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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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postierte sich daneben an der Wand. Ein alter Mann und ein Mädchen, sagte er sich, trotzdem war er vorsichtig. Der Alte hatte offenbar Vorbereitungen getroffen. Es würde ihm nichts nützen. Das Haus war umstellt und eine Verbindung zur Außenwelt gab es auch nicht mehr, es sei denn, sie hätten ein Handy. Selbst dann war ihre Lage aussichtslos.
    Mittlerweile war auch der Dritte im Bunde durch das Fenster in die Küche geklettert. Ein Mann, der etwas gut zu machen hatte: Sniper. Es sollte sein letzter Einsatz werden, dann müsste er in der Versenkung verschwinden. Schließlich existierte längst ein Phantombild von ihm für die Fahndung, auch wenn es sein Gesicht nur unzulänglich wiedergab.
    Negrasov gab seinem bulligen Komplizen ein Zeichen. Der Mann wartete, bis sich Sniper neben der Tür zum Flur postiert hatte, dann ergriff er die Türklinke der geschlossenen Küchentür. Er drückte sie langsam hinunter und zog die Tür leise auf. Ein schmaler Lichtstreifen fiel ins Innere und wurde größer, je weiter die Tür aufging. Plötzlich spürte der Bullige einen Widerstand. Er zog kräftiger und die Tür schwang auf. Ein metallisches Klacken ertönte. Dem Klacken folgte ein lautes Brausen, so als ob irgendwo Luft entwich. Der Bullige schaute erstaunt auf. Das Brausen wurde zu einem Pfeifen, und ein großer Gegenstand schoss durch die Tür. Bevor der Mann reagieren konnte, erklang ein dumpfer Schlag, und etwas presste ihm die Luft aus den Lungen. Mit einem ächzenden Seufzer wurde Negrasovs Komplize zu Boden geschleudert.
    Der metallen schimmernde Gegenstand pendelte aus. Als er zur Ruhe kam, erkannte Negrasov den Eimer. Bis zum Rand angefüllt mit Kieselsteinen blieb er im Türrahmen hängen.
    »Diese Schweine«, zischte Sniper.
    »Los zeigt euch, ihr verdammten Narren!«, hallte die Stimme des Alten durch den Gang.
    Viktor Negrasov glitt zu Boden. Sniper schmiegte sich mit dem Rücken an die Wand. Im diffusen Licht wirkte er wie ein Schatten. Negrasov gab ihm ein Zeichen und brachte seine Waffe in Anschlag. Langsam robbte er vorwärts. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Der Gang war leer. Die gegenüberliegende Tür war geschlossen. Millimeter um Millimeter schob er sich vor.
    Plötzlich zerriss Donnerhall die Stille. Negrasov riss seinen Kopf zurück. Wo sich eben noch sein Schädel befunden hatte, zersplitterte das Holz des Türrahmens. Der Schuss war von oben gekommen. Mit dem Daumen gab er Sniper ein Zeichen. Dann erhob er sich und ging einen Schritt zurück.
    Sniper schälte sich von der Wand und gab drei schnelle Schüsse in die Richtung ab, die ihm Viktor Negrasov angedeutet hatte. Fast gleichzeitig hechtete der Russe durch die Tür und brachte sich auf der gegenüberliegenden Seite in Deckung. Er berührte kaum den Boden, als von oben der zweite Schuss fiel. Doch das Schrot verfehlte das Ziel. Blitzschnell sprang er auf und hechtete die Treppe hinauf.
    Negrasov hatte am Klang der Detonation eine doppelschüssige Schrotflinte erkannt. Das war seine Chance. Auch Sniper nutzte die Gelegenheit. Hinter Negrasov hastete er zur Treppe. Negrasov hatte sie zur Hälfte geschafft, als er den alten Mann erblickte, der neben dem Geländer stand und die Waffe erneut zu laden versuchte. Negrasov brachte seine Waffe in Anschlag und drückte ab. Zwei Dubletten. Der Alte fiel ächzend zu Boden. Noch sechs Stufen trennten Negrasov vom Obergeschoss. Er spürte Snipers Atem in seinem Nacken und nahm zwei Stufen auf einmal. Plötzlich verfing sich sein Bein in einem Draht. Ein greller Blitz schoss auf ihn zu, Schmerz raste durch seinen Körper. Hitze breitete sich darin aus. Er kniff die Augen zusammen, dann knickte er ein. Drei Schüsse peitschten auf, er fiel zu Boden. Er spürte einen Schlag in seinen Lenden. Ein weiterer, sengender Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen. Sniper prallte gegen ihn. Beide stürzten die Stufen hinab und blieben unterhalb der Treppe liegen. Dann hörte Negrasov, wie oben eine Tür zufiel und das Schloss knackte. Sniper lag verkrümmt auf der Seite. An seinem Hals breitete sich ein Blutfleck aus. Die Augen des Österreichers blickten leblos an die Decke.
    »Dieses elendige Luder!«, zischte Negrasov. Er griff nach seiner Waffe, die neben ihm auf dem Boden lag, und versuchte sich aufzurichten. Sein linkes Bein klappte ein. Er war verletzt. Ein alter Mann und ein Mädchen. Verdammt! Er war eingerostet. Aber wer konnte schon ahnen, dass die beiden dort oben mit allen Wassern gewaschen waren.
    Er

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