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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Haaren in der Linken.
    Er hielt ihn hoch, daß alle ihn sehen konnten, und ein Aufstöhnen ging durch die Versammelten. Die Akolythen, alles junge Männer der Sippe, stolperten mit weit aufgerissenen Augen aus dem Tempel.
    »Wer seid ihr?«
    Ritter Boley flüsterte nur, so kraftlos war seine Stimme, aber solcherart war die Stille ringsum, daß jeder ihn hören konnte.
    O’Braenn, der ebenso überrascht war wie alle, fühlte denselben Triumph in sich hochwallen wie alle. Wenn Calloun einen Beweis seiner Loyalität geben wollte, so gab es keinen besseren.
    »Wir sind Freunde«, sagte O’Braenn laut und triumphierend. »Hochländer wie ihr. Wir sind gekommen, weil unser geliebtes Land uns braucht. Aber wir haben nicht gewußt, wie sehr es uns braucht. Wie ist es? Ist noch Mumm und Stolz in euch übrig? Dann holt eure jungen Männer zurück ins Leben. Reißt ihnen die schwarzen Kutten vom Leib und liebt ihnen die Schwärze aus den Herzen! Und legt Feuer an dieses verfluchte Haus!«
    Es war wie ein Wunder, aber mit diesem einen Tod und dem himmelhohen reinigenden Feuer kehrte das Leben zurück nach Stongh-Laern O’Boley.
    »Sagt allen, daß ihr frei seid. Sucht andere, die noch die Kraft haben, ihr Joch abzuschütteln. Tragt die Botschaft durch die ganzen Hochländer, daß die Macht der Teufelspriester gebrochen werden kann, daß der Fluch eines Dämons nie ohne den beschwörenden Priester über euch kommen kann. Und wenn ihr viele seid, dann nehmt die Waffen und sammelt euch. Ich werde da sein!«
    »Die Götter müssen dich senden, Fremder. Wir werden alles tun, wie du sagst. Du wirst eine Heerschar haben, wie es sie noch niemals gab in Caer. Aber sag uns, wer du bist!«
    Maer O’Braenn sah wohl Callouns warnenden Blick. Nottr kam ihm in den Sinn, und was er ihm vor langer Zeit berichtet hatte: etwas über die Wölfe, die sich in den Wildländern zu einem gewaltigen Rudel zusammenschlossen und alte magische Kräfte weckten, um sich gegen die Finsternis zu rüsten. Es mochte eine Zeit kommen, da der Wolf der klügste und mutigste unter allen Geschöpfen der Lichtwelt sein würde. Dann würde es einen Wolf mehr geben, der die Finsternis das Fürchten lehrte.
    Er lächelte und beugte sich näher ans Feuer, daß sie seinen Arm und das gezeichnete Gesicht deutlich sehen konnten.
    »Ich bin der Wolf«, sagte er. »Der Wolf von Caer!«
*
    Zwei Tage später schimmerten die weißen Steinmauern von Stongh-Laern O’Erriway vor ihnen in der Abendsonne. Schimmernde Reiter kamen auf sie zu, und O’Braenn hielt unwillkürlich den Atem an, als er sah, daß es Gianten waren. Eine Schwarzkutte führte sie. Er war nur ein junger Akolyth, aber er wußte wohl mit seinen Schergen umzugehen. Bei Callouns Anblick wurde er sehr unterwürfig. Er hieß Lirry, war einer der Söhne des Sippenoberhaupts, doch den Namen hatte er abgelegt. Er geleitete den illustren Gast und seine Gefolgschaft in das Anwesen.
    Dort herrschte das Grauen.
    Die Erriways waren eine große, früher wohlhabende Sippe von mehr als einem halben Tausend Männern, Frauen und Kindern. Das lag daran, daß die Gefolgschaft selbst wieder aus mehreren Sippen bestand, die einst in Zeiten der Not und der Bedrohung ein Ende gefunden hatten, aber im Schutz der mächtigen Erriways wieder aufgeblüht waren und diesen Schutz über mehrere Generationen als Gefolgschaft abgolten.
    Das gut befestigte und beeindruckend großflächige Lager, dessen Ansammlung steinerner Häuser fast einer kleinen Stadt glich, ähnelte den düsteren Gassen Hughburgs. Dämonenbildnisse standen überall, Zeugnisse einer unmenschlichen Phantasie’, die Alpträume in Stein meißelte und anbetete. Dunkle Flecken von Blut waren an den Opfersteinen davor.
    Der Akolyth brachte Calloun zu einem Priester, der sich Pirhan nannte und dem Dämon Sathacion diente. Er trug eine silberrote Maske über seinem gläsernen Gesicht und er war trunken von Finsternis und Macht. Er liebte es, seinem Dämon Blut zu geben – Blut von Kindern und Weibern, für die sie in den Schmieden von Gianton keine Verwendung hatten. Viele der besten der Erriways und ihrer Gefolgschaft waren bereits den Weg nach Gianton gegangen, jene, die nicht freiwillig für die Finsternis in den Krieg zogen, die gegen den grausamen Kult zu rebellieren versuchten, die in die Einsamkeit der Hügel fliehen wollten und von den Gianten aufgespürt wurden, die ihre Brüder und ihre Väter waren.
    Schwarzer Nebel lag über dem Tempel, beschworen von Blut und

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