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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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sich vehement zu Wort und er ließ sich wieder zurück auf seinen unbequemen Sitzplatz sinken.
    *
    Nach knapp einer Viertelstunde setzte der Hubschrauber unweit des Krankenhauses auf einem freien Platz auf. Ein SEK-Beamter wartete auf die beiden Kripobeamten und führte sie hinüber zum Haus. Vor dem Eingang standen drei Polizisten und bewachten einen Gefangenen, der auf dem Boden lag. Einer der Kollegen hatte sich über ihn gebeugt und schlang ihm Verband um den Oberschenkel. Überall standen Kollegen mit Maschinenpistolen und spähten in die Umgebung.
    Der Einsatzleiter erwartete Trevisan im Gang. Eine junge Frau saß neben ihm auf einer Bank. Ihre Hände waren hinter dem Rücken verschwunden, und Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Da drinnen liegen ein Toter und zwei Schwerverletzte – ein alter Mann und ein Kerl in schwarzem Overall, der wohl zu dem Killerkommando gehört«, erklärte der Einsatzleiter. »Notarzt und Sanitäter sind verständigt. Die junge Frau hatte sich im oberen Stock eingeschlossen. Wir brauchten eine Weile, bis wir sie davon überzeugt hatten, dass wir von der Polizei sind. Wahrscheinlich sind uns zwei oder drei entkommen. Der Hafen ist abgeriegelt.«
    Trevisan wandte sich der Frau zu. »Sie sind Friederike van Deeren«, sagte er sanft. »Mein Name ist Martin Trevisan von der Wilhelmshavener Kripo. Ich ermittle im Mordfall Larsen.«
    »Wie geht es Onno?«, schluchzte sie.
    Trevisan schaute fragend zum Einsatzleiter auf.
    »Der Mann ist von zwei Kugeln getroffen. Eine steckt in der Schulter, die andere im Bein. Ich denke, dass er durchkommt.«
    »Können Sie mir sagen, was hier passiert ist?«, fragte Trevisan die junge Frau. »Liege ich richtig, wenn ich annehme, dass Ihnen Larsen oder Hilko Corde etwas übergeben haben?«
    Sie nickte. »Larsen hatte es auf der Molly versteckt.«
    *
    Eine Gruppe der SEK-Beamten flog in den Hafen, um sich um die Sigtuna zu kümmern. Die Fähre von Norden legte an, als die Einsatzkräfte das Schiff bereits unter Kontrolle hatten. Zwei Männer wurden auf der Sigtuna festgenommen. Der Kapitän, ein Baum von einem Mann mit dichtem Vollbart, hatte ein Kapitänspatent bei sich, das ihn als Igor Varansky aus Sewastopol auswies. Der andere war Pole, hieß Janusz Kreb und stammte aus Lodz. Sie stritten eine Beteiligung am Überfall auf Onno Behrend ab und sagten, dass sie lediglich den Auftrag gehabt hätten, ein paar Männer auf der Insel abzusetzen und sie ein paar Stunden später wieder aufzunehmen. Sie wären Seeleute und keine Mörder. Außerdem würden sie einer Forschungsgesellschaft angehören, die ein Forschungsprojekt im Wattenmeer durchführte. Zur Bestätigung seiner Angaben zeigte Varansky ein Genehmigungsschreiben der Nationalparkverwaltung vor. Bei der Frage, wie viele Männer denn auf die Insel gegangen wären, verwickelten sich der Kapitän und der Seemann in Widersprüche. Der bärtige Riese sprach von zwei, während sein Untergebener von drei Männern berichtete.
    Inzwischen hatte sich Trevisan im Haus von Onno Behrend umgesehen. Den Toten erkannte er sofort. Das Gesicht hatte sich auf Töngens Anwesen unauslöschlich in seine Erinnerung eingebrannt. Onno Behrend wurde von Sanitätern versorgt, während der gedungene Mörder in der Küche noch ums Überleben kämpfen musste. Der Notarzt ging von einer schweren Lungenquetschung und Rippenbrüchen aus.
    Vierzig Minuten nach dem Vorfall wurde ein weiterer Russe in schwarzem Overall von Kollegen in der Nähe des Hafens aufgegriffen. Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen. Er war unbewaffnet und schwieg auf alle Fragen, die ihm gestellt wurden. Die Fahndung lief auf vollen Touren.
    *
    Die beiden Kollegen von der Insel hatten Friederike van Deeren zur Polizeistation gebracht. Trevisan griff nach seinem Handy, doch der Akku war leer. Er veranlasste, dass Kleinschmidt und das Spurensicherungskommando nach Norderney gerufen wurden. Der Kollege aus Norden hatte zugestimmt, schließlich lag der Fall in den Händen der Kripo Wilhelmshaven.
    Angestrengt überlegte Trevisan, wie er Kirner erreichen konnte, doch er hatte weder seine Handynummer parat, noch wusste er, wo sich der Kollege vom LKA eingemietet hatte.
    Nachdem er sich im Haus von Onno Behrend oberflächlich umgesehen hatte, ließ er sich zum Hafen fahren. Die Sigtuna hatte am Westkai festgemacht. Kollegen hatten das Schiff durchsucht, aber niemanden mehr gefunden. Noch immer war nicht klar, ob es noch weitere Flüchtige gab.
    Als Trevisan das

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