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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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in diesen Deal gestürzt. Die Informanten hatten gute Arbeit geleistet und er war sicher, dass Mustafa Acar aus Stuttgart kein fauler Apfel im Obstkorb war.
    Die Kunden kamen pünktlich. Genau um Mitternacht bog ein VW-Bus in den einsamen Parkplatz ein. In einiger Entfernung blieb er stehen. Zweimal flammten die Fernscheinwerfer auf.
    »Da sind sie«, sagte der Holländer zufrieden und richtete sich auf.
    Sein Fahrer betätigte ebenfalls zweimal die Lichthupe. Der VW-Bus kam näher und blieb direkt vor dem Mercedes stehen. Ein dunkelhäutiger Mann in Jeans und brauner Wildlederjacke stieg aus und erschien im Lichtkegel der Scheinwerfer.
    »Alles klar«, meldete die quakende Stimme aus dem Funkgerät.
    Der Holländer drückte die Sprechtaste. »Pass auf! Sobald sich etwas bewegt, gibst du Signal!«
    »Okay«, erwiderte die Stimme.
    »Also los, bringen wir es hinter uns.« Der Holländer öffnete die Tür. Sein Fahrer und der Komplize im Fond folgten seinem Beispiel.
    Inzwischen war aus dem VW-Bus ebenfalls ein weiterer Mann ausgestiegen, ein glatzköpfiger Riese mit Muskeln, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun, als Eisen zu verbiegen.
    »Ihr seid pünktlich«, eröffnete der Holländer das Gespräch.
    Der Dunkelhäutige nickte stumm. Sehr gesprächig waren die Schwaben schon bei den ersten Kontakten nicht gewesen.
    »Habt ihr das Geld?«
    Der Dunkelhäutige gab seinem athletischen Partner ein Handzeichen. Für einen Moment verschwand der Bullige im Inneren des Wagens, ehe er mit einem schwarzen Aktenkoffer wieder auftauchte. Er platzierte den Koffer auf der Motorhaube des Mercedes und öffnete ihn. Gebündelte Hundertmarkscheine zeigten sich im fahlen Licht.
    Der Holländer trat einen Schritt vor und griff nach einem Bündel. Innerlich jauchzend blätterte er die Geldscheine durch. Er nahm einen Schein aus der Mitte heraus und reichte ihn seinem Kompagnon. Der verschwand im Wagen und überprüfte die Banknote mit einer Schwarzlichtlampe. Schließlich kehrte er zurück. »Scheint echt zu sein.«
    »Dann hol die Ware!«, befahl der Holländer.
    Sein Kompagnon nahm eine rote Reisetasche aus dem Kofferraum und stellte sie neben den Geldkoffer auf die Motorhaube.
    Der Riese wartete geduldig, bis die Tasche geöffnet war, dann trat er heran und zog ein Päckchen hervor. Er riss es vorsichtig auf und nahm mit den Fingerspitzen ein wenig helles Kristallin heraus. In der anderen Hand hielt er ein Tütchen, in dem sich in einer dünnen Glasphiole eine helle Flüssigkeit befand. Nachdem der Riese den Stoff in das Tütchen verpackt hatte, versiegelte er es und zerdrückte die Phiole zwischen den Fingern. Dann schüttelte er das Tütchen, bis sich das Heroin auflöste und mit der Flüssigkeit verband. Nun schimmerte der Inhalt des Tütchens in sattem Lila.
    Der Riese zeigte es seinem Boss und griff nach der Tasche. Der Holländer lächelte zufrieden. Er wusste, dass der Stoff gut war. Auf seinen Bruder konnte er sich verlassen.
    Plötzlich erfror das Lächeln in seinem Gesicht. In den Händen der Stuttgarter Kunden lagen großkalibrige Pistolen. Zwei weitere Männer sprangen aus dem VW-Bus. Sie trugen Maschinenpistolen, grüne Uniformen und schwarze Wollmasken. Motoren heulten auf, und fast gleichzeitig piepste das Funkgerät im Inneren des Mercedes.
    »Polizei, ihr seid festgenommen!«, rief der Dunkelhäutige und zeigte eine Polizeidienstmarke. »Nehmt die Hände hoch und keine Bewegung!«
    Schon brausten mehrere Wagen heran. Zivilfahrzeuge, aber auch ein paar Streifenwagen. Immer mehr Männer bildeten bald einen undurchdringlichen Ring um den Mercedes. Der Holländer hob seine Hände in den Himmel. Seine beiden Begleiter taten es ihm nach.
    Wenig später war auch der dritte Komplize des Holländers verhaftet. Er hatte im Schatten des Gebäudes gelauert und die Straße beobachtet. Als er die Streifenwagen bemerkt hatte, war er geflüchtet. Doch auch die Polizei hatte einige Sicherungsposten in weiterer Entfernung zurückgelassen. Er war ihnen direkt in die Arme gelaufen.
    *
    Die Nachtschicht auf den Montag war für die Polizeiinspektion Westerstede nach zwei leichten Unfällen mit Blechschäden und ein paar Anrufen wegen Ruhestörung in Giebelhorst bis zum frühen Morgen ruhig geblieben. Erst nach der Ablösung morgens um sechs war bei den Streifenpolizisten Hektik aufgekommen. Zwischen Rostrup und Deepenfurth war ein Milchtankwagen auf der nassen Straße ins Schleudern geraten und umgekippt. Der Fahrer war

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