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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Sache beteiligt sind.«
    »Was soll das werden?«, widersprach der Kriminaloberrat. »Ein Quiz?«
    Trevisan stützte seinen Kopf in die Hände. »Wer ist der Täter?«
    Kirner zog die Stirn kraus. »Woher soll ich das wissen?«
    »Dann beginnen wir einfach am Anfang«, erwiderte Trevisan.
    Widerwillig griff Kirner nach einem Ordner mit der Aufschrift Mordversuch z. N. Esser, Akte 1 . »Meine Ermittlungen begannen mit dem Briefbombenanschlag auf den stellvertretenden Bezirksdirektor und Vorsitzenden der Nationalparkverwaltung Wattenmeer am 24. Dezember.«
    Mit einem roten Filzstift malte Trevisan Esser und zog einen Kreis darum. Daneben schrieb er mit einem blauen Stift Briefbombe, verband beides mit einer Linie und schrieb am Rand des Blocks das Datum des Vorfalles dazu.
    »Was soll das eigentlich werden?«, fragte Kirner belustigt.
    »Mindmapping. Ich habe vor einem halben Jahr an einem Fortbildungskurs in Kriminaltaktik teilgenommen. Es geht darum, Begriffe, Verbindungen, Namen und Besonderheiten zu erfassen und in ein Verhältnis zu bringen, daraus ergeben sich unter Umständen neue Ansatzpunkte und ein zeitliches Schema. Kann möglicherweise zu neuen Schlüssen führen.«
    »Und Sie glauben den Quatsch?«
    »Es kann zumindest nicht schaden. Meine Ermittlungen beginnen mit einer männlichen Leiche im Hafenbecken.« Trevisan schrieb über der ersten Notiz in Rot Larsen und dahinter in Blau Mord und Folter. Dann trug er das Datum ein, das die Gerichtsmediziner als Todeszeitpunkt festgestellt hatten.
    »Dass Larsen zwanzig Tage vor Übersendung der Briefbombe bereits tot war, wusste ich auch so«, sagte Kirner sarkastisch. »Dazu hätten Sie keine Skizze malen müssen. Was ich nicht weiß, ist, warum sich seine DNA und der Fingerabdruck auf dem Kuvert der Bombe befanden.«
    »Und sein Blut im Kofferraum des Peugeots«.
    Kirner horchte auf. »Das heißt, dass sich Larsen irgendwann im Kofferraum des Wagens befand. Wir sollten uns darauf konzentrieren.«
    »Warten wir ab, was am Ende unserer kleinen Malkunst herauskommt«, beschwichtigte Trevisan.
    Sie fuhren fort. Friederike kam ins Spiel, ihr Auslandsaufenthalt, Corde, Töngen, der Holländer und Larsens Rauschgiftsucht. Ein buntes Bild aus roten Namen, blauen Tatsachen, schwarzen Begleitumständen und grünen Mutmaßungen.
    »Wie heißt der Nachfolger von Esser?«, fragte Trevisan.
    Kirner griff zur Akte und blätterte. »Liebler.«
    Trevisan schrieb den Namen auf und verband ihn mit der Luftblase von Esser.
    »Und jetzt?«, flachste Kirner. »Haben Sie den Täter?«
    Trevisan starrte auf das Bild. »Es fehlt noch ein wesentlicher Bestandteil.« Er zeichnete eine weitere rote Luftblase, diesmal mit zwei Fragezeichen in die Mitte, wo sonst die Namen standen. Auf die Zeitlinie schrieb er den 30.12.1997. »Wir dürfen die beiden Besucher nicht vergessen, die Töngen so übel zugerichtet haben.«
    »Das bringt uns doch alles nicht weiter«, nörgelte Kirner und faltete die Hände hinter dem Kopf.
    Trevisan verband noch einige Punkte miteinander, zeichnete mit einem dicken, schwarzen Filzstift kleine Kreise hinter einzelnen Begriffen, strich andere durch. »Moment noch.«
    Kirner erhob sich und ging zum Fenster. Gelangweilt schaute er hinaus.
    Trevisan legte den Stift zur Seite. Fünf Begriffe und Sprechblasen waren übrig geblieben. Der Rote Sand, Liebler, die beiden Fragezeichen, der Begriff Umweltschutz und Corde.
    Trevisan schaute auf. »Sagen Sie, welche Entscheidungen trifft eigentlich der Direktor der Nationalparkverwaltung?«
    Kirner wandte sich zu ihm um. »Na ja, es geht hauptsächlich um den Schutz des Wattenmeers. Nutzungsordnung, Erweiterungen von Nutzungen, Schutzmaßnahmen und Schutzzonenverordnungen. Aber das macht er nicht selbst, er hat seine Mitarbeiter.«
    Trevisan nahm den Block in die Hand. »Ich denke, wir sollten uns um die offenen Begriffe kümmern. Für eine Gruppe militanter Umweltaktivisten gibt es keine Anzeichen. Corde erzählte mir von einem Schiff im Roten Sand, das Larsens Aufmerksamkeit erregte hatte. Nachdem es im Hafen von Langeoog festgemacht hatte, ist Larsen für knapp drei Stunden verschwunden. Als er zurückkam, gab er dem alten Skipper einen Brief an seine Freundin und verschwand. Bei Corde ist nach dem Vorfall eingebrochen worden.«
    »Und weiter?«
    Trevisan erhob sich und ging im Zimmer hin und her. »Larsen wurde Anfang Dezember getötet. Vor seinem Tod wurde er gefoltert. Möglicherweise wurde er in dem blauen Peugeot zum

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