Gleich darauf erschien Calloun. Er hielt ein blutiges Schwert in der Rechten und den Schädel des Priesters Arwain an den

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