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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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lebten. Für die Lorvaner, die die weiten, ebenen Steppen liebten, war dieses Land mit seinen kargen Höhen und welligen Weiten fremdartig.
    Der Frieden der Natur war um sie, und die Finsternis ein ferner Alptraum, aus dem sie sich davonmachten.
    Eine Weile folgten ihnen Parthans Späher. Als sie umkehrten, ließ O’Braenn die Maske fallen. Auf sein Zeichen umstellten die Männer Calloun und setzten ihm ihre Klingen an die Kehle.
    »Das ist keine gute Lösung, Ritter«, sagte Calloun. »Du würdest meinen Tod verantworten müssen…«
    »Bis ich Parthan, oder einem anderen dieser Teufel wieder gegenübertrete, werde ich viel mehr als das verantworten müssen«, erklärte O’Braenn grimmig.
    Der Priester nickte vorsichtig. »Dennoch bitte ich dich, davon Abstand zu nehmen… wenigstens für eine Weile… ich bin immer noch auf deiner Seite. Ich diene immer noch Dilvoog…«
    O’Braenn zögerte. Dann hieß er die Männer die Klingen senken.
    Calloun seufzte erleichtert. »Ich glaube, Dilvoog ist noch immer mit mir… oder um mich…« Er deutete in die leere Luft.
    »Weshalb glaubst du das?«
    »Als mich Parthan in den Tempel führte und Quatoruum beschwor, da verlor ich die Besinnung. Ich weiß nicht, was geschah. Es ist, als wäre gar nicht ich es gewesen, dem der Dämon sein Mal aufdrückte, sondern etwas… jemand… der vorgab, ich zu sein. Es ist, als… als wäre ich ein Versteck für ihm. Und es ist mir recht, denn er verteidigt es, wie ich es selbst nie könnte…«
    »Aber Quatoruum mag nun jederzeit Besitz von dir ergreifen, wenn es ihm gefällt, um zu sehen, ob wir die Wünsche seines Priesters gut genug erfüllen.«
    Calloun nickte zustimmend. »Ja, das mag geschehen. Aber vielleicht weiß Dilvoog auch dies zu verhindern. Wenn es aber geschieht, ist noch immer Zeit, danach zu handeln. Inzwischen rate ich euch, den unbestreitbaren Wert meiner äußeren Erscheinung zu nutzen…«
    »Die Hochländer werden uns mit Mißtrauen begegnen, wenn sie dich an unserer Seite sehen.«
    »Um so besser wirst du sie in meiner Abwesenheit überzeugen können, während ich von den Priestern viel Nützliches erfahren kann, das es uns erleichtern wird, sie zu überzeugen oder zu vernichten.«
    O’Braenn nickte langsam. »Ich weiß nicht, warum mir deine Worte so überzeugend in den Ohren klingen…«
    »Weil du einen wie mich brauchst, und weil du Dilvoog jede erdenkliche Chance geben mußt. Ohne Magie, ob schwarz oder weiß, ist dein Kampf ein verlorener. Das ganze Hochland von Caer brächte nicht genug Männer auf, um das Gianten-Heer in der Ebene der Krieger zu schlagen. Und es gibt nicht mehr viele Männer in den Hochländern. Die meisten sind wie du längst in den Kampf gezogen. Die Blüte der Hochländer ist in den Schlachten in Tainnia verblutet, als die Eroberung noch eine gute Sache schien, wenigstens für viele.«
    Das Land war nicht mehr unberührt. Immer wieder, selbst in den einsamsten Gefilden, entdeckten sie fleckige Monolithe, ein bis zwei Mann hoch, kleine Abbilder der Steinsäulen von Stong-nil-lumen, kleine Fenster für die Finsternis, um in die Welt zu blicken.
    Vor dieser grimmigen Wirklichkeit schwand die Fröhlichkeit der Männer rasch.
    Urgat und seine Viererschaft, Khars, Kellet und Krot, wehrten sich tapfer gegen das Gefühl der Einsamkeit, das sie immer mehr befiel. Sie sehnten sich nach der Horde, nach den Wildländern, den endlosen Steppen, den Lagerfeuern ihrer Nomadendörfer. Hier war der Himmel so fremd, die lorvanischen Götter so fern. Und dann wieder hingen ihre Gedanken bei Nottr und dem Schamanen, und der Grimm, der in ihren Seelen aufwallte, war so unendlich schwer niederzuringen. Befehl oder nicht, sie waren Verräter, die Freunde solcherart im Stich zu lassen, statt ihnen beizustehen, oder bei dem Versuch zu sterben. Das nagte an ihnen. Urgat begriff noch am ehesten, was Nottr damit von ihm verlangte: Seinen Kampf weiterzuführen. Aber es war schwer, sich damit anzufreunden, an der Seite der Caer zu reiten und mit ihnen zu kämpfen.
    Aber dann regte sich etwas in Urgat – der Geist eines alten Freundes, den er bereits verloren wähnte. Er war schwach, tief vergraben in der eigenen Seele.
    Callouns Worte kamen Urgat in den Sinn – daß Dilvoog in ihm Schutz gesucht hätte. Und er glaubte zu verstehen, daß Mon’Kavaer dasselbe getan hatte, um in seiner Hilflosigkeit nicht erneut in die Fänge der Finsternis zu geraten; um nicht ein Schicksal zu erleiden wie die anderen Geister,

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