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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Geschick unter Beweis stellen kannst. Du wirst deinen alten Einfluß geltend machen unter den Sippen des Hochlands und für Einigkeit sorgen. Das Herz des Reiches muß stark und einig sein und bereit, für die Mächtigen der Finsternis wie ein Mann zu stehen und zu kämpfen. Das schwarze Banner muß über allen Hügeln und in allen Seelen flattern. Solcherart kannst du wiedergewinnen, was du verloren hast… Ansehen im Reich.
    Aber sei gewarnt. Versage nicht noch einmal, oder du wirst wie diese sein…« Er deutete auf das große Heerlager, der Gianten.
    »Seine Würdigkeit, Calloun, wird dich begleiten, um dir Kraft zu geben, wenn dein Herz zaudert«, fuhr Parthan fort. »Bei Sonnenaufgang also. Du magst dir die Gefangenen aus dem Tempel holen, die du brauchst, um den Sippen zu zeigen, welche Wildnis da draußen an den Grenzen des Imperiums ist. Ich selbst werde den Barbarenführer nach Gianton bringen. Es wird nicht unerwähnt bleiben, daß du ihn gefangen hast. Quatoruum mit dir, Ritter!«
    Es gab nichts, das O’Braenn hätte tun können, außer den Anordnungen des Hohenpriesters wenigstens dem Schein zu folgen. Und mit dem dämonisierten Calloun in ihrer Mitte mochte selbst ein falsches Wort verräterisch sein.
    Als er des Grübelns müde war und keinen Ausweg gefunden hatte, ging er in den Tempel, begleitet von Calloun. Es erfüllte ihn mit Grimm, daß er nichts für Nottr tun konnte. So blieb nur, wenigstens die anderen vor diesem unmenschlichen Schicksal zu bewahren, vor allem Urgat, der noch immer vom Geist des Alptraumritters Mon’Kavaer erfüllt sein mußte, auch wenn dieser seit den Tagen in Darain kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hatte. Und er wollte Thonensen, den Magier, und Calutt, den Schamanen, denn ihre Magie würde er brauchen, auf seinem Zug über die Hochländer Caers. Sie vor allem durften nicht in den Schmieden Giantons enden.
    Aber keiner der Lorvaner war bereit, Nottr zu verlassen. Im Beisein Callouns und dreier anderer Priester des Tempels konnte O’Braenn nicht bitten und nicht erklären, nicht einen Funken der Gefühle zeigen, die in ihm tobten.
    Nottr selbst gab Urgat schließlich den Befehl, an O’Braenns Seite zu bleiben, worein sich dieser schließlich mit düsterer Miene fügte. Und mit ihm fügten sich die Männer seiner Viererschaft. Nottrs Viererschaft würdigte O’Braenn keiner Antwort. Der Schamane schüttelte nur den Kopf und versank wieder in seiner Entrückung. Sie hatten ihm offenbar nicht alle seine Kräuter weggenommen. Sie sahen alle sehr hilflos und verwundbar aus in ihren steinernen Kerkern. O’Braenn nahm mit blutendem Herzen und grimmigen Zügen Abschied von ihnen. Er wußte, es war ein Abschied für immer. Aber jeder Versuch einer Befreiung hätte in diesen Mauern geendet, und damit, daß man sie alle nach Gianton bringen würde, und ihr weiter Weg, ihre Entschlossenheit und ihre Pläne würden in den Schmieden ein Ende finden.
    Aber die Fackel des Widerstands mußte weiterlodern. Die freien Menschen, die die Priester und ihre Dämonen haßten und verabscheuten, mußten erfahren, daß es Mittel und Wege gab, zu kämpfen, daß es gelungen war und wieder gelingen würde, Priester und Dämonen zu vernichten.
    Als er den Tempel verließ, fiel ihm auf, daß er Thonensen, den Magier, nicht gesehen hatte. Auf seine Fragen erklärten die Priester:
    »Seine Hohe Würdigkeit hat nach ihm verlangt und angeordnet, daß er im Tempel bleibt.«
    Auf weitere Fragen blieben sie stumm. O’Braenn schluckte seinen Grimm nur mühsam. Aber ein Gedanke hielt ihn aufrecht in dieser Nacht: So wie ihn gab es auch viele Hochländer, die ihren Grimm nur mit Mühe schluckten. Sie würde er um sich scharen.
    Und das Heer! Die dreißig Tausendschaften unter O’Cardwells Führung! Sie mußten es schaffen, auf die Insel zu gelangen. Wenn nicht in Ambor, so in Fordmore, oder irgendwo an der Küste dazwischen. Auf dem Meer, so sah es aus, endeten die Schatten der Schlangen, die Kreise der Finsternis.
    Als er bei Sonnenaufgang an der Spitze seiner Schar nach Westen aufbrach, sah er Thonensen vor den Tempeltoren stehen – als freien Mann an der Seite Lydia von Ambors.

5.
    Es war ein seltsames Gefühl, nach so langer Zeit wieder in die heimatlichen Berge zu reiten, wo Ginster und Thymian wuchsen und der Sommerwind vergessene Erinnerungen wiederbrachte. Die Caer wurden fast fröhlich, denn die meisten von O’Braenns Schar waren Hochländer, wenn auch aus Sippen, die weiter im Westen

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